Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Seekriegsereignisse außerhalb der Adria im Jahre 1915. 
Am 19. August unternahmen 
dann deutsche Ostseestreitkräfte im 
Zusammenhang mit den Einkrei¬ 
sungsoperationen zu Lande den 
erfolgreichen Versuch, in den inner- 
sten Teil des Meerbusens von 
Riga einzudringen und mehrere 
dort befindliche russische Schiffe zu 
versenken oder zu vertreiben, da 
der Meerbusen als Flottenstütz-- 
punkt für die Russen große mili- 
tärische Bedeutung besaß. Das 
außerordentlich heftige und nach- 
haltige Geschützfeuer der Deutschen 
hatte bedeutende Zerstörungen an 
russischen Erdwerken angerichtet, 
und mit Aufbietung umfangreicher 
technischer Mittel gelang es den 
Deutschen, beträchtliche Teile der 
Minensperre der Hafeneinfahrten 
des Meerbusens hinwegzuräumen. 
Leichte deutsche Seestreitkräfte ver- 
mochten hierauf in den Golf ein- 
zudringen und ein lebhaftes Feuer 
auf die russischen Handelsschiffe zu 
Ein deutsches Torpedoboot bringt ein abgeschossenes feindliches Flugzeug ein. 
eröffnen, die als Minenleger ausgerüstet waren. Hiebe: ist 
der russische Minenleger „R e v a l" gesunken. 
Da bereits deutsche Unterseeboote auftauchten, zog sich 
die in Buchte« anwesende russische Schiffsabteilung nach dem 
M 0 n s u n d zurück. Bei dieser Gelegenheit wurden die 
Kanonenboote „K 0 r e j e tz" und „Ssiwutsch" nach 
tapferer Gegenwehr von den Deutschen versenkt. 
Bei den Räumungsarbeiten wurden auch 3 deutsche 
Torpedoboote durch Minen beschädigt. Eines sank, eines 
wurde ans Land gesetzt, das dritte konnte noch den Hafen 
erreichen; die Menschenverluste der Deutschen waren gering. 
Die operative Bedeutung des Eindringens der deutschen 
Ostseestreitkräfte in den Rigaischen Meerbusen lag Haupt-- 
sächlich darin, daß Riga auch zu Wasser unmittelbar be- 
droht erschien. Der linke Flügel der deutschen Armee war 
dadurch gewissermaßen nach Norden und Osten zu stark ver- 
läugert worden, die Möglichkeit von Landungen in Ostland 
erschienen in greifbare Nähe gerückt. Die Russen waren daher 
gezwungen, zahlreiche Abwehrtruppen nach den bedrohten 
Gebieten zu entsenden und ihrer Hauptfront zu entziehen. 
In der Nacht des 19. August wurde Riga auch von 
deutschen Flugzeugen mit Bomben beworfen, was zur Folge 
hatte, daß der Gouverneur die Bevölkerung davon benach- 
richtigte, die Stadt dürfte von den Deutschen wahrscheinlich 
besetzt werden. 
Am 25. August zerstörte ein kleiner deutscher Kreuzer die 
Signalstation Ristna auf Dagö, während ein anderer 
die auf derselben Insel gelegene Signalstation Andreasberg 
durch Geschützfeuer schwer beschädigte. Am selben Tage 
landeten die Deutschen auf der Insel O se l und vernichteten 
dort verschiedene militärische Anlagen. 
Einen ganz einzigartigen Erfolg hatte ein deutsches Wasser- 
flugzeug aufzuweisen. Es traf im Rigaischen Meerbusen den 
von einem Dampfer geschleppten, mit Eisen und Kohle für 
Riga beladenen Zweimastschoner „I d a" an. Rasch ging es 
von 1500 Meter Höhe auf 100 Meter nieder und schüchterte 
durch Schüsse die Besatzung derart ein, daß sie sich ergab. 
Das deutsche Flugzeug ließ sich hierauf aufs Wasser nieder, 
der Beobachtungsoffizier begab sich auf den Schlepper, nahm 
den Schoner längsseits und ließ dessen Bemannung an Bord 
des kleinen Dampfers kommen. Hierauf versenkte er den 
Schoner und kehrte auf sein Flugzeug zurück, das wieder 
aufstieg und seinen Flug fortsetzte. Der Schlepper mit den 
Leuten wurde freigelassen. Es war der erste Fall der 
Aufbringung und Versenkung eines Han- 
delsschiffes durch ein deutsches Flugzeug. 
Am 25. September kam es wieder zu einigen Kämpfen 
im Rigaischen Meerbusen. Deutsche Flieger bewarfen ein 
russisches Linienschiff und einen Torpedobootszerstörer er- 
folgreich mit Bomben, worauf sich alle russischen Schiffe 
schleunigst nach Kronstadt zurückzogen. Sie gehörten einer 
russischen Flottenabteilung an, die deutsche Küsteubefesti- 
guugen in der Nähe von Riga unter Feuer genommen 
hatte. Der russische Admiralstab erwähnte in seinem Amts- 
berichte den Tod zweier Schissskommandanten, fügte aber 
hinzu, daß das Gefecht erst nach der Niederkämpfung der 
deutschen Batterien eingestellt worden sei, was der Wirk- 
lichkeit durchaus nicht entsprach. Dieses Ereignis wurde in 
Rußland als ein großes Seegefecht ausposaunt. 
Am 23. Oktober wurde der deutsche große Kreuzer „Prinz 
Adalbert" durch zwei Torpedos eines englischen Unter- 
seebootes auf der Höhe von L i b a u zum Sinken gebracht, 
wobei nur ein kleiner Teil der Besatzung des Schiffes ge- 
rettet werden konnte. Auch der Kommandant, Kapitän zur 
See Wilhelm B u l l e m a n n, teilte dieses tragische Schicksal. 
Am 5. November gelang es deutschen Unterseebooten, 
das Führerschiff einer russischen Miuensuchabteilung in den 
Grund zu bohren. Am 7. November wurde im Südteil der 
Ostsee der deutsche kleine Kreuzer „U n d i n e" (Baujahr 1912, 
2700 Tonnen) durch ein englisches Unterseeboot versenkt. 
Am 17. Dezember nachmittags fiel der kleine Kreuzer 
„Bremen" und eines seiner Begleittorpedoboote in der 
östlichen Ostsee einem Unterseebootsangriff zum Opfer. 
Ein erheblicher Teil der Besatzung wurde jedoch gerettet. 
Im Dezember soll unter der Mannschaft des russischen 
Schlachtschiffes „Gangut" vor Kronstadt eine Meuterei
	        
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