Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Aus dem deutschen Nachrichtendienst 
Don Dr. Elsbeth Schragmüller 
im Weltkrieg Leiterin der Sektion Frankreich der 
Kriegsnachrichtenstelle Antwerpen 
Lin Fall von Kritiklosigkeit in der deutschen Presse 
die „vosfische Zeitung" Nr. 83 vom 6. April 1929 brachte unter der Überschrift 
„Wer ist Mademoiselle vocteur? — das Ende einer großen Spionin" folgende, 
fast durch die gesamte deutsche Presse gelaufene und auch im Ausland aufgenommene 
Notiz: 
„In dielen Tagen haben sich die Mauern einer Irrenanstalt hinter einer Frau geschlossen, 
von der niemand mit absoluter Bestimmtheit sagen kann, wer sie eigentlich ist. Die Krante, 
deren Geist zerstört ist, spricht nicht mehr, von ihrer jetzigen Umgebung weiß niemand, datz 
diese Krau während der ganzen Weltkriegs — neben den offiziellen Stellen — die wirkliche 
Leiterin der deutschen Spionagedienstes gewelen ist." 
Und hieran knüpft das Blatt einen spaltenlangen Kommentar, daß „Mademoiselle 
vocteur" — dies sei „feststehend" — einer „alteingesessenen Familie eines Berliner 
Kunsthändlers" entstamme, schon in jungen Zähren der Spionage anheimgefallen 
sei, und jetzt infolge von Morphium- und Kokainsucht für immer hinter die fest 
verschlossenen Mauern einer Irrenanstalt verbracht worden sei. Auch Einzelheiten 
ihrer „außergewöhnlichen Taten" weiß die „vossische Zeitung" vorzubringen. — 
Ein anderes bedeutendes Blatt, der „hannoversche Anzeiger" brachte fast gleich¬ 
zeitig einen Artikel „Vas Ende eines Spions" von Ferdinand Tuohg zum Ab¬ 
druck, der über diese „Mademoiselle vocteur" noch eingehender informiert ist. Nach 
ihm entstammt sie den „halbweltkreisen", führte ein „lustiges Vorkriegsleben" in 
Homburg, Aachen, Spa und Baden-Baden, wurde für den „polizeidienst" befähigt 
befunden und bekleidete dann während des Krieges „einen wichtigen Posten" im 
Antwerpener Büro des Deutschen Geheimdienstes! Mit Vorliebe habe sie ihren 
Agenten Kokain und ähnliche Dinge mitgegeben, damit diese sich im verdachtsfalle 
als Schmuggler ausweisen könnten und nicht als Spione gefaßt würden! Und wieder 
andere Tageszeitungen des Zn- und Auslandes behaupteten, „Mademoiselle 
Vocteur" oder „la reine de l’espionnage" sei die Tochter eines deutschen 
Generals, heiße „heinrichsen" oder „hinrichsen", hätte die verwegensten Taten auf 
ihren Reisen in Feindesland vollbracht, Agenten mit dem Revolver gezwun¬ 
gen, ihren Anordnungen Folge zu leisten und sich nicht gescheut, im Notfall eigen¬ 
händig von der Waffe Gebrauch zu machen.
	        
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