Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

470 Der Feldjug gegen 
unterrichteten, sei, als selbstverständlich, nur nebenher er-- 
wähnt, desgleichen, daß es nicht unterlassen wurde, die 
Truppen über alles, was ihnen zu wissen nötig oder auch 
nur vorteilhaft war, ausführlich aufzuklären, ja sie sogar 
da und dort noch knapp am Feinde — natürlich nicht vor 
seinen Augen — in der Verschiffung praktisch zu schulen. 
So war denn alles geschehen, was Überlegung, Vorbei 
dacht, Einsicht, Umsicht und Gewissenhaftigkeit nur fordern 
konnten. Und genau so hatte auch die benachbarte deutsche 
U. Armee ihre, auf eben so viele Zweige wie bei der k. u. k. 
Armee sich erstreckenden Vorbereitungen getroffen und zu 
Ende geführt. Wir werden diese Vorbereitungen an den 
Früchten, die sie trugen, kennen lernen; dann, bis uns unsere 
Schilderung zur Nachbararmee, der zweiten der Heeresgruppe 
Mackensen, führen wird. 
* * 
* 
Um nicht eine Lücke offen zu lassen, seien hier noch die 
vereinzelten Vorfälle der letzten Zeit bis zum Einsetzen der 
Offensive verzeichnet. 
Am 10. September schoß Zemun ein feindliches Motor-- 
boot bei der Zigeunerinsel in den Grund, worauf Belgrad 
ohne jeden Erfolg herüberschoß. Am iz. beschossen diese 
Nachbarn einander abermals, ohne daß Zemun irgend 
welchen Schaden erlitt; an der Save plänkelte Freund 
und Feind. Am 14. und 16. war das Geplänkel etwas 
lebhafter. Am 17. flaute es ab, doch meldete sich da feinde 
liche Artillerie am entgegengesetzten Frontflügel bei Or- 
sova. Am 19. demonstrierte österreichisch-ungarische und 
deutsche schwere Artillerie an der Donau—Save, worauf der 
Feind von Skela, Ostruznica und Belgrad antwortete; sonst 
an der Savefront mäßiges Jnfanteriefeuer, mittlerweile 
in der Nähe der Drinamündung feindliche vorgeschobene 
Abteilungen überfallen und aufgerieben wurden. Am 21. 
beschoß feindliche Artillerie aus drei verschiedenen Stel- 
lnngen bei Belgrad, zum Teil auch mit schwerem Geschütz, 
am Vor- und Nachmittag die Batterien bei Zemun, die 
das Feuer erwiderten; an der Drina bei MegjaZi Geplänkel, 
dort und bei Visegrad wurden feindliche Befestigungsarbei- 
ten, bei Megjasi und Gora^da auch je ein serbisches Lager 
Strategische 
Wie schon einmal gesagt, sollten Hand in Hand mit dem 
Hauptstoß, und diesem vorarbeitend, andere Unternehmungen 
gehen. Sie waren bestimmt, die Aufmerksamkeit der Serben 
von den entscheidenden Ubergangsstellen an der Save- 
münbung und der Donau abzulenken, allerdings, und wie 
uns bereits bekannt, auch schon im vorhinein dazu, ein wirk-- 
sames Eingreifen über die Drina und die untere Save gegen 
die Kolubara anzubahnen. Waren sie also fürs erste nur ein 
Schachzug, der nicht darauf berechnet war, den gegnerischen 
König unvermittelt matt zu setzen, so waren sie nichtsdesto- 
weniger ein Mittel zum Zweck, an dessen Erreichung sie dann 
stets tatkräftiger und belangreicher mitwirken sollten. Ihrer 
vorläufigen Bestimmung entsprechend, mußten diese Unter- 
nehmungen natürlich früher als der Hauptstoß einsetzen. Tat- 
sächlich geschah es so, daher auch ihr Verlauf, wenngleich da- 
durch die fortlaufende Kette unserer Schilderung etwas ge- 
lockert wird, zuerst geschildert sei. 
Die Vorläufer an der Drina. 
Wie wir wissen, war an der Drina fürs erste nur der 
Ubergang der Brigade GM. S t r e i t h bei MegjaZi 
Serbien 1915/16. 
mit gutem Erfolg beschossen. Bei ViZegrad erwiderte der 
Feind erfolglos das Feuer. Poßarevac und Veliko Gra- 
dWe wurden mit Bomben belegt. Am 22. beschoß feind- 
liche Artillerie vom Banovo brdo (gegenüber der Zigeuner- 
infel) aus ohne Erfolg unsere Stellung bei Bezanija. Am 
23. war das gewohnte Geplänkel an der Save etwas leb- 
hafter. Am 24. wiederholte sich die Beschießung von Bezanija, 
serbische schwere Artillerie von Ostruznica hielt uns«e ihr 
gegenüberliegende Stellung unter Feuer; unsere Artillerie 
zersprengte feindliche Trainkolonnen südwestlich Belgrad 
und auch größere Jufanterieabteilungeu auf dem Topkidersko 
brdo. Am 27. störte unsere Artillerie feindliche Befesti- 
gnngsarbeiten auf der Drenovacka ada, nachdem Belgrad 
in der Nacht auf Zemun einige fehlgehende Schüsse ab- 
gegeben hatte. Am 29. plänkelte serbische Infanterie wir- 
kuugslos an der unteren Drina. Am 1. Oktober feuerte 
feindliche Artillerie gegen die Feldbefestigungen in der Save- 
bieguug Knpinski kut und gegen jene bei Progar, unsere er- 
widerte mit der Beschießung von Skela und Usce; vom 
Veliki Vracar aus beschossen die Serben über Belgrad und 
die Donau herüber die Reiherinsel, wie sie auch den in ent- 
gegengesetzter Richtung liegenden Dunavac-Ubergang bei Iva- 
nova (Sandoregyhüza) mit 13Schüssen bedachten. In der 
Nacht auf den 2. Oktober kam es im Abschnitt von Kupinovo 
zu einem lebhaften Geplänkel, am Tage beschossen einzelne 
Batterien, feindliches Artilleriefeuer erwidernd, mit Erfolg 
die serbischen Uferstellungen an der Save. Am 3.gab der 
Feind auf die Höhe Tikva östlich Surcin 50 Schuß aus 
Feldkanonen ab; gegenüber MegjaSi scharmützelle man leb< 
Haft. In der Nacht zum 5. entspann sich an der Save von 
Skela ada an bis USce ein heftiges Geplänkel; bei Drenovac 
an der Save, dann bei Divic südlich Zvornik an der Drina 
unternahmen österreichisch-ungarische Abteilungen Strei- 
fuugen auf serbisches Gebiet und brachten Gefangene ein. 
Am Vormittag desselben Tages kam es in der Saveschleife 
bei Bosut zu hitzigen Scharmützeln; bei Omerov cardak 
zerstörte Mörserfeuer die dort errichtete serbische Benzinstation 
— zu Mittag begann dann die schwere Artillerie mit dem 
Einschießen für den Angriff auf Belgrad. 
Schachzüge. 
geplant, und erst später sollte die 62. Infanteriedivision, ans- 
gehend von Rogatica, die mittlere Drina überschreiten. 
Wie befohlen, so geschah es auch: am 6. Oktober um 5 Uhr 
morgens überschritt die Brigade S t r e i t h gegenüber 
MegjaZi den Grenzfluß. Elf Kompagnien kamen in rascher 
Folge, ohne auf erheblichen Widerstand zu stoßen, ans jen- 
seitige Ufer. Als sie sich dort festsetzten und, fortschreitend 
im Angriff gegen die serbischen Sicherungstruppen, auf der 
Limanska ada auch schon ein wenig Raum nach vorwärts 
gewannen, wurde gleich mit dem Brückenschlag begonnen. 
Wohl versuchten die Serben jetzt, in einem hitzigen Gegen- 
angriff unsere Kompagnien zurückzuwerfen, doch die Stand- 
haften wichen nicht. Im Gegenteil mußten die Angreifer, 
denen es übrigens an Artillerie und Maschinengewehren 
fehlte, bald sich zurückziehen. Selbstverständlich war der 
Ausgang dieses ersten Treffens weder für die eine noch für 
die andere Seite von irgendwelcher einschneidender Bedeutung; 
höchstens, daß das Mißgeschick der Serben dazu diente, ihre 
entlang des Ufers stehenden Truppen anzuspornen, so rasch 
als es nur ging, zur gefährdeten Stelle zu eilen. Sie erreichten 
sie auch wirklich so schnell, daß bereits am Abend ihrer schon
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.