Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Kriegsereignisse in der Adria und auf der Donau während des Kriegsjahres 1915. 
man aber auch, wie auffallend klein das Häuflein unserer 
Seehelden gewesen ist, die in der Straße von O t r a n t 0 
das mächtige französische Schlachtschiff in den Grund gebohrt 
haben. Sechzehn Mann sind es im Ganzen gewesen, die den 
Kreuzer „L ö 0 n Gambetta" und seiner nach Hunderten 
zählenden Besatzung den Untergang bereiteten. Der Helden- 
mütige Kommandant des „U 5", Linienschiffsleutnant Georg 
Ritter v. T r a p p, und der zweite Offizier, Hugo Freiherr 
v. S e i f f e r t i tz, geboten über kaum mehr als ein Dutzend 
Männer; die waren aber alle, ohne Ausnahme, von jenem 
altösterreichischen Soldatengeiste beseelt, bei dem sich zur un- 
erschrockenen Kühnheit die ruhig abwägende Kaltblütigkeit' 
gesellt. 
Als dann Italien mit der Kriegserklärung vom 
24. Mai 1915 endlich die Maske fallen ließ und den verbün- 
deten Zentralmächten sein wahres Gesicht zeigte, da ging ein er-- 
lösendes Aufatmen 
durch die Reihen 
unserer Kriegssee-- 
leute. Endlich dürft 
ten sie zeigen, wie sie 
sich wehren! 
Unsere tapfere 
Flotte, die während 
des ganzen Krieges 
mit Mühe und 
Widerwillen die 
schwere Bürde der 
Tatenlosigkeit hatte 
tragen müssen, die 
nur durch kleinere 
Unternehmungen 
gegen die Franzosen 
und Montenegriner 
sowie durch Unter-- 
seebootserfolge et-- 
was erleichtert wor- 
den war, konnte 
doch endlich gegen 
den so treulosen Nachbar zum Angriff schreiten. Heller Jubel 
begrüßte die italienische Kriegserklärung, wie eine langersehnte 
Pfingstbescherung, als es hieß: „Auslaufen, Kurs Süd!" 
Dieser Seegegner war uns vor allem genau bekannt. 
Denn es ist uns nicht entgangen, daß die italienische Regie-- 
rung in der letzten Zeit große Anstrengungen gemacht hatte, 
um die Bauzeit der neuen Schiffe, die z. B. bei „D a n t e" 
4% Jahre betrug, möglichst herabzusetzen, und deren Fertig- 
stellung mit allen Kräften zu beschleunigen. Dies war bei den 
Torpedobootstypen auch wirklich gelungen, während die Her-- 
stellung der schweren Panzerplatten und 38 Zentimeter-Riesen-- 
geschütze auf vielfache Schwierigkeiten gestoßen ist. Die Stütz-- 
punkte der Flotte liegen nicht hervorragend günstig, denn 
die Jnnenbecken von T a r e n t, das im Sommer auch mit 
Wassermangel kämpft, können nur durch Baggerung für 
Großkampfschiffe praktikabel erhalten werden, während Brin- 
d i s i, sowie A n c 0 n a, außer seichten Reeden keine eigent-- 
lichen Hafenbecken besitzen, in welchen mehrere große Schiffe 
geschützt liegen könnten. Seit der Erwerbung von L y b i e n 
gewann Italien bis zu einem gewissen Grade die BeHerr- 
schung der mittelländischen Zentralpassage durch die See- 
stützpunkte Tobruk und Tripolis einerseits, und 
S y r a c u sa auf Sizilien und T a r e n t andererseits. Von 
einer wirklichen Beherrschung war aber gegenüber den anderen 
Flotten nicht die Rede und es konnte die italienische Flotte 
kaum nach zwei Fronten hin operieren, da sie im Grunde 
nur vier Großkampfschiffe und sonst lauter sekundäre Ein- 
heiten besaß. Alle anderen Neubauten waren bei Kriegs- 
ausbruch noch im ersten Baustadium. Erst Ende April 
1915 konnten an Bord des „D a n t e Alighieri" die 
neuen, in der Geschützfabrik von Armstrong zu Pozzuoli 
konstruierten 34Zentimeter-Tm mgeschütze installiert und 
dieses Großkampfschiff — das zuerst begonnen, am spätesten 
beendet war — in die Flotte eingereiht werden. Diese ver- 
einigte demnach später alle vier Großkampfschiffe der ersten 
Serie, nämlich „D a n t e", „E e sa r e", „E a v 0 u r" und 
„D a V i n c i", die mit den Aufklärungskreuzern „B i x i 0" 
und „M a r sa l a", die erste schwere Division der italienischen 
Mittelmeerflotte bildeten. Die zweite Division umfaßte die 
Turmschlachtschiffe „R e g i n a Elena", „Vittorio Ema- 
n n e l e" „R 0 m a" 
und „N a p 0 l i" 
von je rund 12500 
Depl., der als Auf- 
klärer „Quart 0" 
und „Li b i a" zu- 
geteilt waren. Die 
dritte Division ver- 
die Panzer- 
S a n G i- 
„S a n 
Marco", „Amal- 
i" und „Pisa" 
den Aufklä- 
rern „L i g u r i a" 
und „Elba". Die 
vierte Division war 
von den 7400 Ton- 
nen Panzerkreuzern 
„Francesco Fer- 
ruccio", „Gin- 
seppe Garibal- 
di" und „Varese" 
gebildet, die mit „Benedetto Brin" (Admiralschiff) 
und „Regina M a r g h e r i t a" ein eigenes Geschwader 
formierten. Damit waren aber die ausschlaggebenden Ein- 
heiten auch erschöpft. Ansonst zählen zum Verbände: 4 Hilfs- 
krenzer Typ „Basilicata", 8 Torpedokreuzer Typ 
„A r g 0 r d a t", und wenn alles aufgeboten, was aus- 
rüstungsbereit war, 46 Zerstörer, 6Torpedoboote und 24 
Unterseeboote. Außerdem waren zirka 40 Train-, 10 Hospital- 
schiffe und 40 armierte Handelskreuzer verfügbar. 
Die bei Kriegsausbruch auftauchenden Nachrichten, daß 
bereits auch die Großkampfschiffe der zweiten Bauserie, die 
22 700 Tonnen Turmschlachtschiffe „D u i l 0" und „D 0 r i a" 
zur Flotte gestoßen seien, waren unzutreffend, weil diese 
Schiffe erst 1912 auf den Stapel gelegt worden sind, und 
bestenfalls erst im Spätsommer zur Verfügung stehen 
konnten, zumal die teilweise in England bestellte schwere 
Artillerie infolge des Kriegsausbruches nicht zur Ablieferung 
gelangte. Ebensowenig war mit den vier Dreadnougths 
der dritten, 30000 Tonnen-Kategorie „Eara cci 0 l 0", 
„Eristoforo E 0 l 0 m b 0", „M a r c a n t 0 n i 0 E 
l 0 nna" und „Francesco Morosini" zu rechnen, 
die dem Bauprogramm 1913/14 angehören, aber erst Mitte 
1914 auf Stapel kamen. Auch die bei Ansaldo seit Früh¬
	        
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