Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

wurden aber leider Maßnahmen, durch die irgendeine von den zunächst neutralen 
Mächten — B. Amerika — für den Sieg oder wenigstens isür die Erhaltung des 
Deutschen Reiches besorgt gemacht werden konnte. 
Nicht genügende Bewertung der Technik 
Bei der ungeheueren zahlenmäßigen Überlegenheit unserer voraussichtlichen 
Kriegsgegner hätten wir gut getan, im Frieden bereits alle Hilfsmittel, die die hoch¬ 
entwickelte und anpassungsfähige deutsche Technik bot, in weitestem Umfange für 
das Heer nutzbar zu machen und dadurch, soweit irgend möglich, das Mißverhältnis 
der Kräfte auszugleichen. Dies ist nicht in genügender Weise geschehen. Der Grund 
dafür ist teils in unangebrachter Sparsamkeit, teils in einer im Offizierkorps weit 
verbreiteten Abneigung gegen technische Dinge zu suchen. Die Beschäftigung mit 
diesen sah man für weniger vornehm an als die mit der reinen Taktik. 
In der Einführung der Maschinengewehre sind wir B. vor dem Kriege nicht 
mit der genügenden Schnelligkeit vorgegangen, obwohl über ihren hohen Wert nach 

konnte. Man betrachtete sie noch immer zu sehr als technische Sonderwaffe, anstatt 
alsbald jede Kompanie und jede Eskadron damit auszurüsten. 
Bei der Feldartillerie hatte die Scheu, in den Ruf einer technischen oder gelehrten 
Waffe zu kommen, zu einer allzu scharfen Trennung von der Fußartillerie geführt. 
Gemeinsame Gefechts- und Schießübungen mit ihr wurden in viel zu geringem 
Umfange abgehalten. In der Entwicklung der Richt- und Beobachtungsmittel unter¬ 
ließen es die beiden Schwesterwaffen, so einheitlich zusammenzuwirken, wie es das 
gemeinsame Ziel erfordert hätte. Die fehlende Übereinstimmung im Gerät hat sich 
beim Zusammenarbeiten von leichten und schweren Batterien aus dem Schlachtfelde 
oft genug störend bemerkbar gemacht. 
Die Ausstattung unseres Heeres mit pionierverbänden blieb unzureichend, ob¬ 
wohl seit Zähren immer wieder die Forderung aus Zuteilung eines Bataillons zu 
jeder Division erhoben worden war. 
Das Flugwesen hatten wir für Aufklärung und Artilleriebeobachtung nicht ge¬ 
nügend entwickelt. Frankreich hatten wir hierin einen weiten Vorsprung gelassen. 
Die Ausnutzung der motorischen Kraft bei Kolonnen und Trains war ebenfalls 
bei uns stark vernachlässigt worden. 
Die technische Organisation der Befehlsführung hatte Graf Schlieffen in seinem 
1909 erschienenen Aufsatz „Der Krieg in der Gegenwart" in folgender Weise gekenn¬ 
zeichnet: „Kein Napoleon, umgeben von einem glänzenden Gefolge, hält auf einer 
Anhöhe... Der Feldherr befindet sich weiter zurück in einem Hause mit geräumigen 
Schreibstuben, wo Draht- und Funkentelegraph, Fernsprech- und Signalapparate zur 
Hand sind, Scharen von Kraftwagen und Motorrädern, für die weitesten Fahrten 
gerüstet, der Befehle harren. Dort, auf einem bequemen Stuhle vor einem breiten
	        
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