Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Vorrückung der z. Armee bis an die Golijska Morava. 
sturmbrigade hatte den Platz am rechten Flügel des Korps, 
an der Straßenkehre nördlich Suvobor eingenommen, die 
am linken Flügel des Korps im zweiten Treffen dem ersten 
nachfolgende 21. Landsturmbrigade gelangte auf der Mi- 
lanovacerstraße bis Mramor. 
Ohne Rast ging die Armee am zr. Oktober den 
geschlagenen Weg weiter. Beim VIII. Korps geriet dabei 
wieder die 57. Division in einen schweren Kampf um die von 
den Serben hartnäckig verteidigte, vor ihrem äußersten linken 
Flügel an der Straße bei Desimirovac gelegene Schule. 
So viele Feinde auch fielen oder endlich die Waffen 
streckten, noch immer waren es ganze Scharen, die aus 
der schier dreifach übervölkerten Schule heil entkamen. Sie 
flohen jetzt auf das Kragujevac 
nordwestlich vorlagernde Veliko 
brdo. Doch vom Schrapnelle 
feuer verfolgt, fanden die 
Fliehenden auch auf der Höhe 
keinen Halt mehr. Wer sich zu 
retten vermochte, entfloh nun 
den Berg hinab gegen Kragu¬ 
jevac. Die Division folgte den 
Versprengten nicht. Sie hatte 
für heute, da sich schon Abend-- 
schatten zur Erde senkten, ihr 
Ziel erreicht und blieb daher 
bei den Orten Opornica und 
Slijovac und auf den Höhen 
Tovarnica und Gradina stehen. 
Rechts von ihr war. bis zur 
selben Stunde die 59. Division 
nach leichteren Gefechten bis zu 
der Mdrovacka glava und dem 
Magare Itbrdo vorwärts ge¬ 
kommen. 
Beim weiter westlich vor- 
rückenden xxii. Reservekorps 
hatte sich die 4z. Reservedivision 
bis Kutlovo und zur Höhe Suto 
polje vorgearbeitet, während 
sich die Hauptkraft der 44. Re¬ 
servediviston, nach starkem 
Marsche über Kamenica, an 
der Milanovac—Kragujevacer- 
straße südlich KneZevac wieder 
FML. Bsla Sorsich von Severin. 
in die] allgemeine Front des ersten Treffens einfügte. 
Nicht weitab von ihrem rechten Flügel fand sich bei Donja 
Crnuöa ihre bisher der 26. Infanteriedivision zur Seite 
gestandene Brigade ein, die, ostwärts an die Hauptkraft 
Anschluß suchend, dorthin gelangt war. Als Zwischenglied 
hielt sie nun Verbindung von ihrer eigenen zur 26. In- 
fanteriedivision, welche heute die Serben von den zähe ver- 
teidigten Höhen östlich und südöstlich Gr. Milanovac hinab- 
geworfen und sich bis Ravno brdo und zur Zapishöhe den 
Weg gebahnt hatte. 
Das xix. Korps war heute gezwungen, mit seinem 
Großteil Rast zu halten, um auf die langsam und allmählich 
im Kotmeer flottwerdende fahrende Artillerie zu warten; 
nicht zuletzt auch auf den schon sehr erwünschten Verpflegs- 
train. Von den Heereskörpern des Korps rückten daher bloß 
die 20. Landsturmgebirgs- und die 21. Landsturmbrigade 
den kurzen Weg bis Gornji Milanovac, die 10. Gebirgs- 
brigade bis zur Straßenkreuzung südöstlich Teoöin vor. 
Der 1. November begann beim VIII. Korps mit einem 
gelungenen Handstreich. Eines seiner Nachrichtendetachements, 
die 5. Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 70 unter 
Lt. Hripk 0, drang nach kurzem Geplänkel in Kragujevac 
ein, besetzte die Kaserne am Westrands der Stadt und hißte, 
als die Uhr die siebente Vormittagsstunde schlug, auf ihr 
das österreichisch-ungarische Banner. Hurtig dann die 
Stadt säubernd, warf sie im Straßenkampf den Feind völlig 
aus ihr hinaus, und nicht später als um 8 Uhr wehte auch 
auf dem Arsenal, dem Regierungsgebäude, dem Bezirks- 
gericht und der Schule das hehre Panier. Uns hehr, den 
Serben verhaßt, brachte es sie in schäumende Wut und sie 
stürzten sich, ihrer ungefähr 2 Kompagnien, neuerdings 
ganz zweck- und kopflos in den 
Kampf. Die meisten von ihnen 
verloren unter den wuchtigen 
Hieben der 70 er und einer 
inzwischen eingetroffenen 76 er 
Kompagnie das Leben. Damit 
war auch Kragujevacs Kriegs- 
schicksal besiegelt, denn bald 
darnach rückte die 25. Reserve- 
division der deutschen Armee 
in die Stadt ein. Sie lag näm- 
lich, da die Trennungslinie 
zwischen den beiden Armeen am 
Westrande der Stadt vorbeilief, 
im Operationsgebiet der deut- 
schen Armee. Ihr hatten sich 
auch die Kragujevacer, die ganz 
richtig von ihrer Seite aus den 
Stoß erwarteten, durch Ab- 
gesandte, die den deutschen 
Truppen bis Gornja Batoöina 
entgegenkamen, um 6 Uhr 
vormittags auf Gnade und 
Ungnade übergeben. Aller- 
dings mit dem Vorbehalt, für 
das Verhalten der Komitadschis 
keine Gewähr bieten zu können. 
Ob die Abgesandten wußten 
oder nicht, daß zurzeit auch noch 
reguläre Truppen in der Stadt, 
zum mindesten in ihrer un- 
mittelbaren Nähe waren, sei 
dahingestellt. Übrigens war dies gleichgültig, denn die 70 er 
und 76 er hatten mittlerweile in Kragujevac reinen Tisch 
gemacht und ihn zum Empfang der deutschen Division 
gedeckt, womit auch jedes Parlamentieren mit den Kra- 
gujevacern überflüssig wurde. 
Die Hauptkraft des VIII. Korps war unterdessen, da mit 
dem Feinde plänkelnd, dort mit ihm kleinere Gefechte aus- 
tragend, über die Milanovac—Kragujevacerstraße vorgerückt. 
Bis zum Abend gelangte die 57. Division mit dem linken 
Flügel zur Waldhöhe Sumare südwestlich Kragujevac,mit dem 
rechten über die Kozeva hinüber, wo die Front der ?y. Division 
anschloß, die ihrerseits Sokovac und die Höhen Zmajevac und 
Kosica erreicht hatte. Verhältnismäßig ebenso leicht nahm das 
xxii. Reservekorps die Front Brnjica, Dragusica, Boracki 
krs, Ostrica, Orlovac und Zelena bara ein, rückten die 10. Ge- 
birgs- und 20. Landsturmgebirgsbrigade des xix. Korps 
in Eakak ein. Die übrigen Brigaden dieses Korps blieben 
an diesem Tag wegen Nachschubschwierigkeiten stehen.
	        
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