Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

490 Der Feldjug gegen 
lichen Artillerie gefunden, die sich darauf vervielfachte Mühe 
gab, dem Bataillon soviel als nur möglich Schaden an- 
zutun. War es aber Übereifer oder sonst ein Grund, sie traf 
nicht gar zu oft; jedoch immerhin häufig genug, um den 
z8ern heiß zu machen. Noch ernster schien es um ihre Lage 
werden zu wollen, als von der Rospi cuprija und aus dem 
Einschnitt des Mirijevski potok feindliche Infanterie vor- 
brach. Nun wollte es aber das Verhängnis für die Serben, 
daß im selben Augenblick zwei zur Erkundung voraus- 
gesandte Kompagnien des III./8. Bataillons vor die Rospi- 
Brücke und den Bach gelangten. Rasch entwickelt, sprangen 
diese der dort haltenden 10. Kompagnie der z8er bei und 
nahmen mit ihr zugleich die Serben gebührend in Empfang. 
Da überlegten es sich diese schnell, die vor ihnen plötzlich 
sich aufrichtende Phalanx anzugehen und machten Halt. 
Anders, deshalb nicht schlechter, spielte ihnen weiter südlich 
die 12. Kompagnie der z8er mit. Sie ließ die sich mehr oder 
minder sicher wähnenden Serben bis auf einen Büchsenschuß 
weit herankommen, um ihnen erst auf diese kurze Entfernung 
ihre feurigen Grüße zu entbieten. Natürlich duckten sich nun 
jene schleunigst in die sie bergenden Falten des Geländes, 
und bald war von ihnen nichts mehr zu sehen. Und gewiß 
war es weder diesen noch jenen vor der Brücke haltenden 
Serben in ihren notgedrungen aufgesuchten Schlupfwinkeln 
geheuer, schon gar nicht, als sie bald der Hilfe ihrer Artillerie 
auf dem Lipar entbehren mußten. Diese bekam nämlich bald 
mehr als alle Hände voll damit zu tun, sich selbst der Moni- 
toren, des armierten Dampfers „Balaton" und eines Pa- 
trouillenbootes, die ihr ganz gehörig zusetzten, zu erwehren. 
Zu all dem Mißgeschick für die Serben machte sich ihnen auch 
die Brigade Mr aze k vom anderen Donauufer her sehr emp- 
findlich bemerkbar. So bereitete eins zum anderen ihre Nieder- 
läge vor. Zu Mittag war die Zeit dazu reif. Jetzt griff unsere 
Infanterie an, schlug sie aufs Haupt, und drängte die schwer 
Blutenden auf den Lipar zurück. Garbe auf Garbe der 
Gebirgsartillerie und der Geschütze der Monitoren begleiteten 
sie getreulich bis zum Gipfel der Höhe, mittlerweile sich die 
Infanterie sammelte. Dann traten die Bataillone III./8. 
und II./70. in die erste Linie, das III./38. Bataillon kam 
hinter den rechten, das II./76. hinter den linken Flügel 
in Reserve. 
Überblicken wir die Lage, wie sie sich gestaltet hatte, so 
finden wir die Stellungen der einzelnen Heereskörper des 
k. u. k. VIII. und des deutschen XXII. Korps am Abend 
des 10. Oktober in einem von der Save über Banovo brdo, 
Dedinje, Zeleno brdo und Veliki Vratar zur Rospi cuprija 
reichenden, um Belgrad gezogenen Halbkreis. Dies war 
nun jene Linie, welche zu erreichen den Heereskörpern vom 
Armeekommando als erstes Ziel angegeben wurde. Diese 
Linie verbürgte jedoch noch nicht den Erfolg; an und für sich 
nicht, und um so weniger, da der Feind, wie man's merkte, 
bereits Verstärkungen heranzog, und daher ein Versuch der 
Wiedereroberung nicht ausgeschlossen schien. Um nu« in 
diesem Fall jede etwaige, kaum zu vermeidende Schwankung 
in der Kampffront ohne Überstürzung ausgleichen zu können, 
brauchte man mehr Bewegungsfreiheit, mehr Raum nach 
vorwärts, womit zugleich das jetzt zum Stützpunkt der 
z.Armee gewordene Belgrad in sichereren Hintergrund 
abrücken würde. Somit war es rätlich, je eher die zweite, 
weiter gelegene, als nächstes Ziel bestimmte Linie zu erreichen. 
Gewiß, all dies war mehr das Verlangen strategischer 
Überlegung, als eine Forderung taktischer Notwendigkeit, 
denn es befanden sich ja diesseits der Donau und Save 
Serbien 1915/16. 
bereits vier ganze Infanteriedivisionen, für welche sogar 
auch schon der Nachschub an Verpflegung, Munition und 
Kriegsmaterial über die mittlerweile geschlagenen zwei 
Brücken gesichert war. Man war also genügend vorbereitet, 
um etwelchen Wiedereroberungsversuchen des Feindes kräftig 
entgegenzutreten. Jedoch, sicher ist im Krieg niemals etwas, 
daher gebot es Klugheit, wenigstens die Wahrscheinlichkeit 
der Sicherheit zu erhöhen, somit das Eisen zu schmieden, 
solange es noch warm war: zu verhindern, daß die Serben 
ansehnliche Kräfte heranziehen, bevor Belgrad außerhalb 
ihrer Reichweite sein würde. Und darum konnte den Truppen, 
so sehr sie nach tagelangem Ringen einer Erholung bedürftig 
waren, keine Ruhe werden. Ohne Rast hieß es, sich Ellbogen- 
freiheit und eine günstigere Lage erkämpfen, so man nicht 
Gefahr laufen wollte, zu den bereits gebrachten Opfern noch 
verhältnismäßig größere bringen zu müssen. 
Am ^.Oktober wurde also der Angriff weitergetragen. 
Die 57. Infanteriedivision am linken Flügel des VIII. Korps 
nahm, nachdem sie in den Morgenstunden den Feind vom 
Zeleno brdo herabgeworfen hatte, die Vorrückung über 
den Mirijevski potok auf. Die Serben hatten sich aber noch 
früher besonnen, Lipar und den ganzen Raum östlich bis zum 
Donauknie zu räumen, so daß die Division, gegen Süden 
einschwenkend und die feindlichen Nachhuten stets weiter 
abdrängend, bis zum Abend die Linie nördlich Vinkanska 
strana, Osovlje und Gradac erreichte. Rechts von ihr war 
die 59. Infanteriedivision vorgegangen, hatte sich ebenfalls 
Bahn gebrochen und erreichte Ekmekluk und den gegen 
Banjica abfallenden Längsrücken westlich der Avalastraße. 
Dort fand sie Anschluß an die deutsche 43.Reservedivision, 
die sich in Besitz der Höhe Majur gesetzt hatte. Weiter rechts 
stand die 44. Reservedivision; die 26. Infanteriedivision 
war mit einigen Teilen bereits auf das diesseitige Saveufer 
übergegangen. 
Am nächsten Tag, den 12. Oktober, griff am Morgen die 
Vorhut der 26. Infanteriedivision den Ort Zeleznik an, den 
es auch bis zum späten Nachmittag in die Hand bekam, 
unterdessen die 44. Reservedivision Petlovo brdo, die 43. 
die Höhe Stra^evica nahm. Links von ihr erkämpfte sich die 
59. Infanteriedivision den Weg bis zur Torlacka mehana 
und den Veliki Mokrilug, die 57. hielt noch in der tags zuvor 
erreichten Linie, da es not tat, den Angriff auf das stark 
befestigte Erino brdo durch Artillerie vorbereiten zu lassen. 
Die Nacht zum 13. Oktober verlief auf der ganzen Front 
mehr oder minder ruhig. Während des ihr folgenden Tages 
bemächtigte sich dann der linke Flügel der 57. Infanterie- 
division der Vincanska strana und arbeitete sich bis nahe an 
die unter Artillerieseitenfeuer der Brigade Mrazek stehenden 
Höhen Gjakonov vis und Klupe heran, unterdessen der rechte 
Flügel mit Wucht in die Schanzen auf dem Erino brdo ein- 
drang. Die59. Infanteriedivision hatte mittlerweile ihre Re- 
serve herangezogen und hielt den Raum nordöstlich und süd- 
westlich Topola fest. Rechts von ihr kämpften beim deutschen 
xxii. Reservekorps die Vortruppen der 4z. Reservedivision 
am Südrand der Orte Rakovica und Resnik, die hielt den 
Südrand des Petlovo brdo, die 26. Infanteriedivision drang 
bis znm Orlovakki potok, Feleznik und Dolja an der Save vor. 
Am nächsten Tag, den 14. Oktober, brach bei der Re¬ 
servedivision der Kampf unvermittelt ab, worauf dann auf 
der ganzen Front des deutschen Korps Ruhe eintrat. Um so 
schärfer ging es beim k. u. k. VIII. Korps zu. Bei ihm hatte 
die 59. Infanteriedivision um 5 Uhr vormittags die Höhe 
Strazara von Nord und Süd angegriffen und sie nach hartem
	        
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