Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Waffen, Munition, Kriegsbauten, -mittel und -Maschinen der Landmacht. 
hergestellt. Es sind dies Bleispitzgeschosse, d. h. der Stahlmantel, 
der ein übliches Geschoß umhüllt, reicht beim Dum-Dum- 
Geschoß nur bis zum Beginn seiner eiförmigen Spitze, von 
wo an der Bleikern frei zutage liegt. Ähnlich Herrichten kann 
man auch mit bloßer Hand, noch besser mit eigens dazu am 
Gewehre angebrachten Vorrichtungen jedes Mantelgeschoß. Es 
genügt seine Spitze abzukneifen, zu spalten, einzukerben oder 
mit einer Bohrung zu versehen, das Blei bricht sich dann beim 
Aufschlag schon von selbst aus dem Mantel Bahn. Die Wirkung 
solch eines Geschosses ist unvergleichlich größer und bösartiger 
als jene eines festen spitzen Geschosses. Durchbohrt dieses den 
Körper in einem glatten Kanal, so reißt jenes die sich vor seiner 
Vorderfläche ballende Muskelmasse mit in den Körper hinein. 
Dieser Fleischpfropfen vergrößert sich und so entsteht ein er- 
weiterter, trichterförmiger Schußkanal. Die Verwundung ist 
insbesondere dann gräßlich, wenn sich das Geschoß beim Auf- 
schlag breitgelegt hat und heilt nur äußerst selten, sie über- 
schreitet also die Grenzen der Notwendigkeit. Die Beschlüsse der 
Haager Konvention von 1899 verbieten des- 
halb den Gebrauch der Dum-Dum- Geschosse. 
Es ist ein Hohn auf die Kultur, daß es eines 
solchen Verbotes überhaupt bedarf und noch 
mehr, daß sich manche Staaten und Völker 
darum nicht scheren, ja sogar Mühe darauf 
aufwandten, noch „bessere", mit einer mes- 
singartigen Metallmischung gefüllte und 
einem Kupfermantel versehene Dum-Dum- 
Geschosse zu erfinden. 
Kommt es darauf an, einen 
feindlichen Streitkräfte in 
Zeit durch Jnfanteriefeuer zu zertrümmern, 
so muß natürlich die Feuergeschwindigkeit 
aufs höchste gesteigert werden. Mensch- 
liches Vermögen ist dabei jedoch begrenzt, 
und es war naheliegend, zu trachten, sich 
eine Maschine dazu dienstbar zu machen. Die 
ersten bestanden aus mehreren zusammen- 
geschweißten Läufen. Das waren die Dreh- 
linge, Hagel- oder Orgelgeschütze. Diesen 
folgte nach einer langen Pause in der zwei- 
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Jnfan- 
teriekanone, dann die sogenannte Revolverkanone, im dänischen 
Krieg die Espignole, alles Vorläufer der von den Franzosen 
nach dem Sezessionskriege in die Feldarmee eingestellten 
Mitrailleusen. Auch noch andere ähnliche Waffen tauchten auf, 
doch entsprach keine den Erwartungen. Erst dem Amerikaner 
Maxim gelang es, eine vollkommen maschinenmäßig ar- 
beitende kleinkalibrige Schnellfeuerwaffe zu ersinnen und aus- 
zuführen, die nebst anderen Vorzügen auch den großen besaß, 
einläufig zu sein: das Maschinengewehr. Der Lauf 
und das Kaliber dieser heutzutage vollendet guten und 
„mörderischesten" Feuerwaffe ist jeweilig gleich jenen des im 
betreffenden Heere eingeführten Militärgewehres; die Munition 
ist demnach dieselbe. Was das Maschinengewehr jedoch vor 
dem gewöhnlichen so sehr auszeichnet, ist, daß es, einmal in 
Gang gesetzt, nur genügender Munitionszufuhr bedarf, um 
eine fast ununterbrochene Reihe von Geschossen auf den Feind 
so lange nahezu selbständig zu schütten, bis sein Repetier- 
Mechanismus abgestellt wird. Sehr bezeichnend benannten die 
Russen im japanischen Krieg, in dem die Maschinengewehre 
zum ersten Male Orgien des höllischen Feuers feierten, diese 
Mordinstrumente „die Gießkannen des Teufels". Die Schnellig- 
keit von Z—600 Schuß in der Minute wird durch Einwirkung 
des Rückstoßes, ab und zu eines direkten der Pulvergase auf 
den Repetiermechanismus erzielt. Die Bedienung beschränkt 
sich somit bloß auf das Richten und die Munitionszufuhr. Die 
Lagerung der Patronen in kleinen Magazinen oder Paketen, 
wie für gewöhnliche Gewehre, kann natürlich für Maschinen- 
gewehre nicht entsprechen; für sie werden daher die Patronen 
auf Streifen oder Gurten aneinandergereiht, die sich beliebig 
verlängern lassen, ohne das Feuer unterbrechen zu müssen. Der 
durch die große Feuergeschwindigkeit zu befürchtenden Über- 
hitzung und dadurch verursachten Uubrauchbarkeit des Laufes 
beugt man durch Kühlung vor, wozu der Lauf von einem mit 
Wasser gefüllten Mantelrohr umgeben ist. 
Maschinengewehre gibt es von verschiedenen Systemen; in 
ihrer Einrichtung gleichen sie sich aber im großen alle, besitzen 
auch alle die Feuerkraft von ungefähr 80 Infanteristen. Fort- 
gebracht werden sie sei es auf Rädern, sei es auf Tragtieren, zur 
Not packen sie die Soldaten sich auf den Rücken. In der Feuer- 
stellung lagern sie auf Dreibeinen, schlittenartigen und anderen 
Gestellen oder Räderlafetten. Gegen feindliche Infanterie- 
geschosse von vorne deckt die Bedienungsmannschaft zumeist ein 
Schutzschild, wie solche auch zahlreiche Feldkanonenarten führen. 
Bei der Vervollkommnung der Feuerwaffen, Erhöhung der 
Treffsicherheit und der schnellen Schießmöglichkeit, noch mehr 
nach Einführung der Maschinengewehre, hat sich der M u n i- 
tionsverbrauch im Kriege ungemein gesteigert. Was 
der jüngste Krieg an Munition verschlingen wird, läßt sich 
auch nach den Erfahrungen der letzten Kriege nicht einmal an- 
nähernd vorhersagen. Es ist aber anzunehmen, daß die Zahl 
alle Begriffe übersteigen wird. Diesem Umstände mußte gewaltig 
Rechnung getragen werden, denn ein Munitionsmangel im 
Kampfe muß verhängnisvoll werden. Es ist also alles daran- 
zusetzen, daß der M u n i t i 0 n s e r sa tz klaglos vonstatten 
geht. Die Schwierigkeiten dabei sind ohne Zahl. Allein schon 
durch die unregelmäßige, gar nicht berechenbare Art des Ver- 
brauches erwachsen eine Menge, noch größere durch die Wechsel- 
fälle im Kampfe und durch das sehr oft nur schwer gangbare 
Kampfgelände. Deshalb wird man trachten, zum mindesten die 
Infanterie von Haus aus reichlich mit Munition zu versehen, 
und wird jedem Mann so viel Patronen mitgeben, als er, 
ohne übermäßig belastet zu werden, nur fortbringen kann.
	        
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