Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Seekriegsereignisse in der Adria. 
Mittlerweile sollte auch die italienische Ostküste keines- 
wegs unsere Flieger vergessen. Am u. Jänner nachmittags 
belegte ein Geschwader von drei Seeflugzeugen in R i m i n i 
die Munitions-- und die Schwefelfabrik, Bahnhof und Ab- 
wehrbatterien mit höchst erfolgreichen Bomben. 
Am 17. Jänner nachmittags vollführte ein Geschwader 
von Seeflugzeugen einen Angriff gegen An c 0 na, wo Bahn- 
Hof, Elektrizitätswerk und eine Kaserne mit schweren Bomben 
getroffen und in Brand gesteckt wurden. Das sehr heftige 
Feuer von vier Abwehrgeschützen blieb ganz ohne Wirkung. 
Die Italiener mel- 
beten natürlich, daß kei- 
uerlei Materialschaden 
angerichtet worden wäre, 
und daß nur einige Kin- 
der und Greise verletzt 
worden seien. Den Flie- 
gerbomben der Mittel- 
mächte wird nun einmal 
in den feindlichen Be- 
richten die sonderbare 
Eigenschaft zugeschrie- 
ben, daß sie mit erstaun- 
licher Regelmäßigkeit fast 
nur Greise, Frauen und 
Kinder, sowie alte Kunst- 
werke treffen. Offenbar 
soll damit „bewiesen" 
werden, daß selbst die 
Bomben der Mittel- 
mächte„barbarischer und 
hunnischer" seien, als 
die Bomben der Vier- 
verbändler. So behaup- 
tete die italienische Presse, 
daß beim letzten öster- 
reichischen Fliegerangriff 
auf R a v e n n a, die 
dortige Apollinariskirche 
schwer beschädigt worden 
wäre. Die Behauptung 
ist vermutlich eine glatte 
Unwahrheit und ver- 
dient keine Erwiderung. 
Aber mit gutem Spott 
hielten unsere Blätter 
den Italienern vor, daß 
sie, selbst wenn wirklich auch diese Kirche zufällig zu Schaden 
gekommen wäre, die Letzten seien, die zu einer Klage berechtigt 
wären, denn gerade die Italiener selbst hätten gezeigt, wie 
wenig Ehrfurcht sie vor den Kunstschätzen dieser Kirche be- 
saßen, da sie deren Hauptschmuck, das große Mosaikbild 
der Apsis, seinerzeit an Friedrich Wilhelm IV. verkauft haben. 
Es befindet sich nämlich jetzt in der Friedenskirche zu Potsdam. 
Um diese Zeit flüchtete König Nikita mit einem ita- 
lienischen Torpedoboot nach Bari. Das Torpedoboot wurde 
auf seiner Fahrt wohl von österreichisch-ungarischen Fliegern 
verfolgt, jedoch nicht erreicht. 
Nach dem Falle des Lovcen verlegte die montenegrinische 
Regierung ihren Sitz nach Podgoritza, wohin auch die 
Diplomaten folgten. Unterdessen sprengten französische 
Die Limenschiffsleutnants Demeter Konjoviö (rechts) und Walter Hell. 
Truppen die dort errichtete Funkenstation in die Luft, deren 
Bau 800 000 Lire gekostet hatte. 
Am 3. Februar wurde amtlich bei uns bekannt gegeben, 
daß eine Kreuzergruppe an der italienischen Ostküste die 
Bahnhöfe von O r t 0 n a und San V i t 0, mehrere 
Magazine und eine Fabrik im Bereiche dieser Orte, sowie 
einen Schwimmkran durch Beschießung schwer beschädigt, 
vor allem aber die Eisenbahnbrücke über den Fluß A r i e l l 0 
nördlich O r t 0 n a zerstört habe. Nach der Beschießung der 
Objekte von San Vit 0 wurden Brände beobachtet. Die 
Kreuzergruppe ist un- 
belästigt zurückgekehrt. 
O r t 0 n a liegt etwa 
18 Kilometer ' südöstlich 
der Mündung der Pes- 
cara in das Adriatische 
Meer und des bei dem 
gleichnamigen Fort be- 
sindlichen, durch die 
Adria- und Abruzzen- 
bahn gebildeten wichtigen 
Eisenbahnknotenpunkte. 
Das Eindrucksvolle die- 
ses Unternehmens liegt 
weniger in den hiebet 
erzielten Erfolgen, als 
darin, daß eines unserer 
Kreuzergeschwader über- 
Haupt mit derartiger 
Schneidigkeit gegenüber 
den so stark überlegenen 
Flotten ihrer Gegner in 
der Adria im 18. Kriegs- 
monat offensiv aufzu- 
treten vermochte. 
Am Februar nach¬ 
mittags hat dann ein 
Seeflugzeug- Geschwader 
in Ravenna zwei 
Bahnhofmagazine zer- 
stört, Bahnhofgebäude, 
Schwefel- und Zucker- 
fabrik schwer beschädigt, 
während zur selben Zeit 
bei P 0 l a ein italieni- 
sches Flugzeug herabge- 
schössen werden konnte. 
Ein zweites Geschwader erzielte in den Pumpwerken von 
E 0 d i g 0 r 0 und C a v a n e l l 0 mit schweren Bomben 
mehrere Volltreffer, ebenso wurde R i m i n i mit Bomben 
bedacht. 
Aus allen diesen Erfolgen ergab sich wohl zur Genüge, 
daß die Adria für die Italiener ein sehr stilles Meer blieb. 
Ihre Kriegsschiffe lagen müßig in den Häfen und ihre 
Handelsschiffe beschränkten sich auf den Uferverkehr. Alles 
dies haben unsere Marineflieger festgestellt, und noch viel 
mehr: „So wissen wir —" erzählte ein hervorragend erfolg- 
reicher Marineflieger — „ganz genau, wo in Venedig am 
Seeufer die armierten Mörserbatterien, am Lido die Zelt- 
lager, in der ganzen Stadt die Abwehrgeschütze stehen, 
sowie daß sich auf der Markuskirche eine Beobach- 
tungsstation befindet, denn wir wurden von dort aus von 
einem Maschinengewehr beschossen. Trotz aller Aktivität
	        
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