Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Nichts veranschaulicht uns besser die durch die kriegerischen 
Operationen an der deutschen Ostfront während der ersten fünf 
Kriegsmonate im Jahre 1914 bei Freund und Feind hervor- 
gerufenen Erfolge beziehungsweise Mißerfolge als ein Blick auf 
die Karte mit der eingezeichneten Frontlinie, welche um Neu-- 
jähr 1915 die deutschen Stellungen von den russischen trennte. 
Im großen polnischen Weichselbogen standen 
entlang den Flußläufen der N i d a, R a w k a und B z n r a 
zu Beginn des Jahres 1915 drei verbündete Armeen. Im 
Räume zwischen O p a t 0 w i e c an der Weichsel entlang der 
Nida bis Rxbieszyce südöstlich Checiny zunächst die 
k. u. k. 2t r m e e(FZM. v. Puhall 0). Ihr rechter 
Flügel wurde im Süden durch den Flußlauf der Weichsel bei 
Opatowiec von den Stellungen der k. u. k. 4. Armee (Er z- 
Herzog Joseph Ferdinand) in Westgalizien ge- 
trennt; an ihren linken Flügel schlössen sich bei Rchieszyce 
die Stellungen der 
deutschen Armee GdJ. v. W 0 yrsch, welche sich im 
Norden bis an die P i l i c a bei T 0 m a s z 6 erstreckten, an. 
Die dritte Armee der Verbündeten innerhalb des großen 
polnischen Weichselbogens war die 
deutsche 9. Armee (GO. v. Mackensen), welche 
Stellungen von Tomaszsw an der Pilica entlang den Flüssen 
Rawka und Bzura bis zur Mündung dieses letzteren in die 
Weichsel einnahm. 
Diesen drei Armeen der Verbündeten standen innerhalb 
des Weichselbogens fünf russische Armeen gegenüber. 
Von Opatowiec an der Weichsel bis in die Gegend westlich 
Kielce die russische 9. Armee. Von hier bis an die 
Pilica westlichNoweMia sto die russische4.Armee. 
An die Stellungen dieser schlössen sich nördlich der Pilica bis 
in die Gegend von B a b s k (nordöstlich Rawa) zunächst die 
Stellungen der russischen 5. At mee; dann von hier bis 
Dzntschz Sturmbrückc über die Bzura. 
in die Gegend westlich W i s k i t k i die der russischen 
2. A r m e e und schließlich nördlich anschließend bis zur Weichsel 
die Stellungen der russischen Armee. 
Nördlich der Weichsel erstreckten sich die deutschen 
Linien in einem großen Halbbogen, der von Wloclawek 
an der Weichsel über L i p n 0 und östlich P r z a s n y s z bis 
südlich Johannesburg auf polnischen und von hier über 
Friedrichshof, Lützen und Darkehmen gegen 
den Flußlauf der Memel östlich Tilsit auf ostpreußischem 
Boden verlief. Die deutschen hier zu Beginn des Jahres 1915 
auf bloße Verteidigung angewiesenen Truppen standen unter 
dem Befehle des Gen. v. Below. Sie schützten die Lande 
nördlich der Weichsel, vor allem die Provinz Ostpreußen erfolg- 
reich gegen einen mehrfach überlegenen Feind. Von den russi- 
schen Armeen stand die 12. Armee im Räume von Wko- 
ckawek an der Weichsel bis südlich Willenberg, während die 
r u ssi sch e lo. A r m e e in Ostpreußen bis zur A u g e r a p p* 
linie und an die' masnrische Seenplatte ein-- 
gedrungen war. Zwischen der russischen 12. und 10. Armee 
befand sich im Räume nordwestlich Lomza noch eine kl ei- 
nere russische Armeegruppe. 
Jedoch nicht um die Befreiung des noch von russischen 
Truppen besetzten Streifens ostpreußischen Bodens kämpften 
zunächst im Januar 1915 deutsche Truppen, sondekn es galt 
südlich der Weichsel durch besondere Operationen jener Ent- 
Wicklung der militärischen Lage, die bei den österreichisch-ungari- 
schen Verbündeten in Westgalizien sich ergab, Rechnung zu 
tragen. Nachdem Ende 1914 die Russen in Westgalizien zur 
Offensive übergegangen waren und es ihnen gelang, in der 
Schlacht bei I a s X0—K rosno unsere Truppen etwas zurück- 
zudrängen, da fanden in derselben Zeit auch an der polnischen 
Ostfront Kämpfe statt, in welchen die Deutschen das Bestreben 
zeigten, durch eine Offensive ihrer 9. Armee südlich der Weichsel 
unsere Truppen in Westgalizien 
zu entlasten. 
Nach der Einnahme von Lodz 
und L 0 w i c z hatte die deutsche 
9. Armee den Feind immer weiter 
in östlicher Richtung zurückgedrängt, 
so daß die Russen Ende Dezember 
1914 bereits über die Bzura ge¬ 
worfen worden waren. An diesem 
Flusse und dessen rechten Neben- 
flusse, der Rawka entwicklten sich 
nun Ende Dezember 1914 und in 
den ersten Tagen des Jahres 1915 
Kämpfe, in welchen die Deutschen 
zur Offensive übergingen. Eine 
energischere Fortführung der Opera- 
tiouen an der Bzura und Rawka 
wurde in den nächsten Tagen wohl 
durch das äußerst ungünstige Wetter 
verhindert, so daß bis zur Mitte 
des Monates die deutschen Angriffe 
südlich der Weichsel nur sehr lang- 
sam fortschritten. 
Auch in der zweiten Hälfte des 
Monates Januar kamen die Deut- 
schen südlich der Weichsel mit ihrer 
58 Feldzug gegen Rußland. 
Die Kämpfe der Deutschen im Osten. 
(Von Anfang Januar bis Ende April 1915.)
	        
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