Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Seekriegsereignisse außerhalb der Adria im Jahre 1915. 
die bisherige schlechte Behandlung 
der Besatzungen von deutschen 
Unterseebooten in Offiziersgefan- 
geneansialten gebracht worden 
waren, alsbald in die Offiziers- 
gefangenlager zurückgeführt und 
daselbst wieder in der gleichen 
Weise wie die übrigen kriegs- 
gefangenen Offiziere behandelt 
werden sollten. 
Und mit der Zunahme der 
Mionssphäre und Kampfmög- 
lichkeiten für die deutschen^Boote 
gestaltete sich der feindliche See-- 
verkehr immer schwieriger; und 
wenn die Engländer dann auch 
andere Reiserouten wählten, so 
mußte der Nachschub nach dem 
Kontinent wegen der damit ver- 
buudenen Umwege und Verzöge-- 
rungen jedenfalls empfindlich 
leiden. * 
* 
Zwei weitere sensationelle 
Fälle von Torpedierungen, die 
große Erregung auslösten, waren 
die „A r a b i c"-- und die „A r m e n i a n"- Angelegenheit. 
Die erstere Torpedierung betraf den 10000 Brutto-- 
registertonnen-Dampfer „A r a b i c" der White Star Linie, 
der am 19. August auf dem Wege nach Amerika versenkt 
wurde. 
Auf Grund der Angabe, daß bei dem Untergang des 
torpedierten Dampfers „A r a b i c" viele Amerikaner (in 
Wahrheit sind es 4 gewesen) ums Leben gekommen seien, 
erklärte die ganze Uankee-Presse in schärfsten Worten, daß 
fürdieVereinigtenStaaten nunmehr der Kriegs-- 
fall gegeben sei. Deutscherseits wurde die Torpedierung der 
„A r a b i c" damit begründet, daß es das am meisten ver- 
wendete Munitious--Trausportschiff für England war. Dies 
wird auch durch einen Bericht der deutsch--amerikanischen 
Handelskammer erhärtet, der am 1. August einige Angaben 
über die Ladung der „Arabi c" enthielt. Denn in dem 
Manifest des am 2. August aus den neutralen Vereinig-- 
tenStaaten in Liverpool angekommenen Dampfers 
„Arabic" waren folgende Konterbandeartikel angeführt: 
2272 ungeladene Panzergeschosse, 217z Kisten mit unge-- 
ladenen Geschossen, 497 Kisten Zünder, 4000 Kisten Pa-- 
tronen, 106 Automobile, 59 Aeroplane und Teile von solchen, 
318 Kanevaszelte, 3877 Kupferstangen, 1564 Kupferkathoden, 
185 Ballen Baumwolle, ioz8 Gummiradreifen, 337 Fässer 
Schmieröl, 60 Fässer Wachs, 914 Blöcke Guajaliholz, 69 
Blöcke Zedernholz, 1514 Säcke Mehl, 9769 Stahlstangen, 
8477 Pakete Stahl, 15 815 Platten Lötzin, 6301 Mulden 
Blei, 2710 Nickelstäbe, 80 Fässer Nickelplatten, 141 Kisten 
Messingplatten, 699 Messingstäbe, 204 Rollen Drahtseile 
und 7955 verschiedene Artikel. 
Die „A r a b i c", die wie ein Kriegsschiff angestrichen 
war, hatte zwölf amerikanische „Schutzengel" an Bord, 
die gleichmäßig auf Kajüte und Zwischendeck verteilt waren. 
Außerdem war das Heck des Schiffes mit Sandsäcken von 
oben bis unten verbarrikadiert, um gegen Torpedoangriffe 
geschützt zu sein. Alle Ladungsräume waren vollgepropft 
und Aeroplane und Lastautos waren auf Deck hoch aufge-- 
Am Schnellfeuergeschütz eines deutschen D-Bootes. 
türmt und festgelascht, und dies auf vielen Decks, das Prome-- 
nadedeck nicht ausgenommen. Die Gesellschaft hatte zum 
ersteumale in ihrer Geschichte keine Passagierlisten drucken 
lassen. Die „A r a b i c" war somit ein schwimmendes 
Arsenal, das schwerstes Banngut, nämlich effektives Kriegs-- 
Material verschiffen half. Die Erregung in Amerika wuchs, 
als Reuter verbreitete, daß alle Konsularberichte mit den 
eidlichen Aussagen der überlebenden amerikanischen Fahr- 
gäste der „A r a b i c" den endgültigen Beweis erbracht 
hätten, daß die „A r a b i c" nicht gewarnt worden wäre. 
Ob die „A r a b i c" versuchte, das Unterseeboot zu rammen, 
oder Nachdem sie den Kurs geändert hatte, dem nahen, in 
Bedrängnis befindlichen Dampfer „D u n s l e e" beizu-- 
stehen, und infolgedessen vom Kommandanten des Unter-- 
seebootes irrtümlich für ein feindliches Schiff gehalten wurde, 
sei irrelevant. 
Die allgemeine Überzeugung ging dahin, daß diese 
Streitfragen einen Punkt erreicht hätten, wo es sich entscheiden 
müsse, ob die Union die diplomatischen Beziehungen zu 
Deutschland abbrechen solle oder nicht. 
Der „A r m e n i a n-Fall" lag einfacher: 
Am 27. Juni 1915 war der englische Passagierdampfer 
„A r m e n i a n" von einem deutschen U-Boote an der Küste 
von C 0 r n w a l l i s versenkt worden, unter dessen Be- 
satzung von 50 Mann sich 11, vielleicht sogar 16 Amerikaner 
befanden, wovon mehrere ums Leben gekommen sein sollten. 
Der Dampfer war von dem U-Boote durch zwei vor den 
Bug gefeuerte Kanonenschüsse zum stoppen aufgefordert 
worden, kam aber dieser Aufforderung nicht 
n a ch. Das U-Boot feuerte sodann auf den Dampfer und 
traf ihn auch. Trotzdem stoppte dieser noch immer nicht, son- 
dem suchte sein Heil in der Flucht. „Wir wollten uns nicht 
ohne Wehr ergeben," so lautete später die Aussage. Im ganzen 
trotzte er eine Stunde lang der Beschießung und hielt erst 
an, nachdem 12 bis 13 Mann Besatzung tot auf Deck lagen. 
Das U-Boot handelte hienach in vollster Übereinstimmung 
mit. den geltenden Regeln des Völkerrechtes, nnd wenn
	        
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