den Horizont flammte. Zahlreiche Scharen wogten lautlos in Schnee¬
hemden gleich Sumpfgespenstern heran." Aber die Deutschen „trieben
Gespensterbeschwörung mit Pulver und Blei".
„^Haltet aus — haltet ausl Lasset hoch das Banner wehnll Die
singenden Kompanien grüßten sich über das Feld mit dem hallenden
Sturmlisd, grüßten das Leben und grüßten den Sieg!"
22. März 1916 Den Sieg in der Schlacht am Raroczfee.
140 000 Russen sind verblutet/ ertrunken, erfroren oder liegen
wund. Die Überlebenden waten rückwärts. Ihr großer Angriff
ist „in Sumpf und Blut" erstickt.
Aber der Zar findet, daß er immer noch zuviel Untertanen hat!
Was wiegen die 2, 3 hingeschlachteten Millionen? Jetzt, wo er
selbst den Oberbefehl führt, muß aus Blutströmen ein Blutmeer
werden! Er gibt den Befehl, das nächste Massengemetzel seiner
Muschiks — diesmal gegen Österreich — vorzubereiten.
25. März 1916 „Ist es wahr", schreibt ihm die Zarin ins Feld, „daß unsere Verluste
so schwer sind? Natürlich — beim Angriff kann es nicht anders sein."
28. März 1916 Und 3 Tage später: „Zum Teufel mit diesen Generalen! Warum
sind sie so schwach und zu nichts gut! Sei streng mit ihnen! Du hast
wirklich viel zu tun, mein Liebling!"
Der Zar hat wirklich viel zu tun! Im Sommer steigen plötz¬
lich seine Krieger, fast ohne Vorbereitung, aus den Schützengräben
4.Juni 1916 des äußersten Galizien. Ihr Führer, General Alexander
oeb. 1868 B r u s s i l o w, weiß um die k. u. k. Front und ihre „dauernde
llberempfindlichkeit gegenüber den russischen Massen", wie Feld¬
marschall v. Hindenburg es milde ausdrückt.
„Südlich des Pripet fSumpfgebietj", fährt er fort, „stürzt die
österreichisch-ungarische Heeresfront auf den ersten russischen An¬
hieb weithin zusammen. Die schwerste Krise des ganzen bisherigen
Krieges an der Ostfront tritt ein, schwerer noch als diejenige des
Jahres 1914."
Habsburg hat, wie Deutschland, den letzten Mann, den es ent¬
behrlich glaubt, aus dem Osten gezogen, im bewußten Gegensatz zu
der Obersten deutschen Heeresleitung — Falkenhayn und Conrad
arbeiten hier, wie meistens, auseinander statt zusammen — und
in die Schützenlinien am Isonzo und in Südtirol etschabwärts ein¬
gereiht. Die Ostfront hat es sozusagen vergessen. Der Russe wird
schon nicht kommen! Aus heiterem Himmel ist er da! Die Unter¬
schätzung rächt sich furchtbar.
„Am 4. Juni", schreibt der dem k. u. k. Armeeoberkommando zuge¬
teilte deutsche General A. v. Cramon, „feierte zu Teschen der Erzherzog
geb. 1858 Friedrich sder österreichisch-ungarische Generalissimus! die Vollendung
seines sechzigsten Lebensjahres. Unter den Lauben des Stadtplatzes ver¬
sammelten sich die Offiziere des Oberkommandos und der Garnison zu
einem Fackelzug. Es war ein herrlicher mondheller Abend. Als ich am
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