Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

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Am 4. November wurden die Kämpfe fortgesetzt, ohne daß 
der Feind einen Vorteil erringen konnte. Der indischen 
Truppen, welche bei der Pflanzung M 0 e h n in eine regel- 
rechte Falle geraten waren, bemächtigte sich schließlich eine 
Panik; sie flüchteten in voller Auflösung und wollten sich 
ergeben, wurden aber von den Grenadieren daran gehin- 
dert. Nur diese und die Marinetruppen gaben noch dem 
Rückzüge einigen Halt. Am ?. wurden nur noch Nachhut-- 
gefechte geliefert. Jetzt griffen auch auf deutscher Seite Ge- 
schütze in den Kampf ein, und zwar mit dem besten Erfolge. 
Ein Granatvolltreffer durchschlug das Deck des,,Fox", ein 
Transportdampfer wurde in Brand geschossen, ein anderer 
beschädigt. Ein Leichter lief auf den Strand auf, und mit 
diesem fielen den Deutschen 1000 Wolldecken, 30Feldtelephone, 
300 000 Patronen, viele Gewehre und Unmassen von Kon-- 
serven und Schanzgeräten in die Hände. 
Während des Kampfes selbst hatten sie 
dem Feinde acht Maschinengewehre ab-- 
genommen. 
Der Gesamtverlust des Feindes an 
Toten, Verwundeten und Gefangenen 
betrug an 3000 Mann, darunter zwei 
Oberstleutnante. Auf dem Schlachtfelde 
wurden die Leichen von 150 Europäern 
und 600 Indern aufgelesen. Die Deut-- 
schen hatten nur 15 Tote (darunter 
Hauptmann v. P r i n c e) und 5 Vm 
wundete, und auch die Askaris, welche 
sich sehr brav geschlagen hatten, hatten 
nur wenig gelitten. 
Am 15. November wurden bei Ki- 
sumbiro, westlich des Viktoria-Sees 
im Bezirke Bukoba eingedrungene eng-- 
lische Truppen von einem Detachement 
unter Majorv.Stürmer aus dem 
deutschen Gebiete hinausgeworfen, bis 
über die Grenze verfolgt und die eng-- 
lische Station Kisiba besetzt. 
Am 20.November griff eine belgische 
Kompagnie mit zwei Maschinengeweh-- 
ren die deutsche Stellung bei P a m- 
beta und Kasakalawe auf briti-- 
fchem Gebiete am Tanganjikasee an, während die Dampfer 
„Kingani" und „Hedwig v. Wißmann" behufs Abtransportes 
erbeuteten Telegraphenmateriales abwesend waren; doch kehrte 
„Hedwig v. Wißmann" noch rechtzeitig zurück, um sich an 
dem Kampf beteiligen zu können. Nach fünfstündigem Ge-- 
fechte gingen die Belgier zurück und ließen fünf tote Askari 
auf dem Platze, während sie mehrere tote und verwundete 
Europäer und Askari mit sich nahmen. Der angelandete 
englische Dampfer „Eecil Rhodes" wurde gesprengt. Ein 
englischer Dampfer vom Typ „Kingani" wurde bei K i t u t a 
am Tanganjikasee von „Hedwig v. Wißmann" zerstört, ein 
englisches Stahlboot erbeutet. 
Am 28. November erschienen auf der Außenreede von 
Dar-es-Salam das englische Schlachtschiff „Goliath" 
und der Kreuzer „Fox", sowie die von den Engländern 
gekaperten Schlepper der Ostafrika--Linie „Hellmuth" und 
„Kadett". Nach Verhandlungen unter Parlamentärflagge 
wurde den Engländern die Einfahrt einer Pinasse zu 
dem Zwecke gestattet, um sich zu überzeugen, daß die dort 
liegenden Dampfer der Ostafrika-Linie nicht betriebsfähig 
In den Kolonien. 
Oberstleutnant von Heydebreck, 
die Engländer eine weitere, mit Maschinengewehr bewaffnete 
Pinasse einfahren, legten sofort an den deutschen Dampfer 
an, nahmen an den Maschinen Sprengungen vor und 
machten Teile der Dampferbesatzungen zu Gefangenen. Als 
nun noch eine dritte Pinasse in den Hafen einfuhr, wurde 
auf Seite der Deutschen ein Maschinengewehrfeuer eröffnet. 
Darauf begannen die englischen Kriegsschiffe mit der Be-- 
schießung der Stadt und richteten ihr Feuer in erster Linie 
auf das Gouvernementsgebäude, welches vollkommen zer-- 
stört wurde, und auf die Umgegend der Hafeneinfahrt. 
Unter dem Schutze des Feuers der Kriegsschiffe gelang den 
Pinassen die Wiederausfahrt aus dem Hafen, wobei sie 
1? Europäer, 10 Araber, 3 Chinesen und 2 Inder der Be-- 
satzung der Dampfer „Feldmarschall" und „König" als Ge- 
fangene mit sich führten. Der übrigen Mannschaft der Be-- 
satzung war es gelungen, ans Land zu 
flüchten. Die dritte Pinasse war gar 
nicht in den Hafen eingedrungen, fon-- 
dern hatte sich gleich bei Beginn des 
Feuers zurückgezogen. Dem Schlepper 
„Hellmuth" gelang es um 1 Uhr nach- 
mittags mit zwei Rettungsbooten der 
„Deutsch-Ostafrikanischen Lastdampfer-- 
Linie" in Schlepp durchzubrechen. Die 
Beschießung durch die englischen Kriegs- 
schiffe dauerte bis 5 Uhr, worauf die 
Schiffe die Reede verließen. Das 
Schlachtschiff „Goliath" schoß aus 30,? 
und 15 Zentimeter-Geschützen und hatte 
ungefähr 200 Schuß abgegeben. Der 
an den Maschinen der Dampfer „Feld-- 
Marschall" und „König" angerichtete 
Schaden wurde auf % Million Mark 
geschätzt. Deutscherseits wurden auf 
d em „ Feld Marschall" drei englische Ossi- 
ziere und acht Mann während der 
Sprengungsarbeiten an den Maschinen 
gefangen genommen. 
Am folgenden Tage erschienen die- 
selben Schiffe abermals vor Darmes- 
Salam. Der Kreuzer „Fox" hißte die 
weiße Flagge und gab ein Signal zum 
Senden eines Bootes ab; dasselbe Manöver wiederholte 
später „Kadett". Mit Rücksicht auf den schweren Vertrags- 
brnch am vorigen Tage blieben diese Zeichen von Seite der 
Deutschen unbeantwortet. Auf das hin begann um 2 Uhr 
10 Minuten neuerlich die Beschießung, welche bis 4 Uhr 40 Mi- 
nuten andauerte. Es wurden Salven gefeuert und 300 bis 400 
Schuß abgegeben, wodurch schwere Beschädigungen an den 
Gebäuden entstanden, aber außer Tötung einiger Askari- 
weiber keinen Verlust an Menschenleben zur Folge hatten. 
Am 23. Dezember versuchten die Engländer einen neuer- 
lichen Angriff auf den im Ruffiji-Delta liegenden „Königs- 
berg", nachdem es ihnen schon vorher gelungen war, die am 
10. Dezember in die Gefangenschaft der Deutschen geratenen 
Fliegerosfiziere mit Unterstützung zweier Hilfskreuzer zu 
befreien. An diesem Tage erschienen sie mit „Fox", dem 
Hilfskreuzer „Kinsauns Castle" und den stark besetzten und be- 
waffneten Hilfsdampfern „Duplex" und „Adjutant" vor der 
Ruffiji-Mündung. Die beiden letztgenannten Dampfer ver- 
suchten die Einfahrt in die Simba-Ulango-Mündung zu 
erzwingen, gerieten in ein heftiges Gefecht und mußte» sich 
seien. Unter Bruch der getroffenen Abrede ließen jedoch zurückziehen. Später beschossen sie erfolglos die weiter südlich 
.
	        
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