Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

508 Der Feldzug geg 
wärts gekommen. Auch der rechte Flügel kam ziemlich leichten 
Kaufes in den Besitz der Orte Guncati und Bacevac, hatte aber 
dann östlich Batevac auf Kremenite njive genug Mühe sich 
zu behaupten. Trotzdem gewann er in später Stunde die 
Oberhand. Nur war's mißlich, daß, während er durch den 
Kampf auf den Njive gebunden war, die auf der Höhe 
Progon südöstlich Vranic gestandenen, ungefähr ein In-- 
fanterieregiment starken serbischen Kräfte die Zeit dazu 
benützt hatten, sich ungehindert auf die Höhen nordöstlich 
Vranic, das ist seit-- und rückwärts der Korpsflanke vorzu- 
schieben. Als aber von der am rechten Flügel kämpfenden 
26. Infanteriedivision 2 Bataillone und 3Batterien in der 
gegen Südost gerichteten Linie Meljak—Eigani Stellung 
mit der Front gegen Vranic nahmen, war so gut wie jeder 
Gefahr um fo mehr vorgebeugt, als für die weitreichendere 
Flankensicherung des Reservekorps durch die herangerückten 
Teile des XIX. Korps genügend vorgesorgt war. 
Der rechts in der Staffel des Reservekorps, östlich der 
Kolubara vorgehende Teil des XIX. Korps, also die aus 
der 205. Landsturminfanterie-- und 20. Landsturmgebirgs- 
brigade bestehende Gruppe GM. R e i n ö h l, über welche 
jetzt der Divisionär GM. v. P 0 ngräczdas Kommando 
übernahm, hatte zu Mittag Duboko brdo an der Save 
und die Höhe Jasenovac westlich Meljak erreicht. Weiter 
gegen Südwest vorgehend, gelangte die 20. Landsturm-- 
gebirgsbrigade bis am Abend nach Mislogjin und auf die 
dem Orte vorgelagerte Höhe Bagjevica rechts der Kolubara, 
erstieg die 205. Landsturmbrigade den östlich des Ortes 
sich erhebenden Bukovik. Inzwischen war jenseits, westlich 
der Kolubara die 21. Landsturmbrigade mit ihren Vorbe-- 
reitungen für den Angriff auf Obrenovac fertig geworden 
und rannte es an. Der brave Landsturm bezwang es als die 
erste Stunde nach Mitternacht schlug. Hiermit öffnete sich 
die Brigade das Tor der Boljevci—Saveschlinge und trat 
jetzt endgültig aus dieser hinaus. Ja, würden die Serben 
nicht die Tamnava- und Kolubarabrücken gesprengt haben, 
so hätte die Brigade der Gruppe Pongräcz die Hand 
reichen können. Daß dies nicht möglich war, tat, da sich 
die Brigade und die Gruppe fast auf Rufweite nahe standen, 
weiter nichts zur Sache. Ebensowenig fiel es in Betracht, 
daß die Verbindung von Front zu Front mit der in der 
Progarschlinge stehenden Hauptkraft der Brigade Schwarz 
vorläufig nur erst lose entlang des Ufers gehalten werden 
konnte. Die Brigade war eben entlang der Save noch nicht 
über das Finanzwachhaus weiter vorgegangen, hatte aber 
darum bas Wespennest Krtinska mit Stumpf und Stiel 
ausgehoben. Die Serben, die sich übrigens bishin am 
Tage in keinen ernsten Kampf eingelassen hatten, ließen darauf 
bis auf Male Brgule alles im Stich und zogen sich gegen 
Süden über die Straße Obrenovac—Skela zurück. Skela, 
das scheinbar schon geräumte, bekam jetzt merkwürdigerweise 
wieder Besatzung. — Oder hatten sich die Serben tags 
zuvor bloß verheimlicht? Gleichviel; der rechte Flügel der 
Brigade war genug stark, um durch sie nicht gefährdet zu sein. 
Der von der 3.Armee für den 19. Oktober beabsichtigte 
Angriff auf die Hauptstellung des Feindes mußte, da beim 
xxii. Reservekorps der Neuaufmarsch der Artillerie und 
die Heranführung der Munition nicht vor Nachmittag 
beendet werden konnten, verschoben werden. Ein gegen die 
Mitte des Korps gerichteter Gegenangriff wurde aber nichts-- 
destoweniger kräftig abgeschlagen. 
Das VIII. Korps nützte die ihm durch die Verhältnisse 
gewordene Zeit der Ruhe dazu aus, um die im Bestände 
Serbien 1915/16. 
seiner Kampfmittel eingerissenen Lücken auszufüllen. Als 
es am Nachmittag damit fertig war, und auch das beuach-- 
barte Reservekorps wieder völlig schlagfertig bereitstand, 
rückte es näher an den Feind heran, ohne ihn indes der vor-- 
gerückten Abendstunde wegen anzugreifen. Er selbst holte 
wohl dreimal — aber jedesmal vergeblich — zum Schlage 
gegen die am linken Flügel des Korps stehende Brigade 
Haustein aus. 
Auch das Reservekorps war am Nachmittag mit der Mitte 
und dem rechten Flügel näher an den vor seiner Front im 
Süden stehenden Feind herangerückt. Jenen nordöstlich 
Vranic ließ es nur beobachten; er zog noch vor Abend still ab. 
Die zur Sicherung der rechten Flanke des Reservekorps seit 
6 Uhr vormittags gegen Vranic marschierende Gruppe 
P 0 n g r ä c z des XIX. Korps fand daher, als ihre Haupt-- 
kraft am Abend den Ort erreichte, keinen Feind mehr vor. 
Noch weniger bekam ihn die zum Nachfolgen der Gruppe 
bestimmte 21. Landsturmbrigade zu Gesicht. Sie konnte 
somit in voller Ruhe die Tamnava-- und Kolubarabrücken 
herstellen lassen und Artillerie und Train nach Obrenovac 
bringen. Die 17. Gebirgsbrigade des Korps gelangte an 
diesem Tag nach Zemun. 
Am 20. Oktober bewies das Vlll. Korps den Serben, 
daß es tags zuvor nicht aus Schwäche gezögert hatte anzu- 
greifen: am Vormittag nahm es ihnen mit stürmender 
Hand ihre erste Verteidigungslinie ab, am Nachmittag die 
zweite und alle übrigen und zwang sie, wo immer auch sie 
standen, den Weg nach rückwätts zu nehmen. Sie verfolgend, 
gelangte das Korps bis zum Abend in den Raum nord- 
östlich Umcari, an die das rechte Ufer des Raljaflüßchens 
einsäumenden Berghänge und bis zur Bahnlinie beim Orte 
Ralja, wo es mit dem linken Flügel des XXII. Reserve- 
korps zusammentraf. Dieses hatte sich in gleicher Zeit den 
Weg bis auf die Höhen Vlasko brdo, Zminjak und Glav- 
öina, bis zum Orte Guberevci und auf die Höhe nordöstlich 
Beljina erkämpft. Einen günstigen Augenblick sich zunutze 
machend, gelang es ihm noch in später Stunde, seine Mitte 
und seinen rechten Flügel im Sturmlauf über die Höhe 
Usica und die Orte Babe und Mann vorzutreiben. Damit 
war von der Hauptkraft der 3. Armee an diesem Tag, bei 
sehr ernstem Widerstand, wobei beim VIII. Korps namentlich 
die 57. Infanteriedivision äußerst heftige Kämpfe zu bestehen 
hatte, bemerkenswert viel Raum nach vorwärts gewonnen. 
Die Serben, scharf angegangen, hart angefaßt und nicht 
mehr ausgelassen, dürften in der Überstürzung der Gescheh-- 
nisse rein vergessen haben, den großen Ripanj-Tunnel zu 
sprengen. Wie dem auch sei, der Tunnel — und auch sein 
Vortor unweit Ralja—blieben unversehrt, bloß die das Flüß-- 
chen Ralja überspannende Eisenbahnbrücke lag in Trümmern. 
Die Gruppe P 0 n g r ä c5 erreichte an diesem Tag mit 
ihren Vortruppen Konatice, Stepojevac und die Kirche 
südöstlich Leskovac nahe der Beljanica, womit sie dem rechten 
Flügel des Reservekorps, ihn ein wenig übergreifend, ganz 
nahe kam. Die der Gruppe nachfolgende 21. Landsturm-- 
brigade hatte.die Tamnava und Kolubara überschritten 
und sammelte sich in Mislogjin. Von den übrigen Heeres-- 
körpern des xix. Korps traf die 17. Gebirgsbrigade in 
OstruWca ein, die Brigade Schwarz verschob ihre Haupt-- 
kraft nach Obrenovac. In den Saveschlingen und weiter 
westlich bis zur Podgoricka ada verblieben nur noch 3Land- 
sturmbataillone. 
Man hätte glauben können, daß die tags zuvor stark 
hergenommenen Serben für eine Zeitlang mattgesetzt wären.
	        
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