Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

/Kriegsereignisse in der Adria und auf der Donau während des Kriegsjahres 1915. 363 
Bahnwege weitergingen, teilweise den Wasserweg bis Rust- wären. Im Verlaufe des mehrstündigen Seegefechtes sei, 
schuk benützten, um dann mit der Bahn weitergeleitet zu den gleichen Berichten zufolge, den Italienern ein englisch- 
werden, so daß die Verbindung mit Bulgarien und der französisches Geschwader zu Hilfe gekommen, das in deu 
Türkei um diese Zeit bereits zur vollendeten Tatsache geworden Kampf eingriff, der damit endete, daß die österreichisch- 
war. Konnte auch der Schienenstrang nach dem Orient die ungarische Flotte schließlich nach Norden flüchtete, 
fehlende Zufuhr zur See nicht voll ersetzen, so vermittelte er Einige Tage darauf veröffentlichte jedoch dieselbe amtliche 
den Zentralstaaten doch eine neue recht wesentliche Erleich- Korrespondenz ein Telegramm aus K 0 r f u, das eine Auf- 
terung, und bei Produkten wie Getreide, Tabak, verschiedenen klärung des Sachverhaltes brachte. Das Telegramm lautete: 
Metallen usw., wird die Seesperre nur noch für die Neutralen „Einige Baumstämme, die aus dem Flusse Ä 0 s in 
ernstlich bedrohliche Folgen haben. das Meer hinausgeschwemmt wurden, stießen unweit von 
Rein militärisch besiegelte die Öffnung der Bahnverbin- Saseno am vorigen Mittwoch nachts, an eine schwimmende 
dung in erster Linie den endgültigen Mißerfolg der Dar- Seemine und brachten sie zur Explosion. Einige dort- 
danellenoperation. Die einzige Hoffnung, die die Entente auf selbst kreuzende italienischeKriegsschi ff e 
dieses unglückliche Unternehmen noch setzen konnte, beruhte eröffneten ein heftiges Artilleriefeuer 
doch auf dem Munitions mangel der Türken. Jetzt war dieser auf die treibenden Baumstämme, die sie 
endgültig behoben und nur ein Wunder konnte nach den in der Dunkelheit für österreichisch-ungarische Unterseeboote 
bisherigen Erfahrungen dem Angriffe noch einen Erfolg hielten. Die englischen und französischen Geschwader, die im 
bringen. Dieses Wunder ist aber bekanntlich ausgeblieben. Jonischen Meere kreuzten, eilten der verbündeten italienischen 
Bei Besprechung der Kämpfe gegen Serbien dürfen wohl, Flotte zu Hilfe und griffen in den Kampf ein. Freitag 
wenn man von den Leistungen zu Wasser vor Belgrad spricht, früh, als die Ursache des ganzen Aufruhres festgestellt werden 
auch die Kapitäne der österreichischen Donau-Dampf- konnte, nahm die Seeschlacht ihr Ende und die französischen 
schiffahrtsgesellschaft und der ungarischen Fluß- und englischen Geschwader fuhren mit dem Kurse nach Süden 
schiffahrtsgesellschaft nicht vergessen werden. Sie wieder ab, um ihre Kreuzfahrten fortzusetzen." 
und ihre Untergebenen haben mit Ausdauer bei Tag und Es muß aber gerechterweise zugegeben werden, daß 
bei Nacht die Uberschiffungen großer Truppenmassen mit zur See bei dunkler Nacht solche Irrtümer oft nicht zu 
größter Geschicklichkeit vollzogen, waren wiederholt im vermeiden sind. 
feindlichen Feuer und waren stets von der Gefahr bedroht. Mittlerweile hatte sich zu Ende der ersten Novemberwoche 
auf eine der zahlreichen versenkten serbischen und russischen die strategische Lage des serbischen Heeres soweit verschlechtert, 
Minen.aufzufahren. Die Heldentaten aber, die unsere daß sich die serbische Regierung veranlaßt sah, an die 
bewährte Kriegsmarine im gegenwärtigen Weltkriege auf Vierverbands mächte das Verlangen zu richten, A l b a n i e n 
der Donau vollbrachte, rechtfertigen in ehrendster Weise militärisch mitzubesetzen, damit die serbischen Truppen, 
Hoffnung wie Vertrauen, das unser edler, vielgeprüfter falls sie durch eine vollständige Niederlage gezwungen würden, 
Monarch in seine Flottille setzte. Zu dem beispiellos tapferen das serbische Gebiet zu verlassen, sich nach Albanien 
und standhaften Ringen auf den Schlachtfeldern, das von flüchten könnten. Die Antwort des Vierverbandes soll aus- 
den höchsten Soldatentugenden aller Verbände der gemein- weichend gelautet haben, und namentlich in I t a l i e n ge- 
samen Armee wie beider Landwehren ein überwältigendes, bürdete man sich sehr aufgeregt, da doch Italien diese Ok- 
und selbst unseren Feinden imponierendes Beispiel gab, sowie kupation für sich angestrebt, angesichts des Zusammenbruches 
zu den Heldenkämpfen in den Lüften, gesellten sich heroische der dritten Jsonzo-Offensive aber nicht durchzuführen ver- 
Leistungen der Monitorbemannungen, die von unerschrockenen mocht hatte. Dagegen erklärte sich Montenegro angeb- 
und bis in den Tod vaterlandsgetreuen Seeleuten ausge- lich wegen Lebensmittelschwierigkeiten gegen den Durchzug 
führt, unsere Kriegsmarine mit neuem, immergrünendem der französisch-englischen Verbündeten, in Wirklichkeit aber 
Lorbeer zieren. deshalb, um für den Schwiegersohn König Nikitas, 
* ¥ * König ViktorEmanuel, Zeit zu gewinnen und es ihm 
. .. _ „■ vielleicht doch noch zu ermöglichen, den im Interesse beider 
jch kehre nun wieder an die See zurück: Teile liegenden Plan zur Ausführung zu bringen. Allein 
Als die militärische Aktion vor Saloniki in der ersten Admiral Haus wachte nach wie vor mit scharfem Auslug 
Novemberhälfte 1915 ihren dramatischen Höhepunkt erreicht in der südlichen Adria, und so schien es auch dem neuen 
hatte, da bekamen die Vierverbandsgenossen die Arbeit italienischen Flottenkommandanten Kontreadmiral La ca ze, 
unserer und der deutschen Unterseeboote in einem Grade der bald nach der Brin-Katastrophe dem in Ungnade ge- 
zu verspüren, der ihnen die allergrößten Sorgen bereitete, fallenen Vizeadmiral Corsi im Amte gefolgt war, allzu 
Inzwischen begaben sich in der Adria recht merkwürdige gewagt, große Truppenverschiffungen bei zu mindesten frag- 
Dinge. licher und gefährdeter Seeherrschaft zu riskieren. Zu dieser 
Aus Korfu wurde am 2. November von amtlicher griechi- Zeit ließ der in seinen politischen Neigungen jederzeit etwas 
scher Stelle gemeldet, daß man vom Kanal von Otrant0 wankelmütige Essad Pascha in Albanien den 
her heftigen Kanonendonner höre, der von einem nächtlichen Kriegszustand verkünden und die Ausfuhr von Lebens- 
Kampf eines italienischen Geschwaders in der südlichen Adria Mitteln nach Serbien und Montenegro verbiete», 
herrühren müsse. Diese kurze Meldung wurde am nächsten Dies geschah offenbar zu dem Zwecke, um die M 0 n t e- 
Tage dahin ergänzt, daß die Italiener Truppen nach negriner leichter aus Skutari zu vertreiben und 
Val0na transportierten, die für Serbien bestimmt seien, Nordalbanien gegenüber der wachsenden griechischen 
und daß die, diese Truppentransporte begleitenden italienischen Begehrlichkeit, für Italiens Einfluß zu retten. 
Kriegsschiffe zuerst von einigen österreichisch-ungarischen * *. * 
Torpedobooten und Unterseebooten, dann aber von der Als die beschämende Aktion bekannt wurde, daß Kriegs-- 
ganzen österreichisch-ungarischen Flotte angegriffen worden schiffe Englands und Frankreichs, die seit Beginn des Welt- 
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