Volltext: Der Weltkrieg

brochenen Kanonengebrülls, Maschinengewehrgehämmers, Hand¬ 
granatengekrachs von der Schweiz bis zum Kanal — unmöglich, 
in dem ständigen blutigen Ringen um Armeestellungen und Gra¬ 
benstücke eine Entscheidung zu erzwingen. 
Schon 'war das Hauptquartier des Obersten Kriegsherrn nach 
geb. i8si Oberschlesien, in das waldumgebene Schloß des Fürsten Hans Hein- 
Anfang isis rich v. Pleß, übergesiedelt. Der Schwerpunkt des Kriegs verlagerte 
sich für das Jahr 1915 nach dem Osten. 
Dort wollten die Mittelmächte den Russen an den Hörnern 
packen. Dort mußten die Westmächte den Russen Hilfe bringen. 
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Gallipoli 
Immer noch mangelte es in Deutschland in diesem Kriegswinter 
1914/1915 an Munition. 
„Nur wer an verantwortungsvoller Stelle die Zeiten durchlebt hat", 
schreibt der Generalstabschef v. Falkenhayn, „während deren im Welt¬ 
heer fast jeder einzelne Schuß gezählt werden mußte, der Ausfall eines 
einzigen Munitionszuges, der Bruch einer Schiene oder sonst ein blöder 
Zufall ganze Frontteile wehrlos zu machen drohte, kann die Schwierig¬ 
keiten beurteilen, die damals überwunden werden mußten — nur wer 
die beweglichen Klagen unserer prächtigen Truppen, die unaufhörlichen 
Bitten der Verbündeten hat anhören müssen." 
Und doch — was ist das gegen die Munitionsnöte der N u ff e nl 
Die Russen haben ihren Mobilmachungsbestand von über 6 Mil¬ 
lionen Granaten restlos verknallt. Sie brauchen jetzt täglich 45 000 
Schuß. Sie erzeugen bei sich im Lande täglich 13 000. Aus dem 
Ausland bekommen sie, da die Ostsee und das Schwarze Meer 
gesperrt sind, höchstens zeitraubende Transporte aus Amerika durch 
den Stillen Ozean und Sibirien. 
„Draußen", notiert sich der französische Botschafter in Petersburg, 
Maurice Palsologue, nachdem er im russischen Kriegsministerium diese 
geheimen Zahlen erhalten, „an dem Himmel, der so mattgrau und trübe 
ist wie Zinn, fegt ein eisiger Wind wütend über die Newaufer und hetzt 
Schneewirbel vor sich her. Die winterliche Trostlosigkeit des großen 
Flusses war mir noch nie so furchtbar vorgekommen. Die Landschaft 
scheint alles Verhängnisvolle und Unverbesserliche, das der Geschichte 
des russischen Volkes innewohnt, auszudrücken." 
Dabei trennen nur 67 Kilometer Rußland von den heißersehnten 
Granaten I Länger sind die Dardanellen nicht, die wenige Kilo¬ 
meter schmale Wasserstraße vom Mittelmeer, das England und 
Frankreich beherrschen, bis zu dem Schwarzen Meer und Ru߬ 
lands Häfen. 
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