Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Vorstoß der Visegradgruppe. 
Lärm der anderen Drinastcherungsabschnitte beirren, noch 
weniger durch ihn von Visegrad ablenken lassen. Dennoch, 
und obwohl er auch alle Vorteile an seiner Seite hatte, mußte 
er vor der Willensstärke und dem Mute unserer Truppen 
weichen. Wie hätten sie aber dem Wettergott und dem Ele- 
mente Wasser ihren Willen aufgezwungen?! Dieser schlug 
sie unbarmherzig mit kaltem Schneetreiben ins Gesicht, 
jenes schwoll, just als wäre es ihren Anstrengungen zum 
Hohn, in der Drina neuerdings zur mächtigen Höhe an. 
Tags darauf, am 23. Oktober, blieb die südliche Gruppe, 
Truppen der 9. Landsturmetappenbrigade, in den ausge- 
hobenen Deckungen der gewonnenen, von Düste über die 
Höhe 514 und jene der Militärschießstätte bis zum Rzav 
sich ziehenden Linie stehen. Denn nun war es an den Truppen 
der Mobilen Festungsbrigade, deren Stärke durch frische 
Kräfte ins richtige Verhältnis zur verlangten Leistung ge- 
bracht worden war, nördlich des 
Rzav Raum zu gewinnen, um das 
Gleichgewicht der Gesamtfront her- 
zustellen. Vorgehend, erkämpften 
sich die draufgängerischen Land-- 
stürmer bis Y28 Uhr vormittags 
den Besitz der die Stadt im Osten 
beherrschenden Höhe, darauf auch 
jenen der Höhe 508. Das Rodiö 
brdo, gegen das sie sich dann 
wandten, fanden sie bereits vom 
Feinde verlassen. Somit stand 
auch der Erweiterung des Brücken-- 
kopfes nördlich der Stadt über 
Krcevine und Kosovopolje nichts 
mehr im Wege. Ebenso konnte der 
Kriegsbrückenschlag, den vorher 
heftiges Maschinengewehrfeuer ver-- 
hindert hatte, um 10Uhr vor¬ 
mittags in Angriff genommen und 
bis 4 Uhr nachmittags vollendet 
werden. 
Die Nacht zum 24. Oktober 
verlief vollkommen ruhig; fast, als 
wäre man vom Feinde meilenweit 
entfernt. Und doch stand er, wie 
am Morgen zu sehen war, gar nicht weit: auf dem Panos, 
beiderseits der Straße nach Dobrunj, auf dem Goles und 
Jelovik. Dorthin entsandte Detachements fanden ihn in-- 
dessen nicht mehr vor. Auch die etwas später vorgehenden 
vorderste» Treffen der beiden Brigaden hinderte nichts und 
niemand, Stellungen in der Linie der Höhe 578 nördlich 
Drinsko, am Jelovik, Goles, bei der Cisenbahnbrücke zu-- 
nächst der Höhe zz8 und am Panos einzunehmen. 
Soviel entnommen werben konnte, schien der vom 
Panos abgezogene Feind bis an den Grenzrücken zurück-- 
gehen zu wollen, hingegen sich jener südlich des Rzav auf 
den Höhen vor Dobrunj, auf der Suha gora und aufJgrista 
eingrub. Erwog man, was das Abziehe» dort, weiter hinweg 
als es erzwungen wurde, zu bedeuten hatte, so warf sich die 
Vermutung auf, daß jene Gruppe sich von dannen machen 
wollte, woraus zu schließen war, daß es Serben waren, 
welche beabsichtigten in das Innere ihres Landes zur Ver-- 
stärkung irgendwelcher locker gewordenen Front zu ent-- 
rücken, diese hinwieder, welche gegenüber Visegrad An- 
stalten zum Kampfe trafen, aller Wahrscheinlichkeit nach 
als ein neuer, aus den Schwarzen Bergen kommender Feind 
Obst. Wendelin Colerus von Geldern. 
anzusprechen waren. Und tatsächlich verhielt es sich so. 
Man bekam die Montenegriner bald zu Gesicht: vereinzelte 
Späher, Banden, die schnell wieder verschwanden. Auch 
tags darauf zeigten sie sich nicht von schneidiger Seite, ja 
im Gegenteil räumten sie schon vor ganz schwachen Kräften 
der 9. Brigade Jgrista und Suha gora, ebenso, wenn auch 
erst am Abend, das Städtchen Dobrunj. Später mochte es 
ihnen leid getan haben, auf Suha gora vor einem einzigen 
Zug unserer Infanterie ausgewichen zu haben; einige 
Scharen kehrten zurück und griffen ihn an. Er wies den 
ersten Ansturm blutig ab, mußte aber dann vor der Über- 
macht auf die Höhe 107z zurückweichen. 
Die Division hatte an diesem Tage kampflos die von 
der Drina ausgehende, über die Höhen 578 und Jgrista, 
über Dobrunj, die Motkahöhe und Crnkiti sich ziehende 
Linie fest in die Hand genommen. Der Feind hielt gegen- 
über dem nördlichen Abschnitt die- 
ser Linie jenseits der Grenze hin- 
term Bijeli Rzav, dem südlichen 
gegenüber auf der Vranovina, 
Duculova Varda und dem Bijelo 
brdo;Ajene erwähnten Scharen 
standen auf der Suha gora. 
Wie wir sahen, hatten sich die 
Montenegriner bisher mehr oder 
minder weit vom Schuß gehalten. 
Damit wurde es am 26. Oktober, 
nachdem sie jedenfalls Verstär- 
kungen herangezogen hatten, an- 
ders. Als erster bekam es jener 
Zug auf der Höhe 107z zu spüren. 
Vier, fünf, eher mehr als weniger 
Bataillone mit etlichen Geschützen 
rückten gegen ihn an. Da zog er 
natürlich gewaltig den kürzeren. 
Ja selbst alle bisher bei der süd- 
lichen Gruppe in die Feuerlinie ein- 
gesetzten Truppen genügten nicht, 
um diesen Stoß abzufangen, und 
so mußten Jelovik und GoleZ 
wieder preisgegeben werden. 
Den Montenegrinern schwoll 
der Kamm^-und sie ließen die Vorsicht beiseite. Einfach 
in getrennten Gruppen vorbrechend, griffen sie tags darauf 
unsere Stellungen auf der Höhe 578, auf den Bergen süd- 
östlich von Visegrad, dann bei Zanozje, Turjak und Lisicji 
brijeg an. Dieser Übermut, das Schicksal auf mehreren Stellen 
zugleich heraufzubeschwören, rächte sich. Denn nicht nur, daß 
ihre Angriffe scheiterten, wurden sie dann selbst angegriffen 
und bis 2 Uhr nachmittags auf der Höhe 775, unterm 
Jelovik und GoleS, bei Zanozje, Turjak und auf dem 
Lisikji brijeg geschlagen. Dreieinhalb^Stunden später ver- 
drängte sie die 9. Brigade auch von der mittlerweile von 
ihnen befestigten Suha gora. Bei Drinsko, auf dem Crni 
vrh und bei Jablanica unterlagen sie abermals. Schließlich 
auch aus der Karaula Balvan und Vardiste dolnje über den 
Bijeli Rzav geworfen, fluteten sie nach Granje, auf die Me- 
talka und gegen Vardiste gornje ab. 
Im nördlichen Abschnitt, wo die Mobile Festungsbrigade 
Sicherungstruppen bis auf den Bijeli Rzav vorgetrieben 
hatte, blieb auch heute alles still. Die Serben — und in 
ihrem Troß die ganze von ihnen bewaffnete serbische männ- 
liche Bevölkerung des Visegrader Kreises, Komitadschis
	        
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