Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Die Welt inMaffen. 
der Reservisten, also jener Mannschaften, die meist in den letzten 
Iahren präsent gedient haben, auf vollen Kriegsstand ge- 
bracht. Gleichzeitig muß für die sich naturgemäß durch Krank- 
heiten und Verluste bei diesen Feldtruppen bald ergebenden 
Abgänge Ersatz vorhanden sein. Dazu sind bereits im Frieden 
durch eigene Kaders Vorbereitungen getroffen. Diese Kaders 
stellen nun die Ersatzformationen auf. Sie werden 
zum Teil aus überzähligen ausgebildeten, hauptsächlich jedoch 
aus minder ausgebildeten und schließlich aus noch gar nicht 
ausgebildeten Mannschaften bestehen. In großen Staaten 
wird aber noch immer eine erkleckliche Zahl an Mannschaften 
erübrigt. Aus diesen werden Neuformationen, 
Truppenteile und -korper, die im Frieden nicht bestanden haben 
und für welche auch keine oder bloß zum Teil Kaders vorhanden 
waren, aufgestellt. Diese Neuformationen sind die zweite, aus 
der ersten hervorgegangene Linie. Die dritte Linie schließlich 
wird aus den ältesten gedienten Jahrgängen und auch solchen 
Radfahrerkompagnie im Gefecht. 
Mannschaften aufgestellt, die aus welchem Grunde immer 
nicht gedient haben und jetzt erst als waffenfähig in das 
Heer eingereiht werden. Für diese letzte Linie, den Land- 
stürm, Reichswehr, Territorialarmee, bestehen im Frieden 
keine Kaders. 
Schwieriger als die Vervollständigung des Heeres durch 
Mannschaften ist die Pferdeaufbringung im Kriege. 
Um die dann nötige große Zahl an Reit-, Zug- und Trag- 
tieren zu erhalten, müssen schon im Frieden weitgehende Vor- 
kehrungen getroffen werden, die sich sogar bis zur Sorge um 
die Pferdezucht zu erstrecken haben. 
Die bewaffnete Macht eines Staates ist ein feiner, wohl- 
durchdachter, verwickelter und überaus vielseitiger Organismus. 
Den Grundstock der Landmacht bilden die drei Haupt- 
Waffengattungen: Infanterie, Kavallerie und Artillerie, welche 
sich in verschiedene Zweige teilen und durch Hilfswaffen ver- 
stärkt werden. Jede Waffengattung gliedert sich wieder ihrer- 
feits in Truppenkörper, Abteilungen und Unterabteilungen, 
wobei von dem Grundsatz ausgegangen wird, daß die kleinste 
Einheit, die Unterabteilung, eine immerhin schon wirksame 
Stärke besitzen, dabei aber inZorm und Bewegung so schmieg- 
sam bleiben soll, daß sie stets fest in der Hand ihres Führers 
liegt. 
Bei der Infanterie (Jägern, Schützen, Grenadieren, 
Musketieren, Füsilieren) ist die kleinste Einheit die Kompagnie, 
ungefähr 250 Mann. Drei bis acht Kompagnien bilden eine 
Abteilung, ein Bataillon, das selbständig sein kann oder mit 
zwei bis vier gleichen Abteilungen zu einem Truppen- 
körper, einem Regiments, vereint werden. Zwei oder drei 
Jnfanterieregimenter bilden zumeist eine Jnfanteriebrigade. 
Die Brigaden sind die größten Truppenverbände, welche nur 
aus einer Waffengattung bestehen. Eine Jnfanterietruppen- 
division wird nebst zwei bis drei Jnfanteriebrigaden bereits 
Kavallerie und Artillerie in ihrem Verbände haben. 
Zur Infanterie rechnet man auch die Radfahrer- 
truppen, da sie tatsächlich eine solche sind. Sie unter- 
scheiden sich, abgesehen von kleinen Abweichungen in der Aus- 
rüstung, von der gewöhnlichen Jnsan- 
terie nur dadurch, daß sie sich nicht 
auf eigenen Beinen fortbewegen, fon- 
dern radfahren. Durch ihre Schnellig- 
keit sind sie zur Lösung besonderer Auf- 
gaben berufen; ihre Kampfesart ist da- 
bei jene der Infanterie. Sie gliedern 
sich in Kompagnien und Bataillone. 
Die berittene Infanterie 
ist ein Mittelding zwischen Infanterie 
und Kavallerie, meist zur Unterstützung 
oder Ersatz einer der beiden bestimmt, 
und gliedert sich wie diese oder jene. 
Maschinengewehrtruppen, 
wo solche eigen bestehen, haben nur 
Unterabteilungen. Schneeschuh- 
(S k i-)T r u p p e n sind begreiflicher- 
weise keine ständigen Formationen. Sie 
werden nach Bedarf aus den zu Kom- 
pagnien, ab und zu sogar Bataillonen 
zusammengezogenen Schneeschuhabtei- 
lungen der Jnfanterieregimenter auf- 
gestellt. 
Bei der Kavallerie ist die Es- 
kadron, Schwadron, Sotnie die kleinste 
Einheit. Ihrer zwei bis drei bilden eine 
Division (nicht Truppendivision!), zwei Divisionen — oder 
wo diese Zwischenstufe der Abteilung fehlt, drei bis sechs 
Eskadronen — ein Regiment. Zwei bis drei Kavallerieregi- 
menter machen eine Kavalleriebrigade aus, die wieder zu einer 
Kavallerietruppendivision, welche schon ein gemischter Heeres- 
körper mit Infanterie und Artillerie sein wird, vereint werden 
können. 
Die Artillerie hat zwei Hauptgruppen, die Feld- 
und die Festungs(Fuß-)Artillerie. Ihre Verwendungsarten 
ergeben sich aus den Bezeichnungen von selbst, jedoch, da sie 
sich ergänzen, können die beiden Gruppen nicht streng von- 
einander geschieden werden. — Die Feldartillerie sondert 
sich in die fahrende, bei der die Bedienungsmannschaft auf 
den Geschützen fährt, in die reitende, bei der die Be- 
dienungsmannfchaft beritten ist, dann in die Gebirgs- und 
die schwere Artillerie. Jede dieser Arten hat mehr 
minder leichtbewegliche, durch animalische Kraft 
fördernde Geschütze (Kanonen, Haubitzen) verschiedener 
bei der Gebirgsartillerie sind sie zerlegbar und 
Tragtieren fortgebracht. — Die Festungsartillerie ist natur-
	        
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