Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Vorrückung der deutschen 11. Armee bis an die Golijska und Binacka Morava; Übergang der Orsovagrnppe. 
525 
gut, denn der Diviston machten wahrlich schon die Montene-- 
griner allein genug zu schaffen. Auch war es durchaus nicht 
ausgeschlossen, daß sie hier noch stärkere Kräfte auf die Gefahr 
hin einsetzen wollten, sich dadurch gegenüber dem Sicherungs- 
abschnitt Odzak und jenem, ebenfalls dem Kommandierenden 
General in Bosnien und der Hercegovina unterstehenden, 
von Foka, Obst. V u k a d i n o v i eine Blöße zu geben. 
Bisher schienen sie wohl da wie dort ständige Geplänkel und 
stets wiederkehrendes Geschützfeuer in Atem und auf die 
Stelle gebunden zu halten; vergessen hatten sie indessen ihre 
Brüder bei Visegrad ganz gewiß nicht, wie dies 300 schwer- 
wuchtige Holzstämme bewiesen, welche sie von Bastaöi aus die 
Drina abwärts treiben ließen, um die Kriegsbrücke zu rammen. 
Sie kamen auch auf dem um 5% Meter über den Nullpunkt 
des Pegels hochangeschwollenen Fluß wie ein gewaltiges 
Unheil herabgeschwommen, richteten aber keines an, denn 
schon längst war die Brücke abgebrochen und geborgen. 
In der Nacht zum 30. Oktober rückte die südliche Gruppe 
der Division näher an den Feind heran und griff ihn, als der 
Morgen graute, auf der Metalka und auf der Höhe 887 an. 
Von beiden Höhen hinabgeworfen, zog er sich auf das Ma-- 
zute brdo zurück. Bald mußte er sich entschließen, noch weiter 
südwärts abzuziehen, denn überflügelt von dem gestern 
gegen Vardiste gornje vorgebrochenen Umfassungsdeta- 
chement, konnte es für ihn auf Mazute keinen Halt geben. 
Trotzdem machte er mit Anbruch der Dunkelheit einen 
vergeblichen Versuch zur Wiedereroberung der Höhe. 
Weit mehr Glück als die Montenegriner hier auf ihrem 
rechten Flügel hatten, war ihnen auf dem linken bei Polja-- 
nice beschieden. Schließlich gelangt aber auch dort am späten 
Abend sie abzudrängen. Doch sie griffen, scheinbar darauf 
versteift, um jeden Preis einen Erfolg zu erringen, bald von 
neuem an. Auch einem Gegenangriff in der Richtung auf 
die Vranovina in ihre linke Flanke traten sie rasch und ge-- 
schickt mit einem Flankenstoß entgegen, der ihnen nebst einem 
vollen Erfolg vier Gebirgsgefchütze einbrachte. Die Haupt- 
fache, die Besonnenheit und der gute Geist gingen aber nicht 
verloren, und so wuchs das Mißgeschick nicht zur Größe auf, 
die es andernfalls im nachtdunklen Walde hätte annehmen 
könne«. Schnell war wieder alles im richtigen Geleise, und 
in weniger als einer Stunde später schwand selbst der bittere 
Nachgeschmack der Niederlage, denn die Scharte wurde aus-- 
gewetzt: der abermals bei Poljanice angreifende Feind wurde 
kraftvoll abgewiesen. Glauben wollte er zwar noch immer 
nicht, daß durch seinen örtlichen Erfolg unsere Front hier 
durchaus nicht ins Wanken geraten sei, und wenngleich ihm 
während der Nacht wiederholtes Mißlingen dies hätte klar 
machen sollen, versuchte er am Morgen des 31. Oktober 
dennoch wieder an ihr zu rütteln. Ein vom Brigadier, 
Obst. v. C 0 l e r u s, persönlich geleiteter Gegenangriff gab 
ihm dann den untrüglichen und schlagendsten Beweis, 
denn er entriß ihm die Höhe 942. 
Nun war man im reinen; die Rechnung war beiderseits 
völlig beglichen. Sie war beiden Teilen teuer zu stehen 
gekommen, der Feind hatte aber den Vorteil, Verstärkungen 
zu bekommen. Die Vermutung nämlich, daß er ohne Rück-- 
ficht auf seine andere Front, bei ViSegrad noch mehr Kräfte 
einsetzen würde, erwies sich als richtig, denn er löste bei 
GoraZda 9 von Franzosen bediente Geschütze und eine ganze 
Brigade los und zog sie über Priboj heran. Bald zur Stelle, 
griff sie über die Vihra den rechten Flügel der Division an, 
welche nun die ihr am Ostufer noch zur Verfügung stehenden 
2 Bataillone Reserve nebst der ganzen Gebirgsartillerie 
diesem frisch in die Schranken getretenen Feind entgegen-- 
warf. Auf die Dauer konnte jedoch die Division, die von 
den Reserven auf dem andern Drinaufer durch das Hoch- 
wasser abgeschnitten war, die lange Verteidigungslinie gegen 
die Übermacht nicht halten, folglich die Front verdichtet, 
das heißt verkürzt werden mußte. Also wurden die vor-- 
deren Stellungen ihres südlichen Abschnittes aufgegeben 
und neue auf dem Kaludjer und den Höhen bei Granje 
bezogen. Wie es sich bald zeigte, genügte dies nicht, und um 
jeder Gefahr vorzubeugen, wurde die Front noch mehr 
gekürzt, noch weiter zurückverlegt: auf die Höhen bei Drinsko 
und auf die Suha gora. Von der Gora aus fand sie Fort-- 
fetzung zur Mitte und zum linken Flügel über Turjak, Lisikji 
brijeg, die Höhen östlich von Dobrunj, die Orlinja und den 
Stolac, um am Bijeli Rzav zu enden. Das vor ihr 
liegende Vardiste dolnje wurde noch gehalten, in den nächsten 
Tagen verloren, gewonnen und wieder verloren — wie es 
eben eines Außenvostens Los ist. Noch solch einen hielt 
die Division: den Sargan. Ihn hatte tags zuvor eine Kom-- 
pagnie nach kurzem Scharmützel in Besitz genommen. Die 
ihn verteidigt, das wären die letzten von den Serben vor 
Visegrad, die nun alle endgültig nach UAce abzogen. Die 
neue Stellung hielt die Division unerschütterlich fest. 
Vorrückung der deutschen 11.Armee bis an die Golijska und Binatka Morava; 
Übergang der Orsovagruppe. 
Nach der Einnahme von Po^arevac nahm die Armee 
des GdA. v. G a l l w i tz die Vorrückung gegen Süden auf: 
der Stein, der die zwischen der unteren Morava und Mlava 
stehenden Serben erdrücken sollte, kam ins Rollen. Dies 
drohte für sie, die sich noch nicht von der ihnen durch den 
machtvollen Donauübergang der Armee gewordenen Über-- 
raschung erholt hatten, recht böse zu werden. Namentlich 
ihre Mitte, der die Moravaebene nur geringe Verteidigungs- 
Möglichkeiten bot, geriet in eine mißliche Lage und konnte 
in den allernächsten Tagen kaum imstande sein, der Armee 
bedeutenden Widerstand zu leisten. Dennoch stellten sich 
die Serben, wenn ihnen dies schon nicht auf der ganzen 
Front möglich war, in einzelnen Abschnitten, so auf etlichen 
Höhen und fast ausnahmslos vor jedem Orte sehr entschieden 
zur Wehr. Wohl waren dies bloß vereinzelte Klippen vor 
deutscher Brandung, doch da sie nicht zu umschiffen waren, 
vielmehr zertrümmert werden mußten, so sollte die Armee auch 
in diesen Tagen keinen leichten Weg gehen. Indes, sie ging ihn. 
Vorerst wurden die Klippen Vranovo brdo zunächst der 
Semendrianerstraße und Smoljinac östlich Pozarevac zer- 
trümmert, der Ort, über welchen hinaus der Weg in das 
nun aufgeschlossene Mlavatal führte. Hier, am linken Flügel 
der Armee, drangen die mit Lorbeerreis für ihre Taten auf 
der Auatema geschmückten Truppen ebenso ungestüm wie 
damals auf der heißumstrittenen Höhe vor, gelangten am 
16. Oktober bis Sapina und Makki, warfen den Feind 
von den benachbarten Höhen hinab und nahmen tags darauf 
Male Crniöe und BoZevac ein. Die Mitte der Armee hatte
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.