Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Hugo d. waldeger-hartz 
das Unheil der Zlottenlähmung 
seinen Lauf, weil nicht ein Tirpitz, wie es von dem Großadmiral selbst bereits am 
29. Juli 1914 vorgeschlagen worden war, sondern ein weit unterlegener Geist den 
Raiser ressortmäßig über den Einsatz von Deutschlands Wehrmacht zur See beriet, 
hätte der Scheersche Wagemut von Rriegsbeginn ab gewaltet, dann wäre ein 
Skagerrak aller Wahrscheinlichkeit nach schon im Winter 1914/15 Wirklichkeit ge¬ 
worden. was das zu bedeuten gehabt hätte, nicht nur für das Ansehen der Marine, 
nein, für das ganze deutsche Volk, darüber braucht kein Wort verloren zu werden. 
Eine nachprüfende Betrachtung wird den Zeitraum nach 
Coronel 
als den günstigsten für den großen Einsatz bezeichnen müssen, vom allgemein militär¬ 
politischen Standpunkt aus betrachtet, hat der Erfolg der jungen deutschen Marine 
in den chilenischen Gewässern mehr als eine gewonnene Schlacht bedeutet. Zum 
ersten Male in der neueren Geschichte hatten sich deutsche und englische Waffen auf 
See gekreuzt. Unter dem militärischen Zusammenbruch des englischen Geschwaders 
unter Admiral Lradock brach gleichzeitig das britische Ansehen in einer weise auf den 
Weltmeeren zusammen, wie man es seit länger als einem Jahrhundert nicht erlebt 
hatte, vie volle Bedeutung des Erfolges wurde in Deutschland selbst von der Marine 
nicht erkannt, wir freuten uns rechtschaffen der militärischen Leistung, verabsäumten 
es aber, in ihr einen Zähler des Großkrieges zu erblicken, was sie in der Cat war. 
vie Nachricht von dem deutschen Siege bei Loronel hatte eine völlige Lahmlegung 
des britischen Handels von Panama bis punta Arenas zur Zolge. Ja man hielt 
sogar in England die für Amerika bestimmten Dampfer fest. §ür die Verschiffungen 
von New Ijork nach Lhile stiegen die Versicherungsprämien auf 6%. Die $olge 
der Schiffahrtsbeschränkung war, daß die Einfuhr von Rupfer, Zinn, Salpeter und 
Alpakawolle in England für Wochen ins Stocken geriet. Der Druck wich von der 
britischen Schiffahrt erst 
am Zalklandtage, 
das war der 8. Dezember, während Loronel am 1. November geschlagen worden war. 
Bei Bewertung der Tätigkeit des Rreuzergeschwaders unter dem Grafen Spee 
wird immer übersehen, daß auch Japan unser Gegner war. vor ihm, nicht vor 
Großbritannien, hat Spee Tsingtau aufgeben und seinen so wundervoll getarnten 
Marsch über den Stillen Dzean, ein Meisterstück der Seekriegskunst, antreten müssen, 
wenn es der deutschen Diplomatie gelungen wäre, Japan an unsere Seite zu führen, 
dann hätte sich die Tätigkeit der Speeschen Rreuzer in ganz anderer, in weit um¬ 
fassenderer und durchgreifenderer weise ausgewirkt, als es unter dem Druck der 
gegebenen Lage möglich war. Vas Rreuzergeschwader hätte England einen überaus 
schweren Stand bereitet; ja, man darf sogar annehmen, daß seine operative Tätig¬ 
keit die englische Marine zu starken Detachierungen gezwungen haben würde, so daß 
in der Nordsee der ersehnte Rräfteausgleich aller Wahrscheinlichkeit nach in greifbare 
Nähe gerückt wäre. Selbst unter den gegebenen Verhältnissen war die Wirkung des 
deutschen Rreuzerkrieges in den fernen Gewässern gewaltig, wenn man sich ver¬ 
gegenwärtigt, daß ein lebhafterer Einsatz der deutschen Hochseestreitkräfte in der 
Nordsee die Engländer sehr stark gebunden haben würde, so daß ihnen Detachierungen 
nach dem Auslande schwer gefallen wären, dann wird es doppelt und dreifach klar,
	        
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