Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Kämpfe an der oberen Drina, Vorstöße aus der Hercegovina, Einbruch in den Sandzak. 565 
östlich Lastva, unter Feuer. Vorerst blieb es wirkungslos, nicht so bald zur Ruhe kommen, da die Montenegriner hier 
machte fich aber später recht empfindlich fühlbar. Indes, nach gründlicher einjähriger Vorbereitung auf das Drängen 
die Montenegriner bekamen diese Beschießung bald heim-- ihrer Auftraggeber hin, ihr Waffenglück wieder im größeren 
gezahlt. Am Morgen des zo. September nahm unsere Maße zu versuchen gedachten, um vielleicht doch den be- 
Artillerie von dem neu armierten Stützpunkt auf der Grenze drängten Serben eine Hilfe zu bieten, 
höhe Eesalj aus die Ortschaft Zaslap und den westlich Osterreich--Ungarn hatte um diese Zeit Montenegro 
angrenzenden Raum überraschend unter Feuer und setzte gegenüber nur sehr geringe Truppen stehen, in Dalmatien 
ihnen arg zu. Obendrein drang die Infanterie über die und in der südlichen Hercegovina sogar weniger als zuvor. 
Grenze und steckte die Wespennester Nudole gornje und donje Ebenso war die nördliche Hercegovina seit den letzten Sep-- 
in Brand. Zu gleicher Zeit rückte von Süden her aus der tembertagen, wo einige Heeresteile an die serbische West- 
KrivoAje eine andere österreichisch-ungarische Gruppe über grenze verschoben wurden, von Truppen stark entblößt, 
die Grenze und weiter über das Bojano brdo gegen Omutic Cs blieb im Räume um Foöa bloß die einer schwachen 
vor. Auch diese konnte Erfolge erringen, bis sie auf hart- Gebirgsbrigade gleichkommende Gruppe Obst. v. Vuka- 
näckigen Widerstand stieß und sich vor dreifacher Übermacht d i n o v i im Räume um GoraZda die gleichstarke Gruppe 
wieder langsam auf die eigene Stellung zurückzog. Obst. v. V u ch e t i ch und weiter nördlich sammelte sich die 
Unterdessen blieb die verstärkte Artillerie um Lastva nicht „Visegradgruppe", damals nur aus der 62. Infanterie- 
müßig und schoß einige Unterkünfte auf der Hochfläche des division FML. Kaiser von Maasfeld bestehend. Wohl 
Kosmac in Brand. stand sie dort eigentlich Serbien und den Serben gegenüber, 
Tags darauf versuchten die Montenegriner, uns weitab aber gerade dort werden wir die Montenegriner mit stärkeren 
von diesem Schauplatz, bei Slatina östlich Gorazda, einen Kräften wieder auf dem Plane finden. 
Streich zu spielen. Sie überschritten mit einigen Scharen Die Aufgabe dieser erst teilweise versammelten Divi- 
die Drina und wandten sich gegen die nächsten Ortschaften, sionen bestand vorerst darin, feindliche Kräfte an der Drina 
Die k. u. k. Truppen kamen ihnen jedoch zuvor, warfen sie festzuhalten, um die eben einsetzende österreichisch-ungarische 
nach heftigem Kampfe über den Fluß zurück und statteten und deutsche Offensive gegen Serbien zu begünstigen. Am 
noch am selben Tage dem Feinde einen Gegenbesuch ab. 7. Oktober erfolgte daher eine demonstrative Überschiffung 
Östlich von Trebinje über die Grenze setzend, überfielen sie der mobilen Fesiungsbrigade Obst. H 0 d u l a, die sich, nach- 
seine Vorposten, streiften das umliegende Gebiet ab und ver- dem sie den Zweck erreicht hatte, am nächsten Tag wieder auf 
uichteten einige Vorratslager. So hatten sich die beiderseitigen das linke Ufer zurückzog. Darüber, wie auch über das 
Truppen ausgeglichen und begnügten sich in der nächsten heroische Verhalten der am 22. Oktober übersetzten Land- 
Zeit damit, ab und zu einen feurigen Gruß zu wechseln, sturmbrigade Obst. S p i n d l e r, die infolge Hochwassers 
Erst als Nachrichten über den unabwendbaren Fall von längere Zeit auf sich allein angewiesen blieb, sowie über die 
Belgrad die Gemüter der Crnogorci bedrückten, ließen sie erfolgreichen Kämpfe der 62. Division, und das standhafte 
es an der ganzen Front wieder zu Jnfanterieplänkeleien Behaupten der Brückenkopfstellung östlich ViSegrad unter 
kommen. Namentlich an der oberen Drina, bei den Kordon- kritischen Verhältnissen möge ausführlich im betreffenden 
Posten Gjurgjevica, TjeutiSte, dann bei Foöa, Ustikolina und Abschnitt dieses Werkes „Feldzug gegen Serbien" nach- 
GoraZda ging es lebhaft zu. Dort sollte der Kampf auch gelesen werden. 
Kämpfe an der oberen Drina, Vorstöße aus der Hercegovina, 
Einbruch in den Sandzak. 
(Oktober, November 1915.) 
Daß der am 22. Oktober von der 62. Infanteriedivision auf den ganzen Abschnitt aus und hielt, gemischt mit Artil- 
bei Visegrad bewirkteübergang nicht noch größeren Schwierig- leriefeuer, drei Tage fast ununterbrochen an. 
keiten begegnete, als dies ohnehin der Fall war, ist nicht Nachdem die Montenegriner am 14. Oktober für einen 
zuletzt dem glänzenden Verhalten der an die Division südlich Tag aus unserem Feuerbereich verschwunden waren, eröff- 
anschließenden Gruppe Obst. v. V u ch e t i ch zu ver- neten sie, wieder herankommend, ein neuerliches Kanonen- 
danken. Diese hatte vom 7. Oktober an eine lebhafte Tätig- feuer auf Gorazda, und wieder lebte die allgemeine Gefechts- 
keit entwickelt und beschäftigte die am gegenüberliegenden tätigkeit für zwei Tage lang auf. Gorazda und die das 
Ufer befindlichen Montenegriner von Ustipraka bis Pesteki in Städtchen überragende, als Jnfanteriestützpunkt ausgebaute 
so reger Weise, daß der Feind an das Abziehen von Kräften Misiakhöhe blieb in all diesen Tagen das begehrteste Ziel des 
nach dem Visegraderabschnitt auch dann nicht hätte denken Feindes. Nichtsdestoweniger fühlten sich unsere Truppen 
können, wenn er sich von dort bedroht gefühlt hätte. Ver- durch die Beschießung so wenig bedroht, daß sie am Nach- 
schiedene ausgedehnte Znfanteriegefechte und andauernde mittag des 18. Oktober in gewollt auffallender Weise alle 
Artilleriekämpfe hielten die Montenegriner drei Tage lang Vorbereitungen zu einem Brückenschlag trafen und so den 
in stetem Atem und erschöpften sie derart, daß sie schließlich bereits unsicher gewordenen Montenegrinern allen Ernstes 
die brenzlichen Ufer räumten und sich auf ihre von Höhen glauben machten, es werde demnächst von Gorazda aus eine 
geschützte Verteidigungslinie zurückzogen. Offensive losbrechen. So weit ließen sie sich täuschen, daß 
Am u. Oktober entspann sich ein Artillerieduell, in dessen sie sich nicht nur hüteten, von hier Kräfte abzuziehen, sondern 
Verlauf die bei Kolijevke stehenden feindlichen Geschütze bald sogar zur lebhaften Genugtuung unserer Führung Ver- 
von ihrem Versuch, Gorazda und Glamoö zu bombardieren, stärkungen von anderen Fronten heranzogen. Eine erregte 
ablassen mußten. Das dann am Abend bei Ustipraöa auf- Schießerei Hub an. Gewiß, sie wollten uns schon zeigen, 
lebende Maschinengewehr- und Jnfanteriefeuer breitete sich daß sie auf der Hut seien! Doch sie hatten dabei wenig Glück.
	        
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