Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Verteilung von Nahrungsmitteln an die Bevölkerung. 
dort angesammelt hatten. Wenn auch Marschfähige zu 
Fuß weggeschickt wurden, viele in leer zurückgehenden 
Zügen abgeschoben werden konnten, mußte, um die Festung 
gänzlich von diesem Ballast zu befreien, auch für den 
Abschub der schwersten Fälle in eigens eingerichteten 
Zügen Sorge getragen werden. Diese belegten somit 
die Strecke, ohne für den Nachschub nutzbar gemacht 
werden zu können. 
Die Dirigierungskommission brachte es in der kurzen 
Zeit zuwege, 21z Züge durchzubringen, am 3. November, 
der am stärksten ausgenützt werden konnte, allein 4z! 
Von diesen 21z Zügen dienten 85 den Lebensbedürft 
nissen der beiden Armeen, 128 der Festung. Von letzteren 
brachten 9 Truppen, 15 Munition, 18 allerlei Material und 
Ausrüstuugsgegenstände, 14dienten nur sanitären Zwecken, 
50 beförderten Verpflegsartikel, 9 Schlachtvieh und 7 Heu. 
Dank diesem Zuschub schnellte der Verpflegsvorrat rasch 
in die Höhe. Bis 5. November, als die Festung wieder 
ersten Belagerung stark in Anspruch genommen worden 
waren, eine Ergänzung in der Zwischenzeit nicht möglich 
war, vielmehr der Durchzug und die dreiwöchige Anwesen- 
heit starker Heeresmassen in unmittelbarer Nachbarschaft 
die Stadt und die Umgebung nahezu leer gegessen hatten. 
Wie aus der Darstellung der Vorfälle ersichtlich ist, 
wurde der Zuschub keineswegs in der Absicht durchgeführt, 
die Approvisionierung auf eine bestimmte rechnungsmäßige 
Höhe zu bringen, sondern getrachtet, in die Festung so viel 
hineinzuschieben, als unter den gegebenen Verhältnissen 
überhaupt möglich, selbst aus die Gefahr hin, daß ein 
zweiter Angriff die Festung vorzeitig zum Fall bringen 
werde und mit ihr viele kostbare Verpflegsvorräte verloren 
gehen könnten. 
Die Russen, durch die ungeheuren Verluste genötigt, 
unternahmen bekanntlich keinen zweiten Angriff, sondern ver-- 
legten sich auf die Aushungerung. Das Festungskommando 
nahm auch den Kampf gegen diese Waffe auf und bediente 
56 Feldzug g 
kehr sieben Stunden lang gänzlich ruhen mußte. Als infolge 
des Rückzuges der deutschen und österreichisch-ungarischen 
Truppen in Russisch--Polen auch die am San und bei 
Przemysl kämpfenden k. u. k. Armeen zurückgenommen 
werden mußten, mußte auch die Bahn am 4. November um 
7 Uhr früh ihre Tätigkeit schon wieder einstellen. Es waren 
also nur sechs Tage für den glatten Verkehr mit Przemysl 
zur Verfügung gestanden, wobei überdies die Bahn nicht 
lediglich den Zwecken der Festung dienstbar war. Die zweite 
und dritte Armee hingen mit ihren vielfachen Lebens-- und 
Kampfbedürfnissen gleichfalls an ihr, die Festung war an- 
gefüllt mit Kranken und Verwundeten, die sich während 
der Belagerung und insbesondere während der Schlacht 
en Rußland. 
ihrem Schicksal überlassen werden mußte, waren ihr, den 
normierten Stand der Besatzung angenommen, für 114 Tage 
Brot und Zwieback, für 100 Tage Gemüse, für 84 Tage 
Fleisch und für 348 Tage Hafer zugeschoben worden. Bei 
Verbrauch der vollen Kriegsverpflegsportionen hätten die 
Vorräte etwa 5V- Monate ausgereicht, bei Verabreichung 
von Zweidrittelportionen 8 Monate. 
Auch bei der zweiten Einschließung überstieg jedoch der 
Stand den normierten beträchtlich. Es waren 128 000 Mann 
und 14 500 Pferde zu verpflegen, bald machte sich auch die 
Notwendigkeit fühlbar, die Zivilbevölkerung, etwa 18000 
Menschen, mit Verpflegung zu bedenken. Erschwerend fiel 
ins Gewicht, daß die privaten Vorräte schon während der
	        
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