Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Konopischt, das Schloß des Erzherzog-Thronfolgers. 
aus allen seinen Handlungen war deutlich die Energie erficht- 
lich, Hsterreich-Ungarn zu festigen, zu erhöhen und zu erneuern. 
Er förderte die Armee, schuf die Marine beinahe neu, an allen 
ökonomischen und nationalen Fragen nahm er lebhaft Anteil. 
Seine Freundschaft mit Kaiser Wilhelm bot die Garantie, daß 
nach wie vor das Bündnis mit dem Deutschen Reich der unver- 
änderliche Grundpfeiler der österreichisch-ungarischen Politik 
sein werde, seine Ehe mit Herzogin Sophie von Hohenberg aus 
dem alten czechischen Geschlechte der Ehotek sicherte ihm die 
Sympathie der Slawen. Bei allen Manövern gegenwärtig, 
jede Neuerung und Veränderung verfolgend, Historiker und 
Kunstliebhaber, ein Verehrer der alten Tradition bei allem 
Willen zur Erneuerung, zeigte er deutlich, daß er die Berufung 
auf den Habsburgerthron auch als eine große Verpflichtung 
empfand, als eine Aufgabe, die er mit Ernst, Arbeit, Leidenschaft 
und Strenge zum Wohle der Monarchie durchzuführen ge¬ 
mußte das Serbien der Karageorgevic noch die Gefähr¬ 
lichsten treffen: die Habsburger. 
Sorgfältig wurde das Verbrechen ausgearbeitet und be- 
fonderes Gewicht auf das Symbolische gelegt. Der Thron- 
folger mußte in Bosnien fallen, damit die „Bestrafung" für 
den „Raub" ersichtlicher sei, auch der Tag sollte den Mord ins 
Heroische erheben, der Jahrestag von Kossowo, der Schlacht 
auf dem Amselfelde, da der serbische Nationalheld den Sultan 
Murad, den Zerschmetterer des ersten Großserbien erdolchte. 
Damit das Attentat nicht mißlinge, wurden gleich eine ganze 
Gruppe von Mördern ausgesandt. Princip und Cabrinoviö, 
zwei junge Leute im Sold der„Narodna odbrana", wurden aus- 
gewählt, der Major Voja Tankosiö der serbischen Armee und 
der Komitatschiführer Milan Eiganovic versahen sie mit Reise- 
geld, übten sie sorgfältig im Browning-Schießen und das 
königlich serbische Militärarsenal in Kragujevatz lieferte die 
Vor dem'Sturm. 
sei an Franz Joseph I. gebunden und mit seiner Regierung 
würde auch der Kaiserstaat zu Ende sein. Man wußte, mit 
welcher hingebungsvollen Liebe alle Völker an diesem Patriar¬ 
chen des Reiches hingen und wie selbst bei den Leidenschaft- 
lichsten die Ehrfurcht vor seiner Person das Wort und die über- 
mäßige Erregung bändigte. Wohl bewußt, daß — so lange 
der Monarch seiner Armee und seinen Völkern gebot —jeder 
Angriff gegen die Monarchie die Vielfalt der Nationalitäten 
in eine wundervolle Einheit patriotischer Leidenschaft ver- 
wandeln würde, setzten sie anfangs ihre Hoffnung auf die 
Stunde, da andere Hände das Szepter des Reiches fassen 
würden. Aber der Thronfolger hatte in den letzten Jahren, mit 
immer mehr Einfluß und Macht bekleidet, deutlich gezeigt, daß 
er nicht gesonnen sei, die Größe der Monarchie preiszugeben, 
sonnen war. Unverkennbar war sein Wille, nichts von dem 
erlauchten Erbe preiszugeben, sondern im Gegenteil, den Wert 
des Übernommenen durch Hingebung und Entschlossenheit zu 
mehren. 
Dieser starke und arbeitsfreudige Thronerbe war darum 
ein Hemmnis für alle, die auf den Untergang und die Zer- 
mürbung der Monarchie hofften. Und auf ihn lenkte sich in 
Serbien die erbitterte, in ihren Mitteln zügellose Agitation der 
Narodna odbrana. Für Unbequeme hatte die serbische Tra- 
dition immer nur ein Mittel: den Mord. Die Obrenovic 
waren aus dem Wege geräumt, der Putsch gegen die 
Njegusch, die Dynastie Montenegros war zwar mißlungen, 
konnte aber wiederholt werden, dem Fürsten von Albanien 
hatte man den roten Hahn auf das Dach gesetzt: nun
	        
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