Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Schlachten 
Regimenter durchschnittlich ioo Mann an Toten und Ver- 
wundeten koste: und die italienischen Regimenter mußten 
jeden dritten oder vierten Tag abgelöst werden. Unsere 
Artillerie war auf jeden Punkt der Front eingeschossen, 
Fehlschüsse waren daher selten. Es wurde festgestellt, daß 
ein italienisches Korps an Tagen, an welchen keine größeren 
Kämpfe stattfanden, einschließlich der Kranken einen Abgang 
von mehr als 300Mann hatte. So heftig und intensiv 
war der Stellungskrieg an dieser Front. Dazu kam, daß 
unsere Stellungen immer stärker wurden. 
Alles drängte die Italiener dazu, nochmals eine Ent- 
scheidung zu suchen. Im Februar war die Witterung einem 
Angriffe nicht günstig. Am untern Jsonzo war die Scirocco-- 
zeit eingetreten; es regnete mit kurzen Unterbrechungen 
fortwährend; schwere Nebel lagen in den Tälern und wickelten 
mit ihren dichten Schwaden auch die Spitzen der Berge 
ein, so daß das Artilleriefeuer zeitweise aussetzen mußte. 
Aber im März trat ein plötzlicher Witterungsumschlag 
ein und schon am 8. begannen die italienischen Geschütze 
das Vorspiel zur 
fünften Jsonzoschlacht, 
dem vom 12. angefangen die Jnfanterieangriffe folgten. 
Wieder versuchte der Feind überall gegen unsere Stel- 
lungen am Plateaurande von Doberdo und gegen den 
Görzer Brückenkopf vorzustoßen. Wieder wurde mit immer 
neuen Mannschaften gestürmt. Aber es gab nur nutzlose 
Opfer und schon in den ersten zwei Schlachttagen kolossale 
Menschenverluste. Bei San Martino schlug das Infanterie- 
regiment Nr. 46am iz. März sieben Stürme blutig ab, 
am Brückenkopf scheiterten zwei Angriffe auf die Podgora- 
stellung und einer auf die Brückenschanze von Lucinico. 
Auch am 14. wurde auf der Podgorahöhe erbittert gekämpft 
und der hier stellenweise eingedrungene Feind im Bajonett- 
und Keulenkampfe wieder zurückgeworfen. Denn auch die 
Keule, diese älteste Waffe des Menschen kam in den Kämpfen 
am Jsonzo wieder zur Geltung und erfreute sich sogar bei 
unseren Truppen einer besonderen Beliebtheit, weil sie sich 
im Handgemenge bedeutend wirkungsvoller erwies, als das 
Bajonett und der Gewehrkolben. — Gegen San Martino, wo 
von den vorhergegangenen Kampftagen noch über 1000 feind- 
liche Leichen lagen, setzten die Italiener einen mehrstündigen 
Nachtangriff an, der ebenfalls scheiterte. Ein anderer feind- 
licher Angriff galt der Ortschaft Savogna bei Rubbia. Die 
Italiener hatten dort eine Pontonbrücke über den Jsonzo ge- 
schlagen und drangen über dieselbe in dichten Massen vor. Die 
Unfern ließen die Töte der Angriffskolonne bis herüberlangen, 
dann aber eröffnete unsere Artillerie ein furchtbares Feuer 
gegen die Brücke. In einigen Minuten war diese zerstört 
und die übergehende Infanteriekolonne vernichtet. Nicht 
besser erging es den Italienern bei Vermegliano und Selz 
am südlichen Abschnitt des Doberdoplateaus, wo dieselben 
schon Tags zuvor angriffsweise vorgegangen waren. Obzwar 
die Feinde dort mehrere Regimenter gleichzeitig zum Angriff 
vorführten, scheiterten alle ihre Bemühungen an dem Helden-- 
mütigen Widerstande der Verteidiger. 
Die starken Verluste ließen es offenbar der italienischen 
Heeresleitung geraten erscheinen, die versuchte Offensive 
nicht weiter fortzusetzen, um den Mißerfolg der Öffentlichkeit 
nicht noch deutlicher werden zu lassen. Schon am 15. März 
ließ die Tätigkeit des Feindes bedeutend nach und am 19. 
stellte er seine fruchtlosen Angriffe ganz ein. Daß C a d 0 r n a 
so rasch zu diesem Entschlüsse kam, schien die Vermutung 
am Jsonzo. 293 
zu bestätigen, daß die ganze Offensive nur über Drängen 
der französischen Machthaber unternommen worden sei, welche 
davon eine Entlastung ihrer Front bei Verdun erhofften, 
und daß der italienische Führer leichten Herzens darauf 
verzichtete, als er sah, daß für ihn nichts dabei herauskam. 
Dafür gingen in den nächsten Wochen unsere Truppen 
an verschiedenen Punkten der Jsonzofront zum Angriffe über 
und erzielten in allen diesen Fällen wichtige örtliche Erfolge. 
Der erste Angriff erfolgte schon am 17. März am Nord-- 
teile des Tolmeiner Brückenkopfes, wo unsere Truppen 
eine feindliche Stellung eroberten, 449 Italiener, darunter 
16 Offiziere gefangen nahmen, z Maschinengewehre und 
einen Minenwerfer eroberten und am folgenden Tage er-- 
folgreich über die Straße, die westlich Tolmein von Selz 
über Cigiuj und Woltschach nach Norden führt, vordrangen. 
Auch am Südgrat des Mrzli vrh wurden die Italiener 
aus ihrer befestigten Stellung vertrieben und mit einem 
Verluste von 28z Gefangenen bis Gabrije am Jsonzo zurück- 
geworfen. Vergebens versuchte der Feind in den folgenden 
Tagen das Verlorene durch heftige Gegenangriffe wieder- 
zugewinnen; seine Anstrengungen waren durchwegs ergebnis- 
los, die von unseren Truppen eroberten Stellungen blieben 
fest in deren Hand und die Zahl der Gefangenen stieg auf 
925, die der erbeuteten Maschinengewehre auf sieben. Am 
19. März griffen die Kämpfe auch auf den Brückenkopf 
von Görz über, wo am Vormittage dieses Tages die italie- 
nischen Befestigungen vor dem Südteil der Podgorahöhe 
in Brand gesteckt wurden, nachmittags unsere Artillerie 
die feindlichen Stellungen unter kräftiges Feuer nahm und 
nachts der Feind aus einer seiner Grabenlinien vor dem südlich 
von Oslavija gelegenen Pevma vertrieben wurde. Diese 
Erfolge bildeten das Vorspiel zu dem Angriffe, mit welchem 
unsere Truppen am Sonntag den 26. März die ganze italie- 
nische Stellung vor dem Nordteile der Podgorahöhe eroberten, 
wobei ein weiteres halbes Tausend Italiener gefangen ge- 
nommen wurde. Die hauptsächlichste Bedeutung dieses 
Erfolges lag in der dadurch bewirkten Entlastung der Podgora- 
höhe, die in allen bisherigen Jfonzofchlachten ein Haupt- 
angriffsobjekt der Italiener gewesen war, welche sich nament- 
lich gegen den höheren nördlichen Teil nahe herangearbeitet 
hatten. 
Am unteren Jsonzo hatten die Italiener um diese Zeit 
ebenso wenig Glück, wie am oberen. Auf den Höhen östlich 
Selz war es ihnen am 27. März gelungen, in einige unserer 
Gräben einzudringen und sich darin festzusetzen; aber bis 
zum ?. April wurden sie wieder daraus vertrieben und am 
zo. März bombardierten unsere Flieger die aus schweren 
Schiffsgeschützen bestehenden feindlichen Batterien an der 
Jfonzomündung, der sogenannten Sdobba, welche unsere 
Stellungen flankierten und von Duino bis zum Monte 
bei sei Bnsi zu beschießen vermochten. 
Die Kämpfe der nächsten Zeit waren nicht geeignet, die 
Stimmung der Italiener zu bessern. Am 13.April bemäch¬ 
tigten sich unsere Truppen einer feindlichen Vorstellung 
am Mrzli vrh und schlugen an diesem Tage und dem folgenden 
wiederholte Gegenangriffe unter schweren Verlusten des 
Feindes ab. Von Mitte April bis Mitte Mai bemühte 
sich der Feind wieder vergeblich auf der Hochfläche von Do- 
berdo vorwärts zu kommen. Namentlich östlich Selz am 
Südwestrande des Plateaus kam es zeitweise zu heftigen 
Kämpfen. Nachdem wiederholte Angriffe dort abgeschlagen 
worden waren, gelang es den Italienern am 25. April 
in größerer Frontbreite in unsere Stellungen einzudringen
	        
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