Volltext: Der Weltkrieg

furchtbarsten Krieg aller Völker und Zeiten. Die apokalyptischen 
Reiter jagen über die Erde. 
Daß Deutschland an dieser Katastrophe keine Schuld trägt, 
ist in den vorhergehenden Zeilen dargetan. Wie sich auf die anderen 
einzelnen Völker und Regierungen die Verantwortung verteilt, 
muß die Weltgeschichte entscheiden. Man kann jedenfalls Öster¬ 
reich-Ungarn den schweren Vorwurf nicht ersparen, daß es 
seine gerechtfertigte Forderung nach Genugtuung gegenüber Ser¬ 
bien erst 4 Wochen verzögerte und dann die gewiß nicht auf¬ 
richtig gemeinte, aber in der Form zunächst gewandt nachgebende, 
auch von dem Deutschen Kaiser als genügend erachtete Antwort 
Serbiens auf das Ultimatum sofort als Kriegsanlaß nahm, obwohl 
es genau wußte, daß damit der Krieg mit Rußland unvermeidlich 
war. Hier rächte sich furchtbar ein früherer Fehler der deutschen 
Politik: die Nichterneuerung des Bismarckschen „Rückverstcherungs- 
vertrags", der in einem Streitfall Österreich-Rußland dem Deut¬ 
schen Reich die Entscheidung zugunsten des Angegriffenen, d. h. 
zugunsten des Friedens, gab. 
Italien erklärte nur sehr ungern und nach langer Zeit den 
Krieg an Deutschland. Viele kleinere Staaten nur, weil die briti¬ 
schen Machtmittel (Schiffsgeschütze und Hungerblockade) sie zwan¬ 
gen. Das größte Unheil, vom Standpunkt der Menschheit aus, 
war die geistige Völkerdämmerung durch die englische Hetzpropa¬ 
ganda. 
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Kriegsausbruch 
Die Männer: Wir haben gesehen: den Deutschen Kaiser 
trifft keine Kriegsschuld. Er wollte — schon als gläubiger Ehrist 
■— immer nur den Frieden. 
Das deutsche Volk trifft keine Kriegsschuld. Es hatte fast ein 
halbes Jahrhundert hindurch Frieden gehalten. 
Den leitenden deuffchen Staatsmann trifft nur die eine unge¬ 
wollte Kriegsschuld: er war seiner geschichtlichen Aufgabe nicht 
gewachsen. Wir brauchten statt eines Hamlet jetzt in Völker¬ 
dämmerung und Weltenwende einen Mann von Eisen. 
Der Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg, 
schon nahe den Sechzig, hoch in seinem himmelblauen Garde¬ 
dragonerrock, vom grünen Tisch der hohen Bürokratie kommend, 
mithin der Diplomatie, der Welt draußen, dem „Unwägbaren" 
daheim fremd, waltete seit 5 Jahren schwunglos, aber sich für 
unentbehrlich haltend, seines Amtes. 
„Der Reichskanzler", schildert ihn schon vor dem Krieg der ameri¬ 
kanische Botschafter in Berlin, Gérard, bei Gelegenheit einer Reichs -- 
1890 
1856—1921 
Reichskanzler 
vom 14. Juli 
1909 bis 14. 
Juli 1917 
4. bis 6. De¬ 
zember 1913 
15
	        
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