Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Der Frühjahrsfeldz 
ging es hinter den überrannten Russen her, über den Radym-- 
noer Exerzierplatz hinweg gegen den San. Der russische 
Befehlshaber hatte anscheinend völlig den Kopf velloren 
und ließ die hölzerne Sanbrücke voreilig anzünden. Die 
dunklen Rauchwolken des ausgegossenen Naphtha färbten 
die lodernden Flammen und sperrten den Flüchtenden 
den Rückweg. Es entstand eine tolle Verwirrung, als nun 
auch noch die schwere Artillerie an diesem Punkt hineinhieb, 
wo am Brückeneingang in wahnsinniger Todesangst wirre 
Menschenknäuel sich balgten und die Leichenhaufen sich bald 
zu schauerlichen Hügeln türmten. Man kämpfte schreiend mit 
den anderen Gehetzten um sein Leben, suchte sich schwimmend 
über den Fluß zu retten, oder ergab sich mit dumpfer Gleich-- 
gültigkeit dem Sieger. Ganze Bataillone streckten hier die 
Waffen, allein vom VI. Korps wurden 7000 Mann gefangen. 
Auch 9 der zy Geschütze, die samt 40 Maschinengewehren 
erobert wurden, fielen dem VI. Korps als Beute anheim. 
Wohl versuchten die Russen durch Gegenangriffe aus 
Przemysl und gegen die auf dem Ostufer des San vor- 
rückenden Kolonnen das Schicksal dieses Kampfes zu wenden, 
aber alle Mühe war vergeblich. 
Die Honvöddivision H a d f y bemächtigte sich dann am 
25. auch noch des letzten Sperriegels, des Brückenkopfes 
von Zagrody, der beiderseits des San gelegenen Vorstadt 
von Radymno, und zwar durch geschickte Umgehung, da 
das vorliegende Sumpfgelände ein frontales Anrennen 
1915 in Galizicn. 73 
ausgeschlossen erscheinen ließ. So war die ganze Sanstellung 
den Russen entrissen, Przemysl auch von der Nordseite her 
zugänglich und reif zur Belagerung. 
In weiterer Ausnützung der am Vortage gemachten 
Fortschritte drang der Angriffskeil Mackensens ostwärts 
bis in die Linie Laszki—Zapakow vor, wodurch sich die 
Gefangenenzahl auf 25 000, die Trophäen auf 54 leichte, 
10 schwere Geschütze und 64Maschinengewehre erhöhten. 
Am 26. erstürmte das VI. Korps Dunkowice, Nienowice und 
die benachbarte, südwestlich Chotyniec gelegene Höhe Horo-- 
dysko, wobei 2000 Russen gefangen und 6 Geschütze erbeutet 
wurden. Den Erfolg vervollständigte das Vi. Korps am 
27. durch die Wegnahme einiger russischer Stellungen und 
einer Batterie von 8 Geschützen. 
Während die Armee Mackensen sich nun im Norden 
und Osten des gewonnenen Raumes zur Verteidigung 
einrichtete, und den Angriff auf den Landstreifen zwischen 
Wisznia und San beschränkte, wo er unter harten Kämpfen 
über Natto bis gegen die Linie Wakawa—Pczdziacz— 
Starzawa bis auf 8 Kilometer an die Straße Przemysl— 
Medyka—Grodek vordrang, erfolgte ein großer Gegenstoß aus 
Norden und Nordosten, mit dem die russische Heeresleitung 
augenscheinlich einen völligen Umschwung zu erzielen hoffte. 
Schon in der Nacht zum 27. machten sich starke russische 
Kräfte bei Sieniawa, an der Lubaczowka und in der Gegend 
von Laszki fühlbar. Überall wurden die Russen abgewiesen,
	        
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