Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Der Feldzug gegen Serbien 1915/16. 
tal vorgerückte Teilkraft bei Novoselo auf das rechte Wardar¬ 
ufer überging, begann es zu wanken. Wichen jetzt die Serben 
nicht zurück, so stand Hundert gegen Eins, daß sie von den 
Bulgaren einfach von der linken Flanke aus aufgerollt 
wurden. Da sie dafür nicht blind waren, nahmen sie den 
Kampf gar nicht erst auf, sondern zogen sich am 30.Oktober 
anf die Babuna planina nördlich Prilep zurück. Ihnen nach 
folgte in der Richtung auf die Sviniöka glava, Kleppa und 
Prislap die durch Infanterie verstärkte Hauptkraft der bis- 
her in Veles und seiner östlichen Umgebung gestandenen 
Kavalleriedivision; der gegen Süden abgeschwenkte Teil 
der Armee legte sich aber jetzt mit seinem Stamm und seinem 
Ast dem „Ausfallstor" der Franzosen teils westlich der Eerna 
rijeka und des Wardar, teils östlich des Wardar vor. 
Mittlerweile waren gegenüber dem rechten Flügel der 
Franzosen genügend Truppen der bisher im Räume Banjska 
—Nevrokop ge- 
standenen Divi- 
sion angelangt, 
so daß dort das 
Gleichgewicht her-- 
gestellt wurde. 
Nun drangen die 
Bulgaren frisch 
und frank 
den Plans 
dieBelasnicapla- 
nina vor, griffen 
die Franzosen am 
26. Oktober bei 
Valnadova an 
und warfen 
auf David ovo 
und über das Bo-- 
jimia-- und Kozlu 
dere-Tal zurück. 
Alle Versuche des 
Feindes am 28. 
Oktober, sich bei 
Davidovo, wo er Zitadelle 
imengenWardar- 
tal wie in einer Röhre steckte, Luft zu machen, mißlangen 
ebenso wie andere, die dahin zielten, die von den Bulgaren 
eingenommenen Stellungen auf der Belasnica planina zu 
erschüttern. Es half einmal nichts, die Franzosen waren ent- 
schieden zu spät und an Zahl zu schwach gekommen. Vor allem 
hatte die eingeleisige griechische Bahn den Anforderungen nicht 
genügt, wie sie übrigens auch bloß auf dem nicht gefährdeten 
„neutralen" Boden, also nur bis zur Grenze benützt werden 
konnte. Weiter des Weges mußten sich die Franzosen zu 
Fuß bemühen. Wie wir hörten, kamen sie nicht weit, und 
es fragte sich sehr, ob sie überhaupt den ihnen vorgelegten 
Hemmschuh zur Seite schieben können würden. Es schien 
vielmehr, als ob sie — und die Engländer, die ihnen nach- 
folgen sollten — unter solchen Verhältnissen schon froh 
sein müßten, gelänge es ihnen, sich in der südöstlichen Ecke 
Mazedoniens zu halten. Bessere Aussichten hatten sie kaum, 
denn es war ihnen nicht einmal gelungen, die Drosselung 
der einzigen für die Versorgung Serbiens noch in Frage 
gestandenen Bahnlinie Saloniki—Skoplje, derselben, die 
auch ihrem Vormarsch dienen sollte, zu verhindern. Auch 
von der von Skoplje nach Pristina abzweigenden Bahn- 
strecke gehörte der Teil bis Kakanik bereits den Bulgaren. 
Sie hatten sich ihn — und damit zugleich die Beherrschung 
des wichtigen Engpasses von Kakanik — am 27. Oktober er- 
kämpft, unterdessen auch der Bahnstrang von Vranje bis 
Grdjelica nahe an Leskovac genommen wurde. Bis dorthin 
und bis zu den Tälern der Vlasina und Luznica war der 
äußerste nördliche Flügel der Armee vorgedrungen, Ver- 
binduug suchend und findend mit dem südlichen der benach- 
barten (.Armee. 
Eigenes Verdienst und Waffenglück hatten bisher die 
2. Armee von Erfolg zu Erfolg geführt. Jetzt schien es aber, 
als wollte sich das Glück von ihr abwenden. Überraschend 
kam dieser Wendepunkt nicht, denn er war bloß der Rück- 
schlag der Geschehnisse — der für die Verbündeten günstigen 
Geschehnisse — auf den anderen Fronten in Serbien. Dort 
nämlich unterlegen, begann sich die Hochflut des serbischen 
Heeres nach Südost, gegen die bulgarische 2. Armee zu wäl- 
zen. Da war na- 
türlich nicht aus- 
geschlossen, daß 
diese unter so 
chem Druck um 
die bisherigen 
Erfolge kommen 
könnte. Gewiß, 
man sah sich des- 
sen vor, und es 
fehlte auch noch 
viel dazu/ doch 
war es immerhin 
nicht zu verken- 
nen/daß sich feine 
Wirkung bereits 
schon merklich gel- 
tend mache. Es 
lag nun auf der 
Hand, daß die- 
ser Druck gegen 
Südost, der die 
Rückwirkung je- 
von Skoplje. nes war, den 
die Heeresgruppe 
Mackensen von Nordwest auf die Serben ausübte, von 
Tag zu Tag zunehmen mußte. Denn das war ja klar, daß 
diese, um nicht nach Albanien und Montenegro abgedrängt 
zu werden, alle Kräfte, die aus der Nordfront heranszn- 
ziehen ihnen irgendwie gelingen würde, gegen die bulgarische 
2. Armee ins Treffen führen müßten, um sie, koste es was 
es wolle, durchzubrechen und so den Anschluß an die Orient- 
armee zu finden. An dieser war es wieder, den Serben auf 
halbem Weg entgegenzukommen. Sie traf auch schon alle 
Anstalten dazu. Setzte sie nun zum Angriff an, und kam 
gleichzeitig die serbische Hochflut heran, so geriet die bulgarische 
Armee unvermeidlich zwischen zwei Feuer. Wohl, eine Armee 
kann auch nach zwei Fronten hin standhalten, ja selbst schlagen, 
doch ist die Voraussetzung, daß die Zahl ihrer Streiter, 
wenn schon jener des Feindes nicht gleich, so zum mindesten 
entsprechend sei. Dies war aber bei der bulgarischen 2. Armee, 
die nur über bescheidene Kräfte verfügte, durchaus nicht der 
Fall. Indes, was nicht war, dies wurde bald. Schneller 
im Handeln als ihre Feinde, brachten die Bulgaren, noch 
bevor jene so recht in Zug kamen, ihre 2. Armee auf das 
zweifache ihrer bisherigen Stärke. Dies ermöglichte ihr, 
sowohl ihre Nordfront, als auch ihre Südfront zu festigen,
	        
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