Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Albert ©ayer 
sei bei einem Angriff gegen die englische Flotte vernichtet worden. Endgültig hat 
erst Admiral Zellicoe in seinem Buch „Ilie grand fleet 1914—1916“ den Schleier 
gelüftet. Danach fuhr lveddigen nicht durch den Kanal, sondern nördlich um England 
zurück und traf zwischen peterhead und Norwegen am 18. Nlärz die englische Flotte. 
Lei diesem Angriff kam lveddigen zu Fall offenbar dadurch, daß er infolge Eorpedo- 
mangels zu einem Heckanlauf genötigt war, in dessen Verlauf sein Sehrohr von der 
„Dreadnought" gesichtet wurde. Es gelang diesem Schiffe, „U 29" zu rammen und 
zu versenken. 
Nachdem im Nlärz 1915 90000, im April 40000 t feindlichen Handelsschiffsraums 
versenkt waren, kam im Nlai der erste Zwischenfall, der der Ausgangspunkt jener 
tragischen politischen Verwicklungen werden sollte, aus deren Verstrickung sich der 
U-Loot-Handelskrieg bis zur amerikanischen Kriegserklärung im Frühjahr 1917 
nicht mehr zu lösen vermochte. 
Versenkung der „Lusitania" 
Es war die Versenkung der „Lusitania" durch „U20"1), unter Kapitänleutnant 
Schwieger, am 7. Nlai an der irischen Südküste bei Gld head of Kinsale. An die 
Versenkung knüpfte sich ein umfangreicher, sich mehrere Nlonate hinschleppender 
Notenwechsel, dessen unmittelbare operative Folge der Befehl vom 6. Huni 1915 
war, daß die U-Boote von nun an keine großen Passagierdampfer mehr zu versenken 
hätten, auch keine feindlichen. Im übrigen lies der Handelskrieg weiter. An besonders 
hervorstechenden Fahrten sind zu nennen: eine Unternehmung von „U 35" nach der 
Westküste Großbritanniens unter Korvettenkapitän Kophamel im Juni, auf der 
14 Fahrzeuge mit 24000 t versenkt wurden, die Fahrt von „U 39", Kapitänleutnant 
Forstmann, im Zuli, mit einem Ergebnis von 14 Fahrzeugen und ca. 36000 1 zwischen 
den Scillytnfelrt und Puessant und die Rekordsahrt dieses Kriegsabschnitts von 
„U 38", Kapitänleutnant Nlax Valentin er, der im August im St.-Georgs-Kanal, vor 
dem Lristolkanal und bei Tueffant 22 Frachtdampfer, 5 Zischdampfer und 3 Segel¬ 
schiffe mit rund 70000 t Rauminhalt zur Strecke brachte. Zm August ist der berüch¬ 
tigte Laralongfall^) zu verzeichnen, der indirekt eine Folge der amerikanischen 
Schiffen gegenüber anempfohlenen Rücksichtnahme war. Oer Kommandant von 
„U 27", Kapitänleutnant Wegener, der sich in den ersten Kriegsmonaten ganz be¬ 
sonders ausgezeichnet hatte, fand dabei den Eod. Oie Versenkung der „Arabic" durch 
0 Oie „Lusitania" war ein englischer Passagierdampfer mit 1951 Passagieren, von denen 
anläßlich der Versenkung der Schiffer 1198, darunter mehr als 100 amerikanische Bürger 
den Tod fanden. Oer Lusitaniafall erregte damals in der ganzen lvelt ungeheuerer Aufsehen, 
weil er von der rührigen englischen Propaganda unablässig in der Presse aller feindlichen und 
neutralen Staaten gegen Deutschland ausgewertet wurde. D. h. 
2) Der englische Hilfskreuzer „Baralong", unter amerikanischer Flagge und mit amerika¬ 
nischem Neutralitätsabzeichen versehen, überfiel das deutsche „U-Boot 27", als dasselbe den eng¬ 
lischen Handelsdampfer „Nicosian" angehalten hatte und beschoß er zuerst mit Handfeuerwaffen 
und dann mit Geschützen, die durch niederlegbare Schutzwände verdeckt waren. Nach Versenkung 
des U-Bootes schwamm die deutsche Mannschaft hilflos im Wasser und wurde von der Besatzung 
des „Baralong" kaltblütig durch Gewehrfeuer getötet. 5 wehrlose Matrosen, die sich an Lord der 
„Nicosian" gerettet hatten, wurden von Leuten der „Baralong" ermordet, Oer Napitän von 
„U 27", bereits in den Mund getroffen, schwamm auf die „Baralong" zu und hob die Hände 
hoch, zum Zeichen, daß er sich ergeben wolle; vergeblich, er wurde mit einer Salve getötet. 
Die englischen Mannschaften feierten ihren „Sieg" durch ein freudiges Gelage. Oer strikte Be¬ 
fehl des englischen Kapitäns hatte gelautet, keine Gefangenen zu machen. O. h.
	        
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