Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Aus der Geschichte der Fliegertruppe 
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angriffe wurden auf englischem Boden allein 480 Ballonabwehrkanonen, 706 Schein¬ 
werfer und 245 Horchapparate eingesetzt. Kn Abwehrfliegerverbänden waren in 
Großbritannien selbst eingesetzt: 
Ende 1916: 11 Squadrons und 1 Reserve-Squadron. 
herbst 1918: 6 Wings mit 16 Squadrons, umfassend 576 Offiziere, 3548 Unter¬ 
offiziere und Mannschaften. 
Diese Abwehrkräfte wurden von den Entscheidungskämpfen in Frankreich fern¬ 
gehalten. 
Auch der Sachschaden, der infolge der Fliegeralarme in der englischen Rüstungs¬ 
industrie sowie durch Einschränkung der Arbeitsleistung entstand, ist nicht unbedeutend. 
Lhurchill, der Munitionsminister, berichtet ;. B. über den Leistungsausfall in der 
Angriffsnacht vom 24. zum 25. September 1917 bei einer Patronenfabrik: 
Prozentsatz der an¬ 
wesenden Belegschaft 
Tatsächliche 
Produktion 
Normale 
Produktion 
0,303 Zoll 
27% 
140000 
850000 
7,62 mm 
47% 
60000 
300000 
Gewehrgranatpatr. 
27% 
34000 
125000 
Vas amtliche englische Luftkriegswerk berichtet, daß in England der Schaden 
durch Bombenwurf der Flieger bedeutend größer war als der durch die Luftschiffe. 
Dagegen war die indirekte Wirkung der Luftschiffe in der Störung der Rüstungs¬ 
industrie durch die zahlreichen über weite Gebiete sich erstreckende Flugabwehralarme 
eine größere. 
Gegen Paris wurden zwei Luftschiffangriffe und 44 Fliegerangriffe durchgeführt, 
die nach französischen Angaben einen Verlust von 278 Toten und 636 verwundeten 
verursachten. 
Die Leistungen der Luftschiffe des Heeres haben bisher sehr zu Unrecht nicht die 
ihnen gebührende Wertung erfahren, trotzdem sie mehr Angriffe ausführten als die 
Marineluftschiffe. Wie schwer die Angriffe über Land sich gestalteten, zeigen die 
beiden Angriffe auf Paris am 29./30. Januar 1916 unter Hauptmann Gaißert und 
am 20./21. März 1915 unter hauptmann Steegemann. Stark zerschossen kehrten die 
Luftschiffe über die deutschen Zrontlinien zurück. Die Luftschiffverluste 1916 an der 
Westfront führten zur späteren Abgabe der Heeresluftschiffe an die Marine. 
Die wirksamsten Fliegerbombenangriffe auf Paris erfolgten am 8./9. und 
11./12. Mär; 1918 vor der großen Schlacht in Frankreich unter dem Befehl des 
Hauptmanns Reller. Es wurden allein am 8./9. März 1918 23700 kg Bomben ge¬ 
worfen. Vieser Befehl zum Start auf Paris sei im Wortlaut wiedergegeben, da er 
den besten Einblick in diesen Angriff gibt: 
»Allgemeiner Befehl für den Flug nach Paris 
1. Auf Befehl der Dberften Heeresleitung greifen zur Vergeltung feindlicher Angriffe 
auf offene deutsche Städte die Geschwader 1, 2,5,7 die Festung pari; unter meiner Leitung an. 
2. Befehl zum Start erfolgt an einem Tage mit günstiger Wetterlage bis spätestens 
4 Uhr nachmittags. 
3. Reihenfolge des Starts: B.-G. 2, 7, 1,5. Der Start des Geschwaders darf die Zeit 
von 3V Minuten nicht übersteigen. 
13 Weltkriegsbuch
	        
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