Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Kämpfe in Russisch-Polen. 
truppendivision am Waldrand los. Ein aus der Reserve 
zu Hilfe eilendes Regiment der 43.Landwehr-Jnfanterie- 
lmppendivision hatte einen weiten Weg zurückzulegen. Es 
kam erst südlich des Waldes an, als dessen Verteidiger int 
Rückzug aus diesem herauszutreten begannen. Die nach-- 
drängenden Russen wurden nun wohl aufgehalten, doch 
machte einerseits der Durchbruch auch die Zurücknahme der 
rechts anschließenden 14. Jnfanterietruppeudivision des 
V.Korps bis zum folgenden Morgen nötig, anderseits das 
Zurückbiegen des rechten Flügels des I. Korps, 5. Infanterie- 
truppendivision, bis Lagvw.' 
Vor den beiden anderen Divisionen des 1. Korps, 46. 
und 12., setzte sich der Feind äußerst vorsichtig unter un- 
wesentlichen Kämpfen fest. Dieses Verhalten ließ ersehen, 
daß die Russen diese Front nur beschäftigen wollten, damit das 
von Radom gegen Kielce anrückende III. kaukasische und das 
von Nordosten sich heranschiebende XVII. Korps Gelegenheit 
fänden, den linken Flügel mit Übermacht uinfasseud anzufallen. 
Wider Erwarten strebten die Russen am 2. November 
den Erfolg auf dem östlichen Flügel an. Bei Kielce konnten 
sie die geplante Umfassung nicht durchführen, da ihnen 
westlich der Stadt das von Ehxciny vorgezogene deutsche 
Korps entgegentrat, dessen linken Flügel wieder die drei 
Kavallerietruppendivisionen des FML. Frhr. v. Hauer, 
links vorwärts gestaffelt, sicherten. Es kam wohl zu Kämpfen, 
doch kamen die Russen im Angriff nicht recht vorwärts. 
Dagegen wurde das x. Korps am rechten Flügel der 
1. Armee vom Feind ungemein heftig angefallen. In 
Gegenstößen sich Luft machend, hielten sich die schwachen 
Divisionen den Feind während des Vormittags vom Leibe, 
doch gewannen die Russen, stets neue Reserven einsetzend, 
im hin- und herschwankenden Kampfe allmählich die Ober-- 
Hand. Am äußersten Ostflügel, bei der 106. Landsturmdiviston 
sah es schon zu Mittag sehr kritisch aus, doch gestaltete sich die 
Lage bis 2 Uhr nachmittags wieder zufriedenstellender. Bald 
darauf gelang es den Russen, von Opatow her die Front 
der 2. Jnfanterietruppendivision zu durchbrechen und bis Wlo- 
stow vorzudringen. Die benachbarte 14. Jnfanterietruppen- 
division des V. Korps, der starke Kräfte in der Front gegen-- 
überstanden, sah dadurch 
ihre rechte Flanke höchst 
gefährlich bedroht. Sie 
bildete einen Haken nach 
rückwärts, für den aber 
bald, als die Russen 
immer weiter nach Sü- 
den vordrangen, Reser-- 
ven zur Verlängerung 
der Kampffront fehlten. 
Schon war als letzte 
verfügbare Kraft eine 
Pionierabteilung einge- 
setzt, als die 2. In 
terietruppendiviston 
weitere Vordringen des 
Feindes zu hemmen ver- 
inochte und sogar einen 
Gegenangriff zur Rück- 
eroberuug von Mostöw 
einzuleiten begann. 
Mittlerweile war aber 
auch rechts von ihr, 
im Kampfräume der 45. 
Laudwehr-Jnfauterietruppeudivision, ein Durchbruch erfolgt, 
der bis 9 Kilometer nordwestlich Sandomierz vordrang. Die 
durch langen Kampf und große Verluste zermürbten Truppen 
der 45. Landwehr- und 24. Jnfanterietruppendivision konnten 
dieses Geschehnis nicht wieder gut machen und mußten in 
eine neue Stellung zurückgenommen werden, wo sie vorläufig 
dem Feinde wieder die Stirne boten. Der Vorstoß der 
2. Jnfanterietruppendivision gegen Wkostüw war durch diese 
Rückverlegung der benachbarten Front in der rechten Flanke 
entblößt. Als gegen diese der russische Angriff vordrang, 
gab es für die mit dem gegenüberbefindlichen Feinde schwer 
ringenden Truppen keinen anderen Ausweg, als gegen Süden 
zurückzugehen. Das X. Korps mußte nunmehr den all- 
gemeinen Rückzug hinter den Abschnitt der Koprzywianka, die 
sich gegenüber Tarnobrzeg in die Weichsel ergießt, anordnen. 
Dieser Rückzug entblößte bereits die Flanke der in Galizien 
kämpfenden Hauptarmee, doch hätte eine dauernde Fest- 
fetzung hinter der Koprzywianka der 4. Armee wohl ermög- 
licht, den guten und nicht besonders breiten Abschnitt von 
der Weichsel abwärts Tarnobrzeg bis zur Saumündung 
mit Teilen des XIV. Korps zu halten. Der Kräftezustand 
des X. Korps und die Nachwirkung der letzten Kämpfe 
waren aber derartig, daß GdK. D a n k l nicht die Zu- 
verficht hegte, die Koprzywianka längere Zeit behaupten zu 
können. Ob aber die Stellung hier eingedrückt wurde oder 
in der Front des V. und I. Korps, die nach Kräfteverhältnis 
der beiden Parteien gleichfalls der Gefahr ausgesetzt waren, 
geworfen zu werden, immer drohte der 1. Armee in beiden 
Fällen eine Katastrophe, die es sehr unwahrscheinlich machte, 
daß die Truppen in den nächsten günstigen Abschnitt nördlich 
der Weichsel, hinter die Nida, in schlagfertigem Zustand 
zurückgelangen könnten. Daher erbat das Armeekommando 
beim Armeeoberkommando die Erlaubnis, den allgemeinen 
Rückzug hinter die Nida sofort einleiten zu dürfen. 
Diese Erlaubnis mußte in Berücksichtigung aller Um- 
stände erteilt werden. Dadurch war aber auch der schwere 
Entschluß bedingt, den sich eben günstig entwickelnden Kampf 
in Galizien abzubrechen, wozu die Anordnungen am 2. No- 
vember um 6Uhr abends den Armeen bekanntgegeben
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.