Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Operationen ein eigenes Urteil zu schaffen, in den die Entscheidung einleitenden 
Tagen noch mit „0 67" zu einer Unternehmung nach der englischen Westküste in 
See; als er zurückkam, reichte er dem Flottenchef bestimmte Vorschläge für Weiter¬ 
führung des Handelskriegs ein, die von letzterem auch an den Admiralstab weiter¬ 
gegeben wurden. Der Ehef der Operationsabteilung des Flottenkommandos, Kapitän 
zur See v. Levetzow, befand sich in diesen Tagen in Berlin. Er brachte von dort 
hinsichtlich der Möglichkeit, jemals zum verschärften U-Boot-Krieg zu gelangen, sehr 
ungünstige Eindrücke von Regierung und Admiralstab mit, so daß der Zlottenchef in 
seiner Auffassung, nur durch Ablehnung jeder anderen Art von U-Loot-Handels- 
krieg zur verschärften Kriegführung zu gelangen, lediglich bestärkt wurde. So blieb 
es tatsächlich bei der Ablehnung des Handelskrieges nach Prisenordnung. Nun hätte 
trotz der Ablehnung des Flottenchefs von der Kriegsleitung (Admiralstab) der Handels¬ 
krieg nach Prisenordnung befohlen werden können; das geschah aber nicht; Mai, 
Juni, Juli, August und September 1916 fielen in der Nordsee und in Flandern für 
Handelskriegsführung aus. Es gibt Stimmen bei uns, die geltend machen, daß der 
Ausfall an versenkter Tonnage durch Nichtführung des Handelskrieges nach Prisen¬ 
ordnung in diesen Monaten das Schicksal des U-Boot-Krieges mitbestimmt habe. 
Seit Kriegsende haben verschiedentlich auch feindliche Stimmen die Unterbrechung 
des Handelskrieges im Jahre 1916 als Rettung für England bezeichnet. 
Ein früher Sommer lag über den wassern der Deutschen Lucht, als die U-Boote, 
nach Rückkehr von ihren letzten Handelskriegsfahrten bzw. nach Beendigung ihrer 
werftinstandsehung sich wieder auf den Stützpunkten zu sammeln begannen. Ent¬ 
sprechend der befohlenen rein militärischen Verwendung lagen die Boote oft lange 
aus den Stützpunkten bereit, bis sie ein Befehl der Flotte in bestimmte Positionen 
rief. Als die englische Flotte in der Zeit zwischen dem 2. und 5. Mai 1916 einen 
Vorstoß in der Richtung auf Horns Riff unternahm, um Seeflugzeuge zum Ansatz 
gegen unsere Luftschiffhallen bei Tondern zu bringen, gewann „11 24" Fühlung an 
englischen Großkampfschiffen. vie versuche, „1151", „11 70", „116 21" und „116 22", 
die in der gleichen Gegend auf Vorposten lagen, durch F.-T.-Signale auf den von 
„1124" gemeldeten Feind anzusetzen, schlugen leider fehl, weil aus „11 24" die eine 
Kupplung zwischen dem vieselmotor und der elektrischen Maschine in Brand geriet, 
so daß das Boot dem Feind mangels ausreichender Geschwindigkeit nicht mehr zu 
folgen vermochte. 
Die U-Boot-Arbeit vor und während der Skagerrakschlacht 
In der ersten Maihälfte 1916 nahmen die Bestrebungen des Flottenchefs, Admiral 
Scheer, den Briten einen Schlag zu versetzen, immer greifbarere Gestalt an. 
Der Angriffsplan gegen die englische Küste 
Zunächst wurde ein Plan ausgearbeitet, der einen Angriff auf die englische Küste 
bei Sunderland vorsah, um den Feind aus seinen Stützpunkten herauszuziehen und 
etwa vor dem Firth of Forth oder südlich davon zu schlagen. Als Vorbereitung dazu 
war eine großzügige Aufklärung der Nordsee durch U-Boote zwischen England und 
Norwegen geplant; nach Beendigung dieser Aufklärung sollten die Boote vor den 
hauptsächlichsten englischen Stützpunkten Wartestellungen einnehmen, um die durch 
unsere Flotte herausgezogenen Streitkräfte beim Ein- bzw. Auslaufen anzugreifen.
	        
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