Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

, Kriegsereignisse in der Adria und auf der Donau während des Kriegsjahres 1915. 
indem sie vom Flusse her In-- 
fanteriestürmen vorauseilte, 
serbische Stellungen durch 
Granaten sturmreif machte und 
dann noch die Flüchtenden mit 
einem Schrapnellhagel weit 
ins Land hinein überschüttete. 
Diesmal griffen die Einheiten 
gleichzeitig mit der verbünde- 
ten Artillerie ein, teils brachten 
die serbischen Geschütze, die den 
Übergang bedrohten, teilweise 
zum völligen Stillschweigen, 
zum Teile wurde die feindliche 
Artillerie gerade im entscheid 
denden Augenblicke nieder-- 
gehalten. Überdies verjagte 
das Feuer der österreichischen 
Monitoren auch die serbischen 
Vorhuten. „Mit warmer An-- 
erkennung," heißt es daher 
auch in unserem Generalstabs- 
bericht vom 10. September 1915, „gedenken die Führer und 
Truppen nach Überwindung der großen Stromlinie in ihren 
Berichten der aufopferndenMitwirkung der 
Donauflottille." 
Diese wenigen, aber inhaltsschweren Worte lassen er-- 
kennen, welch großer Anteil unserer wackeren Donauflottille 
an den glorreichen Erfolgen gegen Serbien zukommt. 
Und auch die reichsdeutschen Blätter konnten unseren 
Donaukriegsschiffen nicht genug Worte des Lobes spenden. 
Seit der Einstellung der Kämpfe gegen Serbien, zu Weih-- 
nachten 1914, waren unsere Monitoren und Patrouillen- 
boote zur operativen Untätigkeit verurteilt. Ihr Los war 
es, in aufopfernder, stiller Arbeit, die aber darum nicht 
weniger wichtige Strompolizei auszuüben. Sie mußten, 
sobald die Eis-- und Wasserverhältnisse es zuließen, ständig 
die feindlichen Ufer nach Befestigungen und dergleichen ab-- 
suchen. Die Serben hatten an zahlreichen Punkten schwere 
Batterien errichtet, zu denen ihnen das Material von den 
Engländern und Franzosen geliefert wurde. Im Strom 
selbst wurden zahlreiche Minenlinien ausgelegt, um den 
Verkehr unmöglich zu machen. In emsiger Arbeit suchten 
die Fahrzeuge unserer Donaufiottille nach diesen Sperren. 
Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurde bald da, 
bald dort, eine Minenlinie geräumt; eine wenig dankbare 
Arbeit, da der Feind nicht müßig blieb, und bei günstigen 
Verhältnissen bald Ersatzminen herbeischaffte. Wenn ver-- 
hältnismäßige Ruhe herrschte, so hatte dies wohl nur darin 
seinen Grund, daß die Serben den Standort ihrer versteckt 
aufgestellten Batterien nicht vorzeitig verraten wollten. 
Trotzdem kam es oft genug zu Artilleriekämpfen zwischen 
den Monitoren und den schweren serbischen Batterien, 
die mit französischen und englischen Marinegeschützen armiert 
waren. So gingen Frühjahr und Sommer dahin unter 
harter Arbeit, die keine Gelegenheit bot sich auszuzeichnen. 
Da begann die neue Offensive gegen Serbien! Jetzt 
durften die Monitore zeigen, was sie zu leisten im Stande 
seien. Das war aber keine leichte Sache. Die serbischen 
Uferwerke konnten nämlich Geschosse von großer Durch- 
schlagskrast auf weite Entfernungen schleudern und sie 
waren auch befähigt, die Panzerungen der Monitore zu durch- 
brechen. Diese konnten den Werken nur mit gleich schweren 
Blick von der Festung Belgrad mit der Donaufiottille. 
oder schwächeren Geschützen antworten. Um die Batterien 
niederzukämpfen, mußten die Monitoren oft sehr nahe an 
die Befestigungen herangehen; auch war das Manöverieren 
in dem durch Minen verseuchten Fahrwasser ungemein 
schwierig. Wohl war durch die emsige Aufklärungsarbeit 
bei den Patrouillenfahrten die Lage gar mancher Sperre 
genau festgestellt worden, aber die Strömung, die an ver- 
schiedenen Stellen eines Flusses verschieden stark ist, machte 
mitunter das rechtzeitige Ausweichen zu einer der schwierig- 
sten Aufgaben der Monitor-Kommandanten. Nicht immer 
konnten die Monitoren die zur Bekämpfung der feindlichen 
Batterien für sich günstigen Stellungen wählen. Sie mußten 
sich oft an Orten schlagen, wo der Feind im Vorteil war. 
Das ist auch leicht begreiflich. Die Hauptaufgabe der Ein- 
Helten der Donaufiottille war ja, die Arbeit der Pioniere 
zu beschützen und zu unterstützen, sowie den Übergang der 
Truppen zu decken. Dort, wo diese gefährdet waren, mußten 
sie eingreifen. Ihre leichte Beweglichkeit machte es möglich, 
verhältnismäßig starke Kräfte an einer gefährdeten Stelle 
zu vereinigen. Durch rasch und geschickt eingeleitete Feuer- 
Überfälle mußten die Flottillenschiffe den Feind zwingen sich 
gegen sie zu wenden und von der Beschießung übersetzender 
Truppen oder arbeitender Pioniere abzustehen. Dies ist 
gemeint, wenn in den Berichten unseres Generalstabes von 
der „aufopfernden Mitwirkung der Donau- 
flo ttille" gesprochen wird. Unsere Seeleute haben auf der 
Donau und Save heldenhaft gekämpft und unserer glorreichen 
Kriegsflagge neuen Ruhm erworben, was aus den folgen- 
den Schilderungen noch überzeugender hervorgehen wird: 
Am 6. Oktober begann zunächst die schwere Artillerie 
der verbündeten Heere ihre Tastversuche gegen Belgrad, 
am 7. d. M. nachmittags gingen die Batterien zum Wir- 
kungsschießen über, das sie mit entsprechenden Pausen und 
Steigerungen bis zum 9. Oktober fortsetzten. Als Ziel diente 
die obere und untere Festung, das Glacis des Kalimegdan, 
die Randhöhe um Belgrad und die tief unten am Damme 
der Belgrad umziehenden Industriebahn eingenisteten In-- 
fanterieabteilungen. Ganz Belgrad war mit einem Vorhang 
von Rauchschwaden verhangen. Inzwischen lohten Brände, 
in Semlin zitterte die Erde. Unsere Mörser hatten allein 
über tausend Bomben geworfen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.