228
Lllbert ffiayet
Operationen ein eigenes Urteil zu schaffen, in den die Entscheidung einleitenden
Tagen noch mit „0 67" zu einer Unternehmung nach der englischen Westküste in
See; als er zurückkam, reichte er dem Flottenchef bestimmte Vorschläge für Weiter¬
führung des Handelskriegs ein, die von letzterem auch an den Admiralstab weiter¬
gegeben wurden. Der Ehef der Operationsabteilung des Flottenkommandos, Kapitän
zur See v. Levetzow, befand sich in diesen Tagen in Berlin. Er brachte von dort
hinsichtlich der Möglichkeit, jemals zum verschärften U-Boot-Krieg zu gelangen, sehr
ungünstige Eindrücke von Regierung und Admiralstab mit, so daß der Zlottenchef in
seiner Auffassung, nur durch Ablehnung jeder anderen Art von U-Loot-Handels-
krieg zur verschärften Kriegführung zu gelangen, lediglich bestärkt wurde. So blieb
es tatsächlich bei der Ablehnung des Handelskrieges nach Prisenordnung. Nun hätte
trotz der Ablehnung des Flottenchefs von der Kriegsleitung (Admiralstab) der Handels¬
krieg nach Prisenordnung befohlen werden können; das geschah aber nicht; Mai,
Juni, Juli, August und September 1916 fielen in der Nordsee und in Flandern für
Handelskriegsführung aus. Es gibt Stimmen bei uns, die geltend machen, daß der
Ausfall an versenkter Tonnage durch Nichtführung des Handelskrieges nach Prisen¬
ordnung in diesen Monaten das Schicksal des U-Boot-Krieges mitbestimmt habe.
Seit Kriegsende haben verschiedentlich auch feindliche Stimmen die Unterbrechung
des Handelskrieges im Jahre 1916 als Rettung für England bezeichnet.
Ein früher Sommer lag über den wassern der Deutschen Lucht, als die U-Boote,
nach Rückkehr von ihren letzten Handelskriegsfahrten bzw. nach Beendigung ihrer
werftinstandsehung sich wieder auf den Stützpunkten zu sammeln begannen. Ent¬
sprechend der befohlenen rein militärischen Verwendung lagen die Boote oft lange
aus den Stützpunkten bereit, bis sie ein Befehl der Flotte in bestimmte Positionen
rief. Als die englische Flotte in der Zeit zwischen dem 2. und 5. Mai 1916 einen
Vorstoß in der Richtung auf Horns Riff unternahm, um Seeflugzeuge zum Ansatz
gegen unsere Luftschiffhallen bei Tondern zu bringen, gewann „11 24" Fühlung an
englischen Großkampfschiffen. vie versuche, „1151", „11 70", „116 21" und „116 22",
die in der gleichen Gegend auf Vorposten lagen, durch F.-T.-Signale auf den von
„1124" gemeldeten Feind anzusetzen, schlugen leider fehl, weil aus „11 24" die eine
Kupplung zwischen dem vieselmotor und der elektrischen Maschine in Brand geriet,
so daß das Boot dem Feind mangels ausreichender Geschwindigkeit nicht mehr zu
folgen vermochte.
Die U-Boot-Arbeit vor und während der Skagerrakschlacht
In der ersten Maihälfte 1916 nahmen die Bestrebungen des Flottenchefs, Admiral
Scheer, den Briten einen Schlag zu versetzen, immer greifbarere Gestalt an.
Der Angriffsplan gegen die englische Küste
Zunächst wurde ein Plan ausgearbeitet, der einen Angriff auf die englische Küste
bei Sunderland vorsah, um den Feind aus seinen Stützpunkten herauszuziehen und
etwa vor dem Firth of Forth oder südlich davon zu schlagen. Als Vorbereitung dazu
war eine großzügige Aufklärung der Nordsee durch U-Boote zwischen England und
Norwegen geplant; nach Beendigung dieser Aufklärung sollten die Boote vor den
hauptsächlichsten englischen Stützpunkten Wartestellungen einnehmen, um die durch
unsere Flotte herausgezogenen Streitkräfte beim Ein- bzw. Auslaufen anzugreifen.