Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

322 Der Krieg 
so schön zum Ausrahmen aufgestellt, daß unsere Jäger sich 
sogleich ans Butterschlegeln machen konnten und die halbe 
Kompagnie sich an Buttermilch gütlich tat. ... Für das 
Vieh war von den Abziehenden keine Vorsorge getroffen 
worden. Wir fanden Rinder auf der Weide, Kälber und 
Schweine in den Stallungen, Hühner und Kaninchen in den 
Höfen. Überhaupt fehlte es uns an nichts in jenen herrlichen 
ersten zwei Wochen unseres Vormarsches. In der Gegend, 
durch die wir kamen, gab es zumeist nur Bauernhäuser, 
aber alle waren gut ausgestattet. In den Gewölben standen 
die Käselaibe über einander aufgeschichtet und in den Speise- 
kammern hingen in verlockender Reihe die Salamiwürste. 
Als wir in einer kleinen Ortschaft einen Krämerladen öffneten, 
blinkte uns aus einem der Fächer das schönste weiße Weizen-- 
mehl entgegen. Namentlich wunderten wir uns über die 
großen Mengen Weines, die in den Kellern lagen, da der 
Weinbau dort doch keineswegs allgemein ist. Mit dem Weine 
hatten sich nun allerdings die abziehenden italienischen 
Truppen zu schaffen gemacht. In einigen Kellern wurten 
die Fässer zerschlagen oder geöffnet vorgefunden und der Wein 
bedeckte den Boten, daß man bis zu den Knöcheln darin 
waten konnte. Der Welsche hat uns den guten Tropfen 
nicht gönnen wollen. An andern Orten suchten italienische 
Soldaten den gleichen Zweck allerdings auf andere, für sie 
praktischere Art zu erreichen: Sie tranken die Fässer leer, 
ehe wir kamen. Dann fanden unsere Truppen zwar keinen 
Wein mehr, aber betrunkene feindliche Abteilungen, die in 
aller Gemütsruhe gefangen genommen werden konnten." 
Am zi. Mai verlief unsere Gesamtfront vom rechten 
Flügel im Eischtal angefangen folgendermaßen: Halbwegs 
Marco-Serravalle, nördlich Corni Zugna, dann im Val- 
larsa stark nach Süden abbiegend bis knapp südlich Chiesa, 
gleich östlich dieses Ortes wieder scharf nach Nord gerichtet, 
nördlich am Monte Pasubio vorbei; am südlichen Posina- 
ufer zwischen Monte Cogolo und Monte Priafora durch nach 
Arsiero, dann dem Astico und Assatal folgend nach Asiago 
und Galio und von hier wieder gegen Norden über Monte 
Bzldo und Monte Fiara bis zum Corno di Campo bianco. 
Von da lief die Front auf den Höhen über dem Val Sugana 
bis zur Lima Maora. 250 Quadratkilometer italienischen 
Landes waren erobert. 
Noch am selben 31. Mai wurde übrigens über Arsiero hin- 
aus nach Osten vorgestoßen, der den Ort beherrschende Monte 
Cengio(iz54 Meter) erobert und nördlich davon vom Assatal 
her durch das hier eingeschobene Korps Kirchbach der z. Armee 
die Höhen von Cava und Tresche erstürmt. Der Cava über-- 
ragende Monte Barco (1353 Meter) fiel am folgenden Tage. 
Auch auf dem linken Flügel beim III. Korps wurde am 
31. Mai bereits die östlich vom Monte Baldo und Monte 
Fiara von Astago nach Norden führende Straße überschritten 
und ihr Endpunkt, die Gehöfte der Alpe Mandrielle besetzt. 
Begreiflicherweise versuchten die Italiener bald da bald 
dort, wo sie unser Vordringen gerade am Schmerzlichsten 
empfanden oder auf einen lokalen Erfolg hofften, sich durch 
Gegenangriffe in den Wiederbesitz einer oder der anderen 
verlorenen Stellungen zu setzen. Sie unternahmen zunächst 
mehrere Vorstöße gegen die äußersten Flügel unserer Front, 
die Stellung bei Mandrielle im Norden, den Monte Barco 
im Süden. Namentlich von letzterem wollten die Italiener 
unsere Truppen wieder herunter haben und sie setzten daher 
hier starke Kräfte zum Angriff an. Aber alle diese Vorstöße 
scheiterten völlig und die Feinde, die in ihren starken Ver-- 
teidigungsstellungen dem Angriffe unserer Truppen nicht 
zen Italien. 
zu widerstehen vermocht hatten, waren trotz Heranziehung 
der verfügbaren Reserven noch weit weniger imstande, das 
Verlorene im Angriffskampf zurückzugewinnen. Sie mußten 
sich immer wieder überzeugen, daß unsere Truppen das, was 
sie einmal in Besitz genommen hatten, fest in der Hand hielten. 
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Nach dem Falle von Arsiero standen dem Feind, um 
unser Vordringen gegen Schio und das dort beginnende 
venetianische Tiefland aufzuhalten, nur noch die befestigten 
Linien auf den Höhen südlich des Posina-Tales zur Ver- 
fügung. Diese Befestigungen bestanden einerseits aus der 
vom Monte Alba nach Osten über den Monte Novegno bis 
fast an den Höhenfuß bei Piovene ziehenden Reihe von Forts 
und Batterien, andererseits in der südlich des Pasubio ge- 
legenen Sperrgruppe Val Leogra, welche Front gegen Westen 
macht und knapp an der Grenze die aus dem Vallarsa über 
den Piano della Fugazza kommende Straße, sowie die 
vom Pasubio als Fußsteige ins Leogratal Herabführenten 
Umgehungswege sperrt. Die permanent ausgestaltete Ver- 
teidigungslinie über den Monte Novegno hat Front nach 
Norden gegen die Posina und Arsiero. Im Rücken der 
zwei Gruppen befanden sich auf einer vom Monte Novegno 
überhöhten Rückfallkuppe die neuen Anlagen tes Monte 
Enna als letzte Reduitstellung. 
Dieses Verteidigungssystem war bereits durch die Weg- 
nähme des Monte Priafora, welcher den Monte Novegno 
um ioo Meter überhöht, sehr wirksam bedroht und unser 
vorschreitender Angriff gegen tieft Zone drohte auch die 
vom Feind noch gehaltene Position auf dem Massiv tes 
Pasubio immer mehr einzuschnüren. An diesen Linien ent- 
spannen sich denn auch in ten ersten Junitagen heftige Kämpfe, 
in welchen unsere Truppen schrittweise vorwärtskamen und 
uns südlich des Posinabaches eine starke und geschlossene 
Front bis an das abwärts von Arsiero sich beträchtlich er- 
weiternde Asticotal schufen. Der weitere Fortgang der 
Operationen in diesem Räume mußte wesentlich von dem 
Vordringen unserer Truppen im oberen Vallarsa bei Chiesa 
abhängen, welches die feindliche Linie Pasubio—Form Alti 
im Rücken bedrohte. Von Chiesa steigt die Poststraße zwischen 
unzähligen, durcheinandergeworfenen Gipfeln auf 1165 Meter 
Höhe zum Grenzpaß Piano della Fugazza empor. Sie ist 
an und für sich schon verteidigungsfähig und war jetzt durch 
Felswerke verbaut und zwischen dem Passo und S. Antonio, 
wo sie in Serpentinen um den Monte Castellieri zieht, durch 
drei Sperrforts geschützt. Auf dem Plateau von Arsiero- 
Asiago galt es zunächst jene Positionen zu gewinnen, welche 
für die Abweisung der Gegenangriffe der herangeführten 
italienischen Reserven die günstigsten waren und uns im 
Besitze der Hochfläche gegen Vorstöße aus dem befestigten 
Räume von Primolano zu sichern vermochten. 
Die Front der Italiener auf der Hochfläche verlief am 
3. Juni ungefähr wie folgt: Von Ospedaletto im Sugana- 
tale südöstlich hinauf zum Grenzknie bei den Castelloni di 
S. Marco (östlich der Cima Maora), von hier nach Süten 
zum Monte Meletta und bis zur Ortschaft il Buso, von da 
gegen West zum Monte Sisemol, von da um Asiago herum, 
das noch im Feuerbereich des Feindes lag, nach Coda zur 
Höhe 1234 (Monte Lömerle) südwärts über Magnaboschi 
gegen die Eisenbahntiefenlinie im Val di Canaglia über 
die südlichen Hänge des Cengio nach Casale im Asticotale. 
Auch diese Linie wurde in den nächsten Tagen durchbrochen. 
Zunächst zwischen dem Asticotale und Asiago, wo schon
	        
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