Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Interessante Fälle aus -er Arbeit 
-er Geheimen Fel-polizei 
Von Werner Berg') 
Wer blieb Sieger? 
Es wird immer wieder die Frage aufgeworfen, wer denn eigentlich Sieger ge¬ 
blieben ist in dem stillen geheinien Ringen um die vormacht der Spionage. Es ist 
darüber gerätselt worden, welche Seite am schnellsten und sichersten die gegnerischen 
Truppenbewegungen durchschaute, welches chemische Laboratorium die beste Ge¬ 
heimtinte lieferte und den wirkungsvollsten Entwickler zur Entlarvung der verräte¬ 
rischen Schrift, wo das standhafteste Lhiffresgstem erfunden wurde oder wo der beste 
Fälscher der Pässe aller Nationen saß. 
Unermüdlich waren vor allem die Franzosen darin, sich selbst die außerordent¬ 
lichsten Leistungen zu bescheinigen. So hat erst wieder vr. Barste °), als Leiter des 
pariser Service cke l’Identite Judiciaire, einst vom Jahre 1916 ab Laboratoriums¬ 
leiter der französischen Spionageabwehrorganisation, erklärt, er sei im Rampf der 
Geheimtinten Sieger geblieben. Er habe während des Krieges 1652 Briefe und 
263 Gegenstände aus Geheimtinten untersucht. Immer sei ihm die Rufdeckung ge¬ 
lungen, aber er habe auch selbst eine Tinte gemischt, die nur bei Anwendung von vier 
verschiedengearteten Reagenzwässern in bestimmter Reihenfolge lesbar gemacht 
werden konnte. Oer deutsche Abwehrdienst habe bis zum Kriegsende sein Geheimnis 
nicht enthüllen können. 
Run, die deutschen Ehemiker des Abwehrdienstes sind ehrlicher. Sie haben zu¬ 
gegeben, daß nicht irgendeine Geheimtinte den Sieg davontrug, sondern die Ent¬ 
wickler in beiden Lagern. Sie wissen, daß der vr. Barste die Azetate im Mundwasser 
und in der Toilettenseife von deutschen Agenten entdeckte, und daß er die Silber¬ 
lösung aus den bei Spionen gefundenen Socken, Schuhbändern oder Taschentüchern 
aussonderte und so dahinterkam, wie die Erwischten sich unauffällig eine Geheimtinte 
in ihrem Hotelzimmer fabriziert hatten, einfach dadurch, daß sie den präparierten 
Gegenstand in ein wenig Wasser tauchten. Das wußten die deutschen Ehemiker wohl, 
doch sie wissen ebensogut, daß auch die großartige Tinte des vr. Barste dem deutschen 
Entwickler erlag. 
Oer deutsche Nachrichten- und Abwehrdienst hat in der Tat allen Grund, auf seine 
Leistungen stolz zu sein. Er war genau so eingekreist und von einer Welt von Feinden 
J) hinter diesem Decknamen verbirgt sich ein ehemaliger Beamter der Geheimen Feldpolizet. 
2) Er wurde im September 1929 im pariser Justizpalast von einem Manne erschossen, den 
er kur; vorher eines Verbrechens überführt hatte.
	        
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