Die Welt inMaffen.
der Reservisten, also jener Mannschaften, die meist in den letzten
Iahren präsent gedient haben, auf vollen Kriegsstand ge-
bracht. Gleichzeitig muß für die sich naturgemäß durch Krank-
heiten und Verluste bei diesen Feldtruppen bald ergebenden
Abgänge Ersatz vorhanden sein. Dazu sind bereits im Frieden
durch eigene Kaders Vorbereitungen getroffen. Diese Kaders
stellen nun die Ersatzformationen auf. Sie werden
zum Teil aus überzähligen ausgebildeten, hauptsächlich jedoch
aus minder ausgebildeten und schließlich aus noch gar nicht
ausgebildeten Mannschaften bestehen. In großen Staaten
wird aber noch immer eine erkleckliche Zahl an Mannschaften
erübrigt. Aus diesen werden Neuformationen,
Truppenteile und -korper, die im Frieden nicht bestanden haben
und für welche auch keine oder bloß zum Teil Kaders vorhanden
waren, aufgestellt. Diese Neuformationen sind die zweite, aus
der ersten hervorgegangene Linie. Die dritte Linie schließlich
wird aus den ältesten gedienten Jahrgängen und auch solchen
Radfahrerkompagnie im Gefecht.
Mannschaften aufgestellt, die aus welchem Grunde immer
nicht gedient haben und jetzt erst als waffenfähig in das
Heer eingereiht werden. Für diese letzte Linie, den Land-
stürm, Reichswehr, Territorialarmee, bestehen im Frieden
keine Kaders.
Schwieriger als die Vervollständigung des Heeres durch
Mannschaften ist die Pferdeaufbringung im Kriege.
Um die dann nötige große Zahl an Reit-, Zug- und Trag-
tieren zu erhalten, müssen schon im Frieden weitgehende Vor-
kehrungen getroffen werden, die sich sogar bis zur Sorge um
die Pferdezucht zu erstrecken haben.
Die bewaffnete Macht eines Staates ist ein feiner, wohl-
durchdachter, verwickelter und überaus vielseitiger Organismus.
Den Grundstock der Landmacht bilden die drei Haupt-
Waffengattungen: Infanterie, Kavallerie und Artillerie, welche
sich in verschiedene Zweige teilen und durch Hilfswaffen ver-
stärkt werden. Jede Waffengattung gliedert sich wieder ihrer-
feits in Truppenkörper, Abteilungen und Unterabteilungen,
wobei von dem Grundsatz ausgegangen wird, daß die kleinste
Einheit, die Unterabteilung, eine immerhin schon wirksame
Stärke besitzen, dabei aber inZorm und Bewegung so schmieg-
sam bleiben soll, daß sie stets fest in der Hand ihres Führers
liegt.
Bei der Infanterie (Jägern, Schützen, Grenadieren,
Musketieren, Füsilieren) ist die kleinste Einheit die Kompagnie,
ungefähr 250 Mann. Drei bis acht Kompagnien bilden eine
Abteilung, ein Bataillon, das selbständig sein kann oder mit
zwei bis vier gleichen Abteilungen zu einem Truppen-
körper, einem Regiments, vereint werden. Zwei oder drei
Jnfanterieregimenter bilden zumeist eine Jnfanteriebrigade.
Die Brigaden sind die größten Truppenverbände, welche nur
aus einer Waffengattung bestehen. Eine Jnfanterietruppen-
division wird nebst zwei bis drei Jnfanteriebrigaden bereits
Kavallerie und Artillerie in ihrem Verbände haben.
Zur Infanterie rechnet man auch die Radfahrer-
truppen, da sie tatsächlich eine solche sind. Sie unter-
scheiden sich, abgesehen von kleinen Abweichungen in der Aus-
rüstung, von der gewöhnlichen Jnsan-
terie nur dadurch, daß sie sich nicht
auf eigenen Beinen fortbewegen, fon-
dern radfahren. Durch ihre Schnellig-
keit sind sie zur Lösung besonderer Auf-
gaben berufen; ihre Kampfesart ist da-
bei jene der Infanterie. Sie gliedern
sich in Kompagnien und Bataillone.
Die berittene Infanterie
ist ein Mittelding zwischen Infanterie
und Kavallerie, meist zur Unterstützung
oder Ersatz einer der beiden bestimmt,
und gliedert sich wie diese oder jene.
Maschinengewehrtruppen,
wo solche eigen bestehen, haben nur
Unterabteilungen. Schneeschuh-
(S k i-)T r u p p e n sind begreiflicher-
weise keine ständigen Formationen. Sie
werden nach Bedarf aus den zu Kom-
pagnien, ab und zu sogar Bataillonen
zusammengezogenen Schneeschuhabtei-
lungen der Jnfanterieregimenter auf-
gestellt.
Bei der Kavallerie ist die Es-
kadron, Schwadron, Sotnie die kleinste
Einheit. Ihrer zwei bis drei bilden eine
Division (nicht Truppendivision!), zwei Divisionen — oder
wo diese Zwischenstufe der Abteilung fehlt, drei bis sechs
Eskadronen — ein Regiment. Zwei bis drei Kavallerieregi-
menter machen eine Kavalleriebrigade aus, die wieder zu einer
Kavallerietruppendivision, welche schon ein gemischter Heeres-
körper mit Infanterie und Artillerie sein wird, vereint werden
können.
Die Artillerie hat zwei Hauptgruppen, die Feld-
und die Festungs(Fuß-)Artillerie. Ihre Verwendungsarten
ergeben sich aus den Bezeichnungen von selbst, jedoch, da sie
sich ergänzen, können die beiden Gruppen nicht streng von-
einander geschieden werden. — Die Feldartillerie sondert
sich in die fahrende, bei der die Bedienungsmannschaft auf
den Geschützen fährt, in die reitende, bei der die Be-
dienungsmannfchaft beritten ist, dann in die Gebirgs- und
die schwere Artillerie. Jede dieser Arten hat mehr
minder leichtbewegliche, durch animalische Kraft
fördernde Geschütze (Kanonen, Haubitzen) verschiedener
bei der Gebirgsartillerie sind sie zerlegbar und
Tragtieren fortgebracht. — Die Festungsartillerie ist natur-