Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Der Feldzug gegen Serbien 1915/16. 
Süd und Südost ziehenden Hauptverkehrswegen oder 
gleichlaufend mit ihnen vorrückte, schließlich bisher auch 
auf geringeren Widerstand gestoßen war, hatte etwas mehr 
Raum gewonnen. Daraus ergab sich, daß der vor Badlje-- 
vica angelangte linke Flügel der z. Armee etwas hinter dem 
bis nordwestlich Azanja vorgerückten rechten der u. Armee 
zurückgeblieben war. War die Lücke auch nicht groß, so hätte 
sie trotzdem den Feind verlocken können, zu versuchen, sie 
zu einem Angriff auszunutzen. Daß er dies wahrscheinlich, 
und zwar mit der Absicht der z. Armee in die Flanke zu 
fallen, plante, wissen wir, doch hörte und sah man von seiner 
dorthin sich heranschiebenden Kavallerie später nichts mehr. 
Jedenfalls war sie sich des Zwecklosen und Gefahrvollen 
eines solchen Unternehmens bewußt geworden und war 
des Weges zurückgegangen. Um im weiteren Gang der 
Operationen die serbische Hauptkraft nach der Mitte des 
Landes zusammenzudrängen und dort entscheidend zu 
oeuricye -mpenrorps oer 
schlagen, hatte die deutsche u. Armee den Vormarsch in die 
Linie Saranovo—Svilajnac—Subotica, die Hauptkrafk der 
k. u. k. 3.Armee in jene: Rudnik— Satornja—BoZurnja— 
Natalinci fortzusetzen. Dem XI x. Korps der Armee, das 
im allgemeinen entlang der Straße Lazarevac—Gornji 
Milanovac, somit östlich der Kolubara, vorzurücken hatte, 
blieb auch weiterhin die Deckung der rechten Armeeflanke 
übertragen. Westlich der Kolubara gegen Valjevo, dann von 
der Drina aus gegen Südost wurden andere österreichisch-- 
ungarische Heereskörper, von welchen erst später die Rede 
sein soll, gegen Serbien eingesetzt. 
Die Kosava hatte bis zum Morgen des 23. Oktober 
ihre Wut ausgetobt. Darum war es aber noch lange kein 
günstiges Wetter, als die Braven des VIII. Korps nach einer 
zwar ruhig, doch schlecht verbrachten Nacht um %6 Uhr 
vormittags die Vorrückung wieder aufnahmen. Nicht weit 
des Weges, gleich hinter Dubona und auf dem Gipfel des 
Ravni gaj trafen sie auf den Feind. Seine Nachhuten 
waren es, die sich kräftig zur Wehr setzten. Bis zum äußersten 
ließen sie es indessen nicht ankommen, wichen vielmehr 
nach kurzem Kampf auf die Höhen Zli brod und Varovuice 
zurück. Auch dort in die Enge getrieben, aus Vlaska ver¬ 
trieben, machten sie sich endgültig nach dem Tal des Lug 
von dannen. Ihnen folgend, verschob sich das Korps, im 
Bestreben der serbischen Hauptkraft an den Leib zu rücken, 
noch bevor sie sich festzusetzen Zeit fände, etwas nach rechts. 
Die Serben hatten aber schon zu großen Vorsprung, und 
so faßte sie das Korps an diesem Tag nicht mehr. Nur 
noch da und dort traf es auf Reste, die es zersprengte, um 
schließlich völlig sauberen Weg bis Kovacevac, bis zur Milato-- 
vica mehana und der Höhe Razbojiste zu finden. In dieser 
Linie beendete das Korps seine auch schon durch die über 
Velika Krsna laufende Trennungslinie zwischen den beiden 
Armeen bedingte Verschiebung nach rechts. 
Vom XXII. Reservekorps hatte an diesem Tage die 
43.Reservedivision die Borisinachöhe genommen und war 
noch etwas über sie hinaus gegen Süden vorgerückt, so daß 
ihre Front ungefähr in der geraden Fortsetzung jener des 
VIII. Korps stand, mit dem die Division auf Razbojiste Ver-- 
bindung unter-- 
hielt. Westlich 
der 43.stand 
in einer über 
Raniloviö sich 
ziehenden Front 
die 44. Reserve-- 
diviston. Wei- 
ter, südlich des 
eingenommen 
nen Ortes Ben- 
cani und auf 
den eroberten 
Höhen Strafe-- 
vica und Zmi-- 
jan, setzte sich 
die Front der 
■ 26. Infanterie¬ 
division fort. 
Anschließend, 
auf den Höhen 
nördlich des 
Rraiievo. Pestan bis zur 
Kolubara, hatte 
sich die Gruppe Pongräcz festgesetzt. Von den anderen 
Heereskörpern des XIX. Korps war die Brigade Schwarz, 
weil bei ihr vereinzelte Cholera-- und Ruhrfälle aufge-- 
treten waren, als „abgesondert", in ihrer gestrigen Kanto-- 
nierung geblieben; die 21. Landsturmbrigade war nach 
Sokolova gelangt, die 17. Gebirgsbrigade stand noch in 
Borak. Die tags zuvor als Ablösung der 206. Landsturm- 
brigade in Zemun eingetroffene 10. Gebirgsbrigade, die der 
Kosava wegen erst heute die Save übersetzen konnte, kam 
nach OstruWca. 
Post nubüe Phoebus: der 24. Oktober brachte endlich 
wieder Sonnenschein. Unsere seit Tagen durchnäßten Krieger 
reckten wohlig die durchfrorenen Glieder, lebten unter den 
wärmenden Strahle» neu auf. Regentauglitzernd und sonn-- 
vergoldet badete sich das serbische Gelände so herrlich im 
Schimmer des Tages, daß seine Schönheit all seine Tücken 
vergessen machte. Frischfroh marschierten die Truppen, 
ballte sich auch noch immer die durchweichte serbische Krume 
auf ihren Füßen, querfeldein, als gäbe es keinen Krieg 
und keinen hinker Busch und Strauch, Berg und Berglein 
auf der Lauer liegenden Feind. Doch er lag — und die 
ernste Wirklichkeit verjagte schnell die heiteren Spiegel¬
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.