ctus den Geheimnissen des U-Boot-^rieges
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Rapitänleutnant Schneider am 19. August 1915 brachte dann die Kortsetzung der
diplomatischen Verwicklung, die durch den Lusitaniafall eingeleitet war. Nachdem
Schneider im nordwestlichen Teil der Irischen See eine Benzolfabrik bei harrington
vernichtet hatte, wurde er am 18. August angrisfsweise von einem großen englischen
Dampfer mit Artillerie beschossen ohne — glücklicherweise — Schaden zu nehmen.
Am 19. August, 48 sm SzW von Dld of Rinsale, versenkte Schneider den Dampfer
„Arabic", von dem er bei seiner am 18. August gemachten Erfahrung ebenfalls offen¬
sive Absichten witterte, da der Dampfer mit hoher Zahlt auf ihn zudrehte, als er,
aufgetaucht, gerade im Begriff war, einen anderen Dampfer zu versenken. Erst nach
Rückkehr von „11 24" konnte ermittelt werden, daß es sich um die „Arabic" von der
white Star Line handelte, die am vormittag Liverpool auf der Ausreise nach New
Isork mit 170 Fahrgästen und 250 Mann Besatzung verlassen hatte. Kerner befanden
sich 400000 Pfund Sterling an Bord, sowie mehrere Bürger der vereinigten Staaten,
von denen drei ertrunken sein sollen. So gelang es der englischen Entrüstung, jenseits
des Atlantik williges Ghr zu finden.
Der Arabicfall löste im Großen Hauptquartier starke Rümpfe aus. Tirpitz und der
Ehef des Admiralstabes Admiral Lachmann vertraten mit größter Energie den
Standpunkt, daß der U-Loot-Rrieg Amerika gegenüber nicht preisgegeben werden
dürfe, während der Reichskanzler v. Lethmann Hollweg, dem der Ehef des Marine-
kabinetts, Admiral v. Müller, sekundierte, für die Zusicherung an Amerika war, daß
der trotz aller Noten immer noch nicht erledigte Lusitaniafall einem Schiedsgericht
unterbreitet werden solle und daß die U-Loot-Rommandanten bestimmten Befehl
hätten, keinen Passagierdampfer ohne Warnung und Rettung der Passagiere zu
versenken. Obwohl der Raiser am 26. August im Sinne v. Tirpitz und Bachmann
entschieden hatte, führte der Ranzler am 27. einen neuen Entschluß des Raisers in
seinem Sinne herbei. Die verhängnisvolle Depesche an Amerika ging ab. Bachmann
mußte aus seiner Stellung scheiden; der bereits im Ruhestand lebende Admiral
v. holtzendorff wurde sein Nachfolger. Die Beziehungen des Großadmirals v. Tirpitz
zur Allerhöchsten Stelle wurden weiterhin verschlechtert. Man fühlte in der U-Boot-
Front deutlich, daß der U-Boot-Rrieg auf dem Nordseekriegsschauplatz — auch in
seiner längst eingeschränkten Form — langsam aber sicher zu Grabe getragen wurde,
zumal am 16. August auch noch die Entsendung der Boote „0 33" und „11 39" nach
dem Mittelmeer angeordnet war. Ein den Handelskrieg der Nordsee endgültig ein¬
stellender Befehl gelangte übrigens nicht sofort an die Krönt. Am 30. August wurde
lediglich angeordnet, bis auf weiteres auch keine kleinen Passagierdampfer ohne
Warnung und Rettung der Besatzung zu versenken. Dieser Befehl war schlechterdings
nicht ausführbar. Wie sollte ein U-Boot-Rommandant durch sein Sehrohr einen
kleinen Passagierdampfer von einem Krachtdampfer unterscheiden?
Einstellung des U-Loot-Handelskriegs
Am 20. September 1915 ging beim Führer der U-Boote der Nordsee und bei der
U-Boot-Klottille Flandern der Allerhöchste Befehl ein, jede Art U-Boot-Handels-
krieg an der Westküste Großbritanniens und im Ranal einzustellen.
Dieser Einstellungsbefehl war besonders schmerzlich für Klandern, wo der Loots-
bestand auf 17 angewachsen war und wo die langen Winternächte in einem gegen
schweres Wetter bis zu einem gewissen Grade geschützten Operationsgebiet eher