Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

484 Der Feldzug gcg 
„Körös" unverzüglich unter Feuer — und sieh! nach tut; 
glaublich kurzer Zeit war es auch schon in der Höhe des ersten 
Stockwerkes getroffen. Ein zweiter Schuß traf es dann, wie 
gewünscht und berechnet, etwas tiefer und zerstörte es fast 
völlig. Hierauf sollte die „Körös", über optisch übermittelte 
Bitte des Abschnittkommandanten, die von jenem Haus 
— einem Schutthaufen jetzt — in der Schußrichtung links 
stehenden Häuser, welche alle gleich wie jenes stark besetzt 
waren, aufs Korn nehmen. Dies war nicht so einfach, denn 
es waren so niedere Häuser, daß die Geschoßbahn, sollte sie bei 
ihnen enden, fast gestrichen über den Eisenbahndamm ziehen 
mußte. Selbstverständlich war es daher vor allem geboten, 
diesen von unseren Plänklern räumen zu lassen. Dies ge- 
schehen, begann die „Körös" ihr Zerstörungswerk. Schuß 
auf Schuß krachte aus ihren Türmen heraus, jeder Schuß 
ein Treffer, und in wenigen Minuten lag die ganze Häuser- 
zeile in Schutt, Trümmern und Asche. Als wäre der Jüngste 
Tag mit allen seinen Schrecken angebrochen, flohen die 
Serben aus den ihnen zur Hölle gewordenen IHänsern 
über Hals und Kopf ins Freie — aus dem Verderben in 
die Vernichtung: in das mörderische Feuer unserer Ma-- 
schinengewehre. Jetzt waren aber die Siebundachziger nicht 
mehr in der Deckung zu halten; alle wollten Zeugen 
dieses Schauspieles sein. Mit Hurra! und Kappenschwenken 
begrüßten sie jeden Volltreffer des Monitors, jede Garbe 
der Maschinengewehre, und dann nahmen sie selbst, hitzig 
doch zielsicher, das Verfolgungsfeuer auf. Manche wieder, 
Serbien 1915/16. 
denen die Patronentasche leer zu werden drohte, machten 
sich auf und brachten 3 Offiziere und 163 Mann ein. So 
den Tisch hier reingemacht, wurde der Monitor auft 
gefordert, sein Feuer gegen die zweitnächste Häuserreihe 
von Belgrad zu richten. Kaum trafen seine ersten Granaten 
das angegebene Ziel, brach Obstlt. Peter mit seinem 
IV./87. Bataillon zum Sturm vor und riß auch im allge- 
meinen frohen Siegesjubel Teile des im Anschluß stehenden 
IV./84. Bataillons mit sich fort. Obstlt. M e t t e l e t, der 
stellvertretende Brigadier, gab nun auch dem rechten Flügel 
der 84er und dem linken Flügel der 74er, dann dem in Reserve 
befindlichen IV./12. Bataillon den Befehl zur Vorrückung. 
„Vorwärts!" blasen jetzt die Hörner, schmettern dann das 
Signal „Sturm!" hell jauchzend; Waffen klirren, blinken: 
die Infanterie marschiert im Sturmschritt — und von drüben 
her schlägt die Artillerie den schweren Trommelschlag dazu. 
Die Erde zittert, dichte Rauchschwaden hängen ober Belgrad, 
Brände lohen in der Stadt. Nun sind die Österreicher-Ungarn 
vor ihren Toren, an den verrammelten Ausmündungen 
ihrer Gassen zum Donaugrund, berennen die Barrikaden. Sie 
werden genommen. Opferreich. Doch wem liegt es jetzt an 
Opfern, wer, den es selbst nicht trifft, macht sich jetzt Gedanken 
über Gebreste und Tod?! Hinweg über des Daseins Bitternis 
und Ende, stürmen die vom Willen getragenen Gedanken 
voraus, der Körper ihnen nach, über die blutigen Leichenhügel 
in die Gassen hinein. Um jeden Schritt, um jedes Haus 
in ihnen wird gerungen, Helden die Angreifer, Helden 
Rastende Truppe im eroberten Belgrad.
	        
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