Volltext: Der Weltkrieg

Hier erwartete sie den Angriff einer 30fachen Übermacht aus allen 
Ecken der Erde. 
Von allen Seiten zog es heran: Massen von bewaffneten Buren 
ges. 1870 unter ihrem Landsmann, dem General Jan Christian Smuts. 
Indische farbige Ulanen als Vortrab der Briten und der belgischen 
Kongotruppen, mit Hunderten von Automobilen, von Norden und 
Osten. Weiße Portugiesenscharen später über die Südgrenze. 
Braune Krieger aus Belutfchistan, die aus den Schützengräben 
Flanderns kamen. 
Regimenter später von der Goldküste, aus Jamaika, aus Nigérien 
und Rhodesien, südafrikanische Mischlinge, indische Scharfschützen 
— das alles flutet zu Zehntausenden heran und zerschellt an dem 
Häuflein von ein paar 1000 Deutschen und Askaris, denen zum 
Glück ein zweiter deutscher Blockadebrecher Geschütze, Munition 
und Eiserne Kreuze aus der Heimat gebracht hat. 
Es ist auch für den Militär fast unbegreiflich: aber am Ende 
1916/1917 des Jahres steht die deutsche Schutztruppe, nach unzähligen Busch¬ 
gefechten und Märschen kreuz und quer nach Süden, bei Kibata 
nahe dem Meer ungeschlagen in der deutschen Koloniel Der Gegner 
ist, nach ungeheuren Verlusten durch Blei und Fieber, namentlich 
auch an Weißen, am Ende seiner Kräfte. General Smuts sieht 
feine Expedition gescheitert. 
Ungebrochen die deutsche Kampfkraft in diesen Wildniskämpfen. Nachts 
trotten Löwen durch das Lager. „Bei dem allgemeinen Bedürfnis nach 
Fett", berichtet v. Lettow, „wurde die Flußpferdjagd eine Lebensfrage. 
Auch der Elefant wurde jetzt mit anderen Augen angesehen als früher. 
Während der Elefantenjäger sonst Länge und Gewicht der Zähne ab¬ 
schätzte, ehe er seinen Schuß abgab, drängte sich jetzt die Frage in den 
Vordergrund: Wieviel Fett wird das Tier liefern?" 
m» Zu Weihnachten war Deutsch-Ostafrika im dritten Kriegsjahr 
noch deutsch! 
„Zu jener Zeit", erzählt v. Lettow, „erhielt ich eines Tages ein per¬ 
sönliches Schreiben des britischen Oberbefehlshabers, General Smuts, 
in welchem er mir die Verleihung des Ordens Lour Is mérite mit¬ 
teilte und die Hoffnung aussprach, daß sein herzlicher Glückwunsch mir 
nicht unangenehm sein würde." 
Die Nebenkriegsschauplätze sonst auf der Welt im Lause des 
Isis Jahres? Kämpfe im Kaukasus und in Armenien. Man 
wird nie genau feststellen können, was in dem unwegsamen wilden 
Gebirgsland geschah, auf dessen Geröllpfaden in Ermangelung von 
Tragtieren Weiber und Kinder, oft den Strapazen erliegend, 
den Türken Brot und Patronen nachschleppten. Es scheint, daß sich 
auf beiden Seiten nur noch durch Seuchen und Fahnenflucht aus¬ 
gemergelte Gerippe von Truppenkörpern umkrallten. Sieger die 
Russen. Sie erobern Erzerum, Trapezunt, den größten Teil 
Armeniens. 
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