Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

434 Seekrieg 
Rücken Maschinengewehrfeuer. Vom nahen Grado war ein 
gepanzertes Motorboot, das ein Geschütz und ein Maschinen-- 
gewehr an Bord führte, ausgelaufen und beschoß ihn aus 
unmittelbarer Nähe. Dazu begannen ihn auch die Strands 
batterien von Grado mit Schrapnells zu beschießen, die über 
seinem Kopfe platzten. Der völligen Vernichtung des fran¬ 
zösischen Flugzeuges wegen länger zu bleiben, wäre der sichere 
Tod gewesen. Linienschiffsleutnant B anfiel d flog daher 
c b und kam wohlbehalten zurück. 
Am 2z. Juni vormittags vermochte eines unserer Unter-- 
seeboote in der Otrantosiraße einen, von einem Zerstörer Typ 
„F o u r ch e" begleiteten Hilfskreuzer, und zwar wie sich später 
herausstellte die „Cittk di Messina" zu versenken. Der feind- 
liche Zerstörer verfolgte das U-Boot mit Bombenwürfen, 
kehrte dann zur Sinkstelle zurück und wurde dort von unserem 
U-Boot ebenfalls versenkt. 
Am 9. und 10. Juli glückten zwei andere glänzende Unter-- 
nehmungen: 
Unser Kreuzer „N 0 v a r a" stieß bei Tagesanbruch in der 
Otrantosiraße auf eine Gruppe von v i e r, oder wie alle dabei 
gemachten Gefangenen übereinsiimmend aussagen, von fünf 
armierten englischen Überwachungsdampfern, die alle durch 
Geschützfeuer zerstört wurden. Sie sanken brennend, davon 
drei durch Kesselexplostonen. Von ihren Bemannungen konnte 
die „Novara" nur neun Engländer retten. Offiziell gab man 
in London nur zu, daß die Fahrzeuge „Astrum Spei" 
und „Clavis" versenkt, „Frigate Bird" und „Ben 
B u i"beschädigt worden wären, wobei vier Matrosen ertrunken 
seien. Gegenüber diesem britischen Bericht, der so vorsichtig , 
wie alle britischen Berichte abgefaßt ist, genügt die Feststellung 
unseres Flottenkommandos, daß neun englische Matrosen, 
nicht vier, verunglückt, und fünf bewaffnete Dampfer, nicht 
zwei, in den Grund geschossen wurden. 
Die „N 0 v a r a" hat sich unter der hervorragenden 
Führung des Fregattenkapitäns von Horthy bekanntlich 
bereits bei der ersten Waffentat unserer Flotte dem Angriff 
auf die italienische Ostküste wenige Stunden nach der 
Kriegserklärung, durch den kühnen Vorstoß gegen Porto 
Corsini ausgezeichnet, später nach der Eroberung von 
Dnrazzo einen glänzenden Durchbruch durch eine starke feind-- 
liche Flotte vollführt, die ihr bereits den Rückweg verlegt 
hatte, und sie war nun auch in der Straße von Otranto 
erfolgreich gewesen. 
Am 11. Juli vermochte eines unserer Unterseeboote nach-- 
mittags in der Otrantosiraße einen italienischen Torpedos 
bootszerstörer' des Typ „Jndomito" zu versenken. In der 
Nacht vom 13. auf 14. hat dann ein Seeflugzeuggeschwader 
militärische Objekte und Bahnhofsanlagen von Padua sehr 
wirkungsvoll mit zahlreichen Bomben belegt, wobei die Flug-- 
zeuge, welche von Abwehrartillerie sehr heftig beschossen wurden, 
unversehrt zurückgekehrt sind. 
Am nämlichen Tage haben drei italienische Zerstörer die 
Stadt Parenzo aus sehr großer Entfernung auf kurze 
Zeit beschossen; zwei Privathäuser und der Turm des Land-- 
tagsgebäudes wurde beschädigt, sonst kein Schaden an- 
gerichtet. 
Der Feind hatte unter dem Schutz des Morgennebels zwei 
Pakete Druckschriften aufreizenden Inhaltes auf der äußersten 
Spitze des Molos niedergelegt, als die Batterie von P u n t a 
San Lorenz0 das Feuer zu eröffnen begann. Die beiden 
italienischen Torpedoboote begannen sofort das Feuer auf die 
Befestigungen zu erwidern, während auch von San Nieolü, 
sowie von mehreren verborgenen Landbatterien, die Geschosse 
zu hageln anfingen. Gleichzeitig erschienen fünf österreichisch-- 
ungarische Wasserflugzeuge, welche den Kampf aufnahmen. 
Eine Bombe um die andere fauste auf die italienischen Schiffe, 
die Flieger stießen bis auf wenige hundert Meter herab und 
ließen ihre Maschinengewehre spielen, aber im Zick--Zack steuernd 
und mit allen Geschützen feuernd, glückte es den Italienern 
leider zu entkommen. 
Nachmittags haben dafür einige unserer Seeflugzeuge 
auf die Batterien von Corsini Bomben abgeworfen. 
Parenzo besitzt eines der prächtigsten und ältesten 
Kulturdenkmäler der lateinischen Rasse. Der Dom der istrü 
anischen Küstenstadt stammt aus dem fünften Jahrhundert; 
es ist eine altchristliche Basilika, geschmückt mit prachtvollen 
Mosaiken und alten Skulpturen. Und dieses Städtchen, das 
so klein ist, daß ein ausbrechender Brand es schnell zerstören 
müßte, haben die Italiener durch eine Zerstörerflottille bom-- 
bardiert. Die Rücksichtslosigkeit gegen historische und künst¬ 
lerische Wahrzeichen ist sicherlich entschuldbar, wo wichtige 
militärische Interessen alles Andere dem Angriffszwecke unter-- 
ordnen; die italienischen Torpedozerstörer vor Parenzo bom-- 
bardierten diese Stadt jedoch nur um der Vernichtung willen, 
ohne jeden militärischen Vorteil, kaum mit der Absicht, sich 
dort auch nur vorübergehend festzusetzen. 
Aber die Italiener gestalteten ihren Krieg immer mehr 
zu einem Feldzug des enttäuschten Zornes gegen die ita-- 
lienische Kultur in unseren Grenzgebieten, und so mußte auch 
Parenzo daran glauben, da seine lateinischen Kulturdenk-- 
mäler den italienischen Vorkämpfern lateinischer Kultur ein 
Dorn im Auge sind. 
Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 
16. auf den 17. Juli die Bahnhofsanlagen und militärischen 
Objekte von Padua und Treviso sehr wirkungsvoll 
mit 90 schweren und leichten Bomben belegt. Ein Flugzeug 
kehrte nicht mehr zurück. 
Den Hauptangriffspunkt der Flugzeuge bildete die Bahn-- 
Hofsanlage, da Padua bekanntlich einer der wichtigsten 
Knotenpunkte des sberitalienischen Eisenbahnnetzes ist. Drei 
Eisenbahnbrücken der Strecke P a d u a—M estre, Pädu a— 
Castelfranca und Padua—Vicenza wurden durch 
unsere Bomben zerstört und es ist bereits erwiesen, daß dadurch 
der ganze Nachschub an die italienische Kampffront aufs schwerste 
gefährdet wurde. 
Nach getaner Arbeit wandten sich alle Flugzeuge gegen 
2 Uhr morgens wieder heimwärts und obwohl sie von Venedig 
aus abermals heftig beschossen wurden, rückten sie alle wohl- 
behalten wieder in ihrem Heimathafen ein. 
Am 19. Juli früh überflogen drei italienische Seeflug-- 
zeuge das nördliche Jnselgebiet und warfen einige Bomben 
auf Ortlichkeiten und gegen verankerte und fahrende Dampfer 
ab, ohne den geringsten Schaden anzurichten. Zwei Flugzeuge 
wurden zum Niedergehen gezwungen, davon das eine ganz 
unbeschädigt von einem Torpedoboot eingebracht. Die In- 
fassen beider Flugzeuge, drei Offiziere und ein Unteroffizier, 
gerieten unverwundet in Gefangenschaft. 
Am Lissatage (20. Juli) wurden erfreulicherweife 
drei weitere Erfolge gemeldet. In der Nacht vom 14. auf 
den 1?. war in der mittleren Adria ein Unterseeboot unbe- 
kannter, vermutlich italienischer Flagge von unseren Torpedo-- 
booten vernichtet, 12 Stunden vorher in der mittleren Adria 
ein weiteres italienisches Unterseeboot versenkt worden. 
Am 20. Juli gelang es auch der Besatzung einer süd-- 
dalmatinischen Insel, einen italienischen Flieger abzuschießen. 
Das Flugzeug ist verbrannt, die Insassen wurden gefangen.
	        
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