Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Albert ©ayet 
ein großes Minenboot nach dem Mittelmeer und bald darauf nahmen 6 verbesserte 
kleine Torpedo-U-Boote ihre Tätigkeit dort auf. Nachteilig war, daß man ein großes 
Boot wie „U 35" über ein Jahr lang und „U 38" vom Mai bis August 1916 im 
Schwarzen Meer operieren ließ, wo sie — außer erfolgreicher Beschießung einiger 
feindlicher Rüstenplätze — nur 4 Segler, 4 Dampfer und 2 Zischkutter zu versenken 
vermochten. Im Mittelmeer hätten sie in der gleichen Zeit ein mindestens zehnfaches 
Ergebnis erzielen können. §ür die Aufgaben im Schwarzen Meer hätten die kleinen 
K-Boote vollkommen ausgereicht. 
Sehr nachteilig war allerdings ein Umstand. Als wir mit der U-Loot-Rrieg- 
führung ins Mittelmeer gingen, fanden wir in pola eine österreichische Werft und 
in Eattaro ein Werkstattschiff vor. Wir begnügten uns leider damit, diese Reparatur¬ 
möglichkeiten durch deutsches Personal und Material etwas zu verstärken, ein gro߬ 
zügiger Ausbau, wie er in Zlandern (Brügge, Gstende) durch den tatkräftigen Ror- 
vettenkapitän Bartenbach erfolgte, unterblieb aber. So kam es, daß Ende 1916 und 
Anfang 1917, als in operativer Hinsicht im Mittelmeer Hochkonjunktur war, die Re¬ 
paraturzeiten der Boote sich mehr und mehr verlängerten. 1918 nahmen sie einen 
geradezu bedrohlichen Umfang an. Energisch griff erst der Ehef des U-Boot-Amts 
Anfang 1918 ein und ordnete einen großzügigen Ausbau von pola und Eattaro als 
U-Boot-Stützpunkte an. Auch die in Triest und Ziume bestehenden Reparaturmög¬ 
lichkeiten wurden durch geeignete Maßnahmen gehoben. Infolge des österreichischen 
Zusammenbruchs kamen diese Maßnahmen nicht mehr zur vollen Auswirkung. Un¬ 
günstig war, daß es nicht gelang, uns den Besitz von valona zu sichern; die Durchfahrt 
durch die Dtrantoenge wäre dadurch erheblich erleichtert worden. Oer Handelskrieg 
im Mittelmeer brachte rund 3500000 t feindlichen Handelsschiffsraum zur Strecke. 
Einzelne Rommandanten erzielten ganz ungeheure Leistungen. Rapitänleutnant 
v. Arnauld de la Periöre versenkte mit „U 35" nahezu y2 Millionen Tonnen und 
zwar schon bis 13. Mär; 1918, wo das Boot zu sehr langer Reparatur auf die Werft 
mußte und v. Arnauld zur Übernahme eines U-Loot-Rreuzers in die Heimat ging. 
Als erfolgreiche Rommandanten kleinerer Boote traten besonders die «Oberleutnants 
zur See Steinbauer, v. Mellenthin und Marschall hervor. Die Führung der U-Boote 
im Mittelmeer — vom November 1915 bis Juni 1917 durch Rorvettenkapitän Rop- 
hamel, von da ab bis zum Rriegsende durch Rapitän zur See und Rommodore 
püllen — war sehr glücklich. Oie operativen Möglichkeiten wurden immer klar und 
richtig beurteilt, so im April 1916 die Möglichkeit, den Handelskrieg auch nach Prisen¬ 
ordnung erfolgreich weiterführen zu können. Während der ganzen Rriegsdauer 
gingen im Mittelmeer nur 17 U-Boote durch feindliche Maßnahmen verloren. Ver¬ 
hängnisvoll war nur der Monat Mai 1918, in dem allein 5 Boote verlorengingen. 
Anfang 1918 hatte England die U-Boot-Abwehr im Mittelmeer energischer in die 
Hand genommen und die Bewachung der Dtrantostratze von den Italienern, die sie 
bisher wahrgenommen hatten, übernommen, damit wurde sie erst wirkungsvoll. 
Außer der handelskriegerischen Tätigkeit spielten im Mittelmeer verschiedentlich 
Rüstenbeschießungen und Transportfahrten der U-Boote eine große Rolle. Letztere 
gingen teils nach Ronstantinopel (in der Zeit, als der Weg durch Rumänien noch nicht 
durchaus für uns frei war), teils von pola und Eattaro nach Nordafrika, wo die unter 
türkischer Zührung im Rampf gegen die Italiener stehenden Eingeborenenstämme 
mit Rriegsmaterial versorgt wurden. Außer hersings schon erwähntem Erfolg gegen
	        
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