Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Seekriegsereignisse in der Adria. 
durch ein Geschwader von 10 Seeflngzeugen in Ancona 
erwidert, wo Bahnhof, Gasometer, Werfte und Kasernen- 
viertel mit verheerendem Erfolge bombardiert wurden. Die 
Gegenangriffe zweier feindlicher Abwehrflugzeuge konnten mit 
Maschinengewehrfeuer leicht abgewiesen werden. Im heftigen 
Feuer von z Abwehrbatterien wurde eines unserer Flugzeuge 
durch zwei Schrapnellvolltreffer zur Landung vor dem Hafen 
gezwungen. Ein zweites Flugzeug, vom Fliegermeister M o 
när geführt, ging neben ihm nieder, übernahm die beiden 
Insassen, vervollständigte die Zerstörung des gebrochenen 
Apparates, konnte jedoch infolge einer Beschädigung wegen 
des herrschenden Seeganges nicht wieder auffliegen Da' eilten 
feindliche Torpedoboote aus dem nahen Hafen, um unsere 
beschädigten Flugzeuge zu nehmen, sie wurden jedoch von 
einigen unserer Seeflugzeuge mit Maschinengewehrfeuer und 
Bomben zum Rückzüge gezwungen, 
worauf es zwei Flugzeugen, ge- 
führt vom Seekadetten V a m o s 
und Linienschiffsleutnant Stenta 
gelang, alle vier Insassen zu ber- 
gen und das havarierte Flugzeug 
zu verbrennen. Diese Rettungs¬ 
aktion vollzog sich unter dem Ma- 
schinengewehrfeuer und den Bom* 
benwürfen von zwei italienischen 
Seeflugzeugen, die in nur 100 
Meter Höhe darüber kreisten. Es 
sind somit zwei Flugzeuge verloren 
gegangen, alle übrigen blieben uu- 
versehrt und kehrten heil heim. 
Linienschiffsleutnant Konjo- 
v i c, der es als Erster zu zeigen 
vermochte, was es heißt, im Feuer 
eines heranstürmenden Feindes 
Kameraden von einem zerschos- 
senen Flugzeug zur See zu bergen, 
hatte somit einen heldenmütigen 
Nachahmer gefunden. 
Ein österreichisch-ungarischer Flie- 
ger bewarfams. April die im Hafen 
von Durazzo liegenden Schiffe 
mit Bomben, ein Transportschiff 
wurde in Brand gesetzt und sank. 
Am 17. April kreuzten dann wieder zwei feindliche Flieger 
über Tri est, die durch Bombenabwurf zwei Zivilpersonen 
töteten und fünf verwundeten. Unsere Flugzeuge verjagten 
die feindlichen bis Grado und erzielten dort einen Bomben- 
treffet auf einem italienischen Torpedoboot. Eine Stadt zu 
treffen bildet keine schwierige Leistung. 
Daß von den Italienern kein Schaden an militärischen 
Objekten angerichtet wurde, ist begreiflich, da es keine gibt. 
Die ganze Unternehmung stellt sich, wie alle bisher gegen 
Triest gerichteten Luftangriffe, als ein Akt reinen Mutwillens 
dar, der keinerlei militärische Zwecke verfolgte und nur die 
friedliche Zivilbevölkerung an Gut und Leben zu schädigen suchte. 
Die Welschen schritten dann auch bald zum„Racheflug", indem 
am20. April nachmittags sieben italienische Flieger 25 Bomben 
auf die gänzlich unbefestigte Stadt Triest abwarfen. Dabei 
trafen sie mit nachweisbarer Absicht das Kloster der 
Salesianer, wo erheblicher Schaden angerichtet wurde. 
Politische Gründe hatten diese blühende Anstalt zum 
Zielobjekt italienischer Bomben gemacht. Auf religiöser und 
patriotischer Grundlage aufgebaut, wirkte sie stets im öster¬ 
reichischen Geiste und wurde deshalb systematisch von frei- 
maurerischen Elementen direkt und durch Gründung von 
irredentistischen „Recreatori" bekämpft. Mit Hilfe aller kaiser- 
treuen Faktoren bewahrte sie dennoch allzeit die Bedeutung 
des ersten Jugendhortes in Triest und konnte auch trotz Kriegs- 
ausbruch ihre segensreiche Tätigkeit fortsetzen. In letzter Zeit 
schufdort der Salesiauerpater Max Mayer eine stramme Jugend- 
wehr, die weit über 200 Burschen zählte und vielleicht als 
das gelungenste Unternehmen dieser Art im Küstenlande 
anzusehen ist. Dieser edlen und mit stillen Opfern verbundenen 
Wirksamkeit sollte nun unter Gefährdung des Lebens von 
Hunderten von Kindern schonungslos ein Ende gemacht 
werden. Hoffentlich werden die Salesianer, denen die Italiener 
merkwürdigerweise auch die Görzer Anstalt vollständig zer- 
schössen haben, nach dem Kriege die Mittel finden, trotz der 
Zerstörung des schönen Hauses ihr 
Werk zum Heile der Jugend und 
zum Wohe des Vaterlandes weiter- 
zuführen. 
Der Tagesbericht des FML. 
v. Höfer knüpfte an dieses Er- 
eignis den lapidaren Satz: „Durch 
diesen Angriff hat der Feind jedes 
Recht und jeden Anspruch auf 
irgend welche Schonung seiner 
Städte bewirkt". Sinn und Ziel 
dieses Satzes sind leicht zu erraten. 
Die österreichisch-ungarische Heeres- 
leituug hatte doch seit elf Monaten 
den Krieg gegen Italien mit einer 
Rücksichtnahme auf Kultur- und 
Kunstgüter geführt, die in der 
Kriegsgeschichte nicht ihresgleichen 
hat, und die in der Kulturgeschichte 
den Führern unserer Heere einen 
ungleich höheren Platz sichert, als 
etwa jenen, die nichts weiter 
taten, als daß sie diese Güter von 
ihren Vätern übernahmen. Die 
Untat der Italiener gegen Triest 
hat dieses vornehme Bedenken 
zu Nichte gemacht. 
Fliegermeister Molnar 
Am 3.Mai nachmittags wiederholte eines unserer See- 
flugzeuggeschwader den Luftangriff gegen Raven na, wobei 
ber Bahnhof, die Schwefelfabrik und die Kasernen ausgiebig 
mit Bomben belegt und gute Wirkung erzielt wurde. Obgleich 
von zwei Abwehrbatterien heftig beschossen, sind alle Flugzeuge 
unversehrt zurückgekehrt. 
Um dieselbe Zeit stieß eine rekognoszierende k. u. k. Tor- 
pedobootflottille südöstlich der Po-Müuduug auf vier feindliche 
Zerstörer. Es entspann sich ein erfolgloses Feuergefecht auf 
große Distanz, da die überlegene Geschwindigkeit des Feindes 
ein Näherkommen nicht zuließ. Mehrere Flugzeuge beteiligten 
sich am Kampfe, um die feindlichen Torpedobootsfahrzeuge 
mit Maschinengewehren zu beschießen. 
Am 4. Mai vormittags hatten unsere Seeflugzeuge V a- 
l 0 n a, am Nachmittag Brindisi bombardiert. In Va- 
lona wurden Batterien, Hafenanlagen und Flugzeugstationen 
mehrfach wirkungsvoll getroffen, in Brindisi mehrere Voll- 
treffer auf Eisenbahnzüge, Bahnhofgebäude und Magazine, 
ferner im Arsenal inmitten einer dicht zusammenliegenden 
Gruppe von Zerstörern beobachtet, mehrere Bomben sind in
	        
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