Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Aus den Geheimnissen des U-Boot-Krieges 
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mutzte sie aufgetaucht bei Nacht passieren; denn getaucht konnten sich die Boote 
sehr leicht im Netz verfangen. Es war geradezu erstaunlich, welchen Fährlichkeiten 
die kleinen, sehr tauchhandlichen ZIandernboote unter sicherer Führung fast immer 
entgingen. In langer Selbstschulung und Anleitung hatten sich die Flandernkomman¬ 
danten zu solchen Leistungen entwickelt. In der uns hier beschäftigenden Periode 
gingen in Flandern „OL 9", „UC 5" und „UB 26" verloren, „UC 8" wurde in Holland 
interniert, nachdem es bei Terschelling festgekommen war. Anfang 1916 begann die 
feindliche Abwehr gegen die Flandernboote konsequenter und schärfer zu werden. 
Besonders bezog sich dies auf die Minenwurfgebiete der L-Boote, später auch auf 
die Anmarschwege aller Zlandernboote, indem im April 1916 am Ostersonntag die 
ganze flandrische Rüste entlang in etwa 15 sm Abstand von ihr ein großes, mit 
Minen versehenes U-Boot-Netz ausgelegt und mehrere Monate hindurch bewacht 
wurde. Flieger und Bewachung, die sich bei diesem Netz aufhielten, suchten die 
U-Boote unter Wasser zu drücken und dadurch ins Netz zu jagen. Die feindlichen 
Flieger wurden in Flandern eine immer grötzere Belästigung für unsere Boote. 
Eine Etappe aus dem Wege zur Wiederaufnahme des U-Boot-Handelskrieges 
bildete der Eintritt Bulgariens in den Rrieg auf seiten der Mittelmächte. Oer Lhef 
des Generalstabes des Feldheeres, General von Falkenhagn, hielt nun den Augen¬ 
blick für Wiederbeginn des Handelskrieges insofern für gekommen, als nach Eintritt 
Bulgariens die Gefahr der Intervention anderer Neutraler für gering angesehen 
wurde. Oer Lhef des Admiralstabes, v. holtzendorff, unterstützte diese Bestrebungen 
auf das lebhafteste. Tirpitz setzte sich mit Macht dafür ein, indem er betonte, der 
Augenblick für den verschärften U-Boot-Rrieg sei jetzt gekommen, der Bootsbestand 
sei wieder aufgefüllt, längeres Zögern würde verderblich sein. Oie Besprechungen 
darüber zwischen Heeres- und Marineleitung begannen am 30. Dezember 1915 im 
Rriegsministerium. 
Es folgten zwei Denkschriften des Admiralstabes vom 7. Januar bzw. vom 12. Fe¬ 
bruar 1916. Zn diesen Denkschriften war die Erwartung ausgesprochen, datz bei rück¬ 
sichtsloser Ausnutzung der U-Boot-Waffe der englische widerstand in längstens 
einem halben Jahre gebrochen sein werde. 
Der amerikanischen Gefahr wurde ins Auge gesehen, ihr gegenüber betont, datz 
der Rrieg bis herbst 1916, wenn irgend möglich, zu Ende gebracht werden müsse, 
da sonst die Hoffnung auf einen für Deutschland ersprießlichen Friedensschluß schwinde. 
Die zweite Denkschrift ging auch an eine größere Zahl wirtschaftlicher Sachverstän¬ 
diger, die sich sämtlich zustimmend äußerten und in sofortiger Aufnahme des un¬ 
beschränkten U-Boot-Rrieges die letzte günstige Aussicht für Deutschland erblickten. 
Ablehnung des unbeschränkten U-Boot-Rrieges durch den Raiser; 
Tirpitz geht 
Der Rais er selbst lehnte am 6. Mär; 1916 bei dem entscheidenden Vortrag in 
Wilhelmshaven gegen das Votum des Generals v. Falkenhagn den unbeschränk¬ 
ten U-Boot-Rrieg, der sich gegen alle in näher bestimmtem Seegebiet an¬ 
getroffenen Fahrzeuge — auch neutrale — ohne nochmalige Warnung im Einzel¬ 
falle wenden und nur Lazarettschiffe u. dgl. ausnehmen sollte, bis auf weiteres ab. 
v. Tirpitz, der selbst den verschärften U-Boot-Rrieg mit allen Mitteln anstrebte, 
wurde schon vor der entscheidenden Sitzung fallen gelassen, indem man ihn gar nicht 
15 weltkriegsbuch
	        
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