Volltext: Der Weltkrieg

20. August 1914 
2. September 
1914 
14. November 
1914 
1919 
Durch ganz Ostpreußen aber läuteten die Glocken und falteten 
sich die Hände und stieg es zum Himmel auf: Nun danket alle 
Gott! Und ungeheuer durch ganz Deutschland der moralische Ein¬ 
druck des gewaltigen Siegs. Er stärkte die Hoffnung auf die 
Zukunft. Er lenkte das Vertrauen des deutschen Volks auf den 
Sieger von Tannenberg, auf Paul v. Hindenburg. 
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Alle bösen Geister 
Auf den Katalaunischen Feldern tobte nach der Sage über den 
Leichen der Walstatt in den Lüften der Kampf der Geister. Auch 
der Weltkrieg war zum größten Teil ein Kampf der Geister. 
Wir haben es leider versäumt, bei uns alle guten Geister auf¬ 
zubieten. Um so mehr der Feind die bösen. 
Die höchste sittliche Macht, die sonst die Menschheit eint — die 
christliche Kirche — sah hilflos auf die Völkerdämmerung. Denn 
sie war ja in allen Lagern. Überall auf Erden kämpften evangelische, 
katholische, orthodoxe Christen widereinander, mit ihnen Moslim 
gegen Moslim, Israeliten gegen Israeliten. Von allen Kathe¬ 
dralen, Moscheen, Synagogen, Pagoden stiegen die Gebete um 
Sieg zu dem Ewigen Wesen empor. 
Gleich zu Beginn des Weltkriegs hatte der fast 80jährige 
Papst Pius X. tieferschüttert die Augen geschlossen, ehe sie 
Europa in Blut und Flammen sehen mußten. Sein schon im 
Kanonendonner gewählter Nachfolger auf dem Heiligen Stuhl 
zwischen den kämpfenden Kolossen der Großmächte, Bene¬ 
dikt XV., trat ein schweres Erbe an. Er wahrte strengste Neu¬ 
tralität. Zum Vermitteln war seine Zeit noch nicht gekommen. 
Für die mohammedanische Welt verkündete der Scheich 
ul Islam in Stambul den „Heiligen Krieg" — die Entrollung der 
grünen Fahne des Propheten gegen die Bedrücker von 118 Millio¬ 
nen Allahgläubigen in Afrika und Asien — gegen Frankreich, Ru߬ 
land, England. Aber das eigentliche geistige Haupt des Islam, der 
unmittelbare Nachkomme Mohammeds, der Großscherif von Mekka, 
stand schon im Bund mit den Briten, die ihn zum Lohn zwei Jahre 
später zum König des Hedfchas machten. 
Und ebenso winkte dem orthodoxen Judentum der gan¬ 
zen Erde durch die Entente nach den Worten des englischen 
Staatsmannes Balfour in Jerusalem ein neues nationales Heim 
für das jüdische Volk, das dann als der Völkerbundsmandatstaat 
Palästina nach dem Krieg entstand. Was auf der weiten Welt alt¬ 
testamentarisch oder zionistisch gesinnt war, vom Karaim in Mos- 
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