Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Unbekanntes von Luftschiffen 
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Freude war natürlich besonders groß, wurde aber sehr gedämpft, da nunmehr bei 
zunehmender Helligkeit im Süden ein Fahrzeug gesichtet wurde, das nach seiner 
Bauart als ein englischer Zerstörer ausgemacht wurde. Vas Fahrzeug hatte Rurs 
auf das Luftschiff, mit einer Rettung der Besatzung war also nunmehr sicher zu rechnen, 
selbst wenn das Luftschiff sich nicht mehr lange schwimmend halten würde, aber die 
Aussicht auf englische Gefangenschaft rückte dadurch auch immer näher. Doch als 
das Boot dicht beim „L 12" war, erkannte man die deutsche Nriegsflagge am Heck. 
Es war eins unserer ^-Loote, die lediglich in Flandern verwandt wurden, und 
deren Tgp uns daher noch nicht bekannt war. Ls kam aus Zeebrügge, um das Luft¬ 
schiff aufzunehmen. Vas Znschleppnehmen ging schnell vonstatten und nun schleppte 
das Torpedoboot den „L 12" bis nach Zeebrügge an die Mole, ohne daß das Unter¬ 
nehmen von englischen Streitkräften gestört wurde. Erst als das Schiff unter einem 
großen Uran lag, der es aus dem Wasser herausheben sollte, setzten englische Flieger- 
angriffe von Rieuwport her ein, um das Schiff zu vernichten. 
Bei dem versuch, das Schiff aus dem Wasser zu heben, wurde von den ungeübten 
Mannschaften unvorsichtig umgegangen, das Schiff brannte auf, aber erst nachdem 
alle wichtigen Teile, wie in erster Linie die Motoren, ausgebaut worden waren. 
Oie Besatzung ging sofort nach dem Verlust ihres Schiffes nach Friedrichshasen, 
um dort ein neues Schiff, den „I-16", abzuholen, mit dem sie schon im (Oktober des¬ 
selben Jahres einen neuen Angriff auf England fuhr. 
Verlust von fünf Luftschiffen bei einer Englandfahrt 
Mit der zunehmenden Anzahl von Luftschiffen wurden auch die Angriffe immer 
häufiger wiederholt. Es blieb dadurch nicht aus, daß der Engländer seine Abwehr 
ganz erheblich steigerte und schon sehr bald auf die Verwendung von Jagdflugzeugen 
kam, die zur Abwehr angreifender Luftschiffe aufstiegen. So gelang es dem Gegner, 
ein oder das andere angreifende Schiff drüben herunterzuholen, im allgemeinen 
aber hielten sich die Verluste doch in mäßigen Grenzen. Zu den Angriffen wurden 
immer die neuesten und leistungsfähigsten Schiffe benutzt, währenddessen die älteren 
den Aufklärungsdienst in der Nordsee versahen. 
Bei einem Angriff jedoch, in der Nacht vom 18. zum 19. Dktober 1917, verloren 
wir verhältnismäßig viel Schiffe. Es sollten im ganzen 17 Schiffe angreifen, die 
in den verschiedenen Nordseelufthäfen lagen. Zwei von ihnen konnten aber in der 
zum Aufstieg angesetzten Mittagszeit wegen starken chuerwindes nicht aus ihrer 
halle ausführen und nahmen daher nicht am Angriff teil. von den aufgestiegenen 
Schiffen kamen alle zum mehr oder weniger erfolgreichen Angriff, währenddessen 
über dem englischen Festland in großen höhen ein starker Nordsturm überraschend 
einsetzte, der die Schiffe stark nach Süden abtrieb. Ein großer Teil der Luftschiffe 
wurde bis über den Englischen Nana! abgetrieben und mußte nun heimkehrend die 
deutsch-ftanzösische Front passieren, was nur wenigen gelang. Nicht weniger als 
fünf Schiffe gingen auf dieser Fahrt verloren, ver „L 44" wurde brennend 
bei Luneville abgeschossen, „L 45" wurde in Südfrankreich gelandet und von seiner 
Besatzung vernichtet, „L 49" fiel fast unversehrt den Franzosen in die Hände, weil es 
der Besatzung nickft mehr gelungen war, das Schiff noch rechtzeitig am Boden zu 
vernichten und der „L 50" landete sehr hart im südlichen Frankreich, riß sich dabei eine
	        
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