Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Seekrieg 1915/16. 
Das vernichtete französische Unterseeboot „F r e s n e l" 
lief lyoy vom Stapel, hatte 398 Tonnen Ober,, 550 Tonnen 
Unterwasserdeplacement, 12 Knoten Ober,, 8 Knoten Unter, 
wassergeschwindigkeit. Es gehörte einer der besten Typen fran, 
zösischer Unterseeboote an. Der Kommandant, der zweite Ossi, 
zier und 26 Mann wurden gefangen. Italien war nach diesem 
Fehlschlage zur See wieder ein neues Stück auf der schiefen 
Ebene herabgeglitten, auf der es sich seit Kriegsbeginn befindet. 
Als aber der diplomatische Druck des Merverbandes 
auf I t a l i en immer stärker wurde, da entschloß man sich 
endlich doch in Rom, nebst der verunglückten Nachschubs, 
Unternehmung für Sa« Giovanni di Medua, 
wenigstens zum Scheine auch ein Expeditionskorps 
für Albanien auszurüsten. 
Am 6. Dezember erschienen drei italienische Kriegsschiffe 
'vor V a l 0 n a, in deren Begleitung sich mehrere Truppen, 
dampfer befanden, deren Besatzungen sich am 8. Dezember 
langsam zu einer Landung anschickten. Es hieß zu jener Zeit, 
daß Italien in Albanien 50 000 Mann zu dem Zwecke 
landen wolle, um die versprengten Serben zu sammeln, mit 
Lebensmitteln zu 
versehen und wie, 
der kriegsfähig zu 
machen. Italien 
hielt die Partie auf 
dem Balkan aller, 
dings für verloren, 
aber es wollte eine 
solide Basis schaf, 
fen, um die Lan, 
düngen zu erwei, 
tern, die Russen 
zum Vormarsch zu 
bewegen und das 
serbische Heer durch 
italienische Trup, 
peu zu verstärken. 
Doch überall mehr, 
ten sich die neutralen Stimmen, die das ganze Abenteuer 
sehr richtig als eine Scheinunternehmung zur lediglichen 
Stimmungsmache bewerteten. 
Einsichtige Kenner und wohlmeinende Freunde J t a, 
l i e n s hatten schon vor dem unerwarteten Sonderkrieg 
Italiens gegen H st e r r e i ch,U n g a r n in der richtigen 
Erkenntnis der Fähigkeiten des Landes gewarnt, und glück, 
licherweise recht behalten, daß der so leichtfertig beschlossene 
Spaziergang nach Triest und Trient in Wirklichkeit für die 
Welschen ein Leidensweg voll bitterer Enttäuschungen sein 
werde. Um wie viel düsterer gestalteten sich die Aussichten 
für I t a l i e n, als es seine ohnehin zusammengeschmolzenen 
und geschwächten Kräfte der Verbündeten wegen für Neben, 
zwecke zersplittern mußte. Dem Balkanunternehmen Italiens, 
das in dem Augenblicke eingeleitet wurde, da Serbien schon 
vernichtet war, konnte man ohne Prophet zu sein, unter 
allen Umständen ein trauriges Ende voraussagen. 
Inzwischen setzten die Italiener ihre Streiche gegen harmlose 
Küstenpunkte im Norden fort. So wurde am Abend des 
7. Dezember das istrianifche Seebad S i st i a n a von italie, 
nischen Torpedofahrzeugen heftig beschossen. 
Dieses in der gleichnamigen Bucht westlich von Mira, 
mar gelegene Dörfchen ist ein harmloser Kurort, und unter 
den zahlreichen kleinen Strandbädern der österreichischen 
Riviera eines der bekanntesten, unter den vielen anmutigen 
Das französische Unterseebook „Fresuel". 
Winkeln unserer Adria einer der lieblichsten. Nun hat auch 
diese zwischen hochragenden, burggekrönten Felsen gebettete 
Perle die Wohltat des italienischen Befreiungswerkes ver, 
spüren müssen. Für diese neueste Heimsuchung wurde aber 
trotzdem eine Nacht mit dichtem Nebel gewählt, denn die 
feindlichen Torpedoboote wagten es nicht, einen Projektor 
aufleuchten zu lassen und schössen recht ziellos darauf 
los. Es wurde aber nicht der geringste Materialschaden 
angerichtet, ja es konnten nicht einmal die Einschußstellen 
der Geschosse aufgefunden werden. 
Welche strategische Dringlichkeit die italienische Marine- 
leitung wohl zu dieser zwecklosen Munitionsverschwendung 
bewogen haben mag? Militärische Objekte gibt es in S i st i, 
a n a nicht. Auch keine Leuchtfeuer. Das Motiv muß also 
lediglich in der haßerfüllten, ohnmächtigen Zerstörungswut 
gesucht werden, der auch G ö r z zum Opfer fiel. Das ge, 
plante Zerstörungswerk galt dem schönen Seebade des 
Prinzen Alexander von T h u r n und Taxis, wo in den 
letzten Jahren viel Nützliches geschaffen worden war. In 
den harten Felsboden wurden Gruben und Löcher gesprengt, 
Erde eingeschüttet, 
und nun blühte 
und prangte es in 
südländischer Up, 
pigkeit, wo nackter 
Fels zum Himmel 
starrte. Drei Hotels 
harrten der Kur, 
gäste,die besonders 
aus Triest und 
Görz gern nach 
Sistiana ström, 
ten, um in der 
weltabgeschiedenen 
Stille dieses Ortes 
und der staubfreien 
Luft Erholung von 
ihren Geschäften zu 
finden. — Zur Vergeltung für diesen Feuerangriff gelang 
es einem unserer Unterseeboote, wie erst später bekannt wurde, 
am 5. d. M. um 10 Uhr vormittags, vor V a l 0 n a einen 
italienischen kleinen Kreuzer mit zwei Schloten zu versenken. 
Es kann dies nur ein Vertreter der „C a r l 0 A l b e r t 0, 
Klasse", oder ein solcher vom Typ „Francesco 
F e r r u c c i 0" gewesen sein, da alle anderen mittleren und 
kleinen italienischen Kreuzer drei oder vier Schlote besitzen. 
Dieser Kreuzer, der offenbar mit der Überwachung der 
Gewässer um den genannten wichtigen Küstenpnnkt und 
mit der Sicherung dieses^ Meeresteiles betraut war, sollte 
wohl nachsehen, ob V a l ö n a frei von österreichisch,ungari, 
schen und deutscheu Tauchbooten sei. Diese Aufgabe hat er 
positiv gelöst. Cr konnte die Anwesenheit von Untersee, 
booten einwandfrei feststellen, als er dem Torpedoschuß 
eines unserer Tauchboote zum Opfer fiel. Ob der italienische 
Kreuzer noch Zeit und Gelegenheit hatte, funkentelegraphisch 
seine Wahrnehmungen zu melden, wissen wir nicht. Sicher 
ist nur sein Untergang. 
Kaum hatte also S 0 n n i n 0 am 2. Dezember vor der 
Kammer seine feierliche Erklärung über die Hilfeleistung 
Italiens zu Gunsten der fliehenden serbischen Armee und 
das tatkräftige Einschreiten am anderen Ufer der Adria 
um der Zukunft Albaniens willen verkündet, so erhielt er 
bereits vom k. u. k. Flottenkommando eine schlagende Ant,
	        
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