Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Interessante gälte aus dem unbekannten Kolonialkrieg 
höchster Erhebung, von hier aus bietet sich ein malerischer Ausblick namentlich nach 
Süden bis an eine weit im portugiesischen Gebiet von West nach Dst verlaufende 
Bergkette. Durch die mit lichtem Laubwald und niedrigem Busch bewachsene Ebene 
zieht sich 4% Stunöen südlich Newala das breite Silberband des deutsch-portugie¬ 
sischen Grenzflusses Rowuma. Nur 3 Km südlich der Boma, aber 322 m tiefer als 
diese liegt die Wasserstelle Newala, die auch gegen Ende der Trockenzeit (Ende No¬ 
vember) nicht versiegt. 
von der Erwägung ausgehend, daß die Boma Newala nach Verlust der Wasser¬ 
stelle aufgegeben werden muß, wurde beschlossen: die Abteilung Rothe, verstärkt 
durch 60 Gewehre und ein Maschinengewehr der Abteilung Sprockhoff (Leutnant zur 
See d. R., Schiffsoffizier der Deutschen Gstafrikalinie), nimmt die Wasserstelle in 
Besitz und hält sie; die aus zwei Zügen der 20. Feldkompanie und dem hauptteil 
der Abteilung Sprockhoff gebildete Abteilung hinrichs (Kapitänleutnant S. M. 5. 
„Königsberg") operiert auf dem Hochland, hält den Feind in der Boma fest und ver¬ 
hindert das herankommen von Entsatz und Wasserzufuhr aus Mahuta. 
Am 18. November traf ich mit beiden Kompanien über Luatala am Mkoo-Bach 
ein und bezog Lager nahe der Straße Newala—Tunduru. Oie von hier sofort ein¬ 
sehende patrouillentätigkeit brachte über die Verhältnisse beim Feinde folgende Auf¬ 
klärung: 
vie Wasserstelle war durch zwei in ihrer unmittelbaren Nähe angelegte Schanz¬ 
werke befestigt. Oie Stärke der Besatzung war auf mindestens 400 Mann zu ver¬ 
anschlagen. Oer westlich der Wasserstelle in 30° Neigung zu ihr abfallende, licht be¬ 
waldete hang war unbesetzt. Rings um die Boma waren tiefe Schützengräben an¬ 
gelegt. 
Am 21. November um 4 Uhr nachmittags brach ich, nachdem Leutnant Sprockhoff 
mit 60 Gewehren und einem Maschinengewehr zu mir gestoßen war, auf, mar¬ 
schierte bis hart östlich des Dorfes Ntschauru auf der Straße Tunduru—Newala und 
erreichte am 22. November um 6% Uhr früh, vom Feind unbemerkt, den hang hart 
westlich der Wasserstelle. Zur Deckung der linken Flanke hatte ich beim Abbiegen in 
der Gegend Ntschauru den Leutnant Friedrich (Leutnant d. R., Zahnarzt) mit einem 
Zug der Kompanie Tanga (40 Askari, 1 Maschinengewehr) auf der Straße von 
Tunduru in östlicher Richtung weitermarschieren lassen mit dem Auftrag, am folgen¬ 
den Morgen die Boma demonstrierend mit Feuer anzugreifen, um dadurch die Auf¬ 
merksamkeit auf sich zu lenken und zugleich das herunterkommen von Verstärkung 
zur Wasserstelle zu verhindern. Oie Absicht gelang: der Feind wagte weder gegen 
hinrichs auszufallen, noch der Wasserstelle Hilfe zu schicken. 
Vas Gefecht an der Wasserstelle, das den portugiesischen Feldzug zu unseren 
Gunsten entscheiden sollte, spielte sich folgendermaßen ab. vie am Nordende der 
Wasserstelle angelegte Lrdbefestigung war mit 200 bis 250 Gewehren (meist Far¬ 
bigen) und mindestens einem Geschütz oder Maschinengewehr besetzt. Durch das 
Feuer des Zuges Friedrich alarmiert, standen die Askari, ohne die Erkundungsabtei¬ 
lung zu bemerken, an allen vier Fronten hinter den Erdwällen mit fertiggemachtem 
Gewehr. Zch beschloß, frontal und je nach dem Fortschreiten des Gefechts flankierend 
von Norden oder Süden oder auch in beiden Flanken anzugreifen. 
Um 1 y2 Uhr nachmittags entwickelten sich die 4. Schützenkompanie in der Mitte, 
der Zug Sprockhofs auf dem rechten Flügel und eröffneten auf etwa 400 m das Feuer.
	        
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