Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

468 Der Feldjug 
Fuß gefaßt, hatten beide Korps Kriegsbrücken zu schlagen, 
und zwar das VIII. Korps stromabwärts der zerstörten Eisen-- 
bahnbrücke, das XXII. Reservekorps über die Große 
Zigeunerinsel. 
Selbstverständlich hatte vor allem die Artillerie tüchtige 
Arbeit zu leisten. Ihr fiel es nebst manch anderem zu, alle 
vorhandenen feindlichen Befestigungen, sowohl am Ufer der 
Save und der Donau selbst, als auch die weiter rückwärts 
liegenden samt allen da und dort vor den Befestigungen 
errichteten verschiedenartigen Hindernissen gründlich zu zer-- 
stören. Weiters hatte die schwere Artillerie die beiden Stütze 
punkte des Feindes, die Festung und den Veliki Vracar, 
niederzukämpfen, wie sie schließlich auch die Batterien der 
entlegeneren feindlichen Stützpunkte im Zaume zu halten 
hatte. Des übrigen waren die gegenüber den Übergangs- 
punkten liegenden Stadtteile und alle von dort zur Donau- 
Save führenden Wege unter Feuer zu halten. Wahrlich, dies 
war des Schweren übergenug. Wieweit es, dank der nimmer- 
müden Erkundung der Artillerie selbst und der allen Lobes 
werten Tätigkeit der Flieger, bewältigt werden konnte, werden 
wir erfahren. Viel trug auch die richtige Aufstellung der 
Artillerie dazu bei. Sie gruppierte sich, unter Kommando 
des GM. v. H a a m folgend: 
Im Abschnitt östlich der Donau (Obst. Adler): 
die Gruppe nächst Pancsova (Mjr. Devcic) 
2 — 15 cm Haubitzbatterien, 
1 — 10 cm Kanonenbatterie, 
1 — 30,5 cm Mörserbatterie; 
südlich Bäränyos (Ovca) (Obst. Radl): 
2 — 12 cm Kanonenbatterien, 
2 — 15 cm Haubitzbatterien; 
südlich Borcsa (Stara Borca) (Obstlt. Augste): 
1 - 15 cm Haubitzbatterie, 
2 — 10 cm Gebirgshaubitzbatterien; 
am Donauufer beim Finanzwachhaus Uj Borcsa (Obstlt. 
E r l e r): 
5 Feldkanonenbatterien, 
4 Gebirgskanonenbatterien. 
Im Abschnitt Zemun (Obstlt. Reif): 
schwere Mörsergruppe bei Batajnica — vier 30,5 cm Mörser¬ 
batterien, schwere Kanonengruppe südlich Zemun hinter dem 
von Zemun nach Surcin ziehenden Rande der dortigen 
Bodenplatte — drei 18 cm Kanonenbatterien. 
Im Abschnitt westlich der Donau (Obstlt. F a l l b r e ch t): 
2 — 15 cm Kanonenbatterien, 
1 — 15 cm Haubitzbatterie, 
1 — 10 cm Kanonenbatterie; 
schließlich westlich der Eisenbahnstation Zemun: 
2 Feldkanonen- und 2 Gebirgshaubitzbatterien der 57. ID. 
Insgesamt standen dem Vi Ii. Korps 20schwere Bat¬ 
terien mit zusammen 70 Geschützen, außerdem 90 leichte 
Geschütze zur Verfügung. Überdies verfügte die 3. Armee 
an schwerer Artillerie — ungerechnet jene des XXII. deutschen 
Korps — noch über zwei 24 cm Mörserbatterien und eine 
42 cm Küstenhaubitze. Für die Zeit vom 6. bis u. Oktober 
wurde ihr auch die deutsche Bertabatterie Nr. 5 zugewiesen. 
Sie bezog in der Nacht vom 6. auf den 7. bei Zemun eine 
Feuerstellung und sollte mit einem Geschütz auf Veliki Vracar, 
mit dem anderen auf Banovo brdo feuern. Noch wurden 
als Reserve 12 Stück 18 Zentimeter-Kanonen der Festung 
Petrovaradin init Zugochsenbespannungen mobil gemacht. 
Serbien 1915/16. 
Wie wir sahen, stand die 3. Armee am rechten Donau- 
nfer, was den Feind zum Glauben verleiten sollte, daß der 
Übergang, an den er schließlich bei all seiner in Sicherheit 
sich wiegenden Vertrauensseligkeit in den letzten Tagen nicht 
mehr zweifeln konnte, lediglich über die Save beabsichtigt 
sei. Sollten nun die Serben bis zum letzten Augenblick die 
Täuschung nicht durchblicken, so war es dringend geboten, 
mit den pioniertechnischen Arbeiten so spät als nur möglich 
einzusetzen. Insbesondere galt dies für den dem vm. Korps 
angewiesenen Übergangspunkt, denn wenn irgendwo, so 
hatte dort die Überraschung voll zu sein. Dieser von Haus aus 
endgültig festgesetzte Übergangspunkt befand sich, wie er- 
wähnt, stromabwärts des Kalimegdan, eigentlich, genau 
genommen, gegenüber der Festung, und zwar stromabwärts 
ihres Wahrzeichens an der Donau, des achteckigen Turmes 
„Nebojse" (Fürchtenicht). Um richtig verstanden zu werden, 
sei hier daran erinnert, daß es sich auf diesem, gleichwie aus 
allen anderen Übergangspunktey, vorerst um die Übe r- 
s ch i f f u n g von Truppen in gewisser Zahl handelte, denn 
es tat selbstverständlich not, sich vorerst des gegenüberliegenden 
Ufers und des Geländes mehr zu versichern, bevor mit dem 
Schlagen der Kriegsbrücken begonnen werden konnte. Hatten 
nun die Truppen des XXII. Reservekorps, weiter jene des 
XIX. Korps und der Gruppen S 0 r si ch und S t r e i t h 
mehr oder minder das geradeaus gegenüberliegende Ufer 
der Save, beziehungsweise der Drina zu gewinnen, so standen 
jene des Vlll. Korps vor dem schweren Beginnen, zuerst 
eine zwar kurze — unter gegebenen Verhältnissen jedoch als 
„sehr lang" zu bezeichnende — Fahrt stromabwärts zu machen. 
Würde man aber die Fahrt noch kürzer dauernd haben wollen, 
so hätte dann die Einschiffung im wirksamsten feindlichen 
Feuer erfolgen müssen, und würde man wieder die Ein- 
schiffnngsstellen weiter verlegen wollen, dann mußte not- 
wendig die Fahrt in einen um so länger andauernden feind- 
lichen Feuerhagel kommen. Wie man es also immer anpackte, 
es gab keinen Ausweg, auf dem das Ziel zu erreichen möglich 
gewesen wäre, ohne dafür Opfer zu bringen. Folglich wurde 
jener Weg gewählt, der bei voraussichtlich geringsten Opfern 
als der sicherste schien; und zwar sollte ein Teil der ersten 
Staffel der zu überschiffenden Truppen teils genau gegenüber 
dem Nebojseturm aus der Kozarainsel, dann etwas weiter 
stromaufwärts auf der Reiherinsel und etwas stromabwärts 
beim Finanzwachhaus Uj Borcsa, der größere Teil dieser 
Staffel jedoch in Zemun, außerhalb des wirksamsten Feuer- 
bereiches von Belgrad, eingeschifft werden. 
An Überschiffungsmittel« und Kriegsbrückenmaterial hatte 
die 3. Armee eine reichliche Menge vorbereitet, wie es selbst- 
verständlich auch an Pioniertruppen, die es zu meistern hatten, 
nicht fehlte. Der Gruppe Streith an der Drina und 
der Gruppe S 0 r s i ch an der Save standen je 1 Pionier- 
kompagnie und 3 Kriegsbrückenequipagen zur Verfügung, 
dem XIX. Korps 9Pionierkompagnien und 20 Kriegs¬ 
brückenequipagen, überdies an 5 Dutzend einzelne Ponton- 
teile, dem VIII. Korps 8 Pionierkompagnien unter Obst. 
Mischek und fürs erste 12 Kriegsbrückenequipagen nebst 
50 einzelnen Pontonteilen, im ganzen somit 242 Pontonteile, 
dann überdies 30 landesübliche Zillen, 10 Plätten, 17 Motor- 
boote und 1 Motorschlepp, die einen Gesamtfassungsraum 
für rund 3000 Mann besaßen. Für die Überschiffung der 
nächsten Staffel, überhaupt bis die Gefährdung der in 
Frage kommenden Donau- und Savestrecke durch feind- 
liches Feuer ausgeschlossen sein würde, standen 16 große 
Dampffähren bereit.
	        
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