Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

in Stellung zu brin- 
gen, was vom sport- 
lichen Standpunkte eine 
höchst anerkennens- 
werte Leistung war. 
Umso bedauerlicher war 
es für sie, daß der 
weitere, um 7 Uhr 
morgens versuchte An-- 
griff in unserem Ge- 
wehr-- und Geschütz- 
feuer scheiterte. Der 
Feind ließ sofort 
allen Versuchen weiter- 
zukommen ab und ging 
unter unschädlichen Ev- 
Viva l'Ztalia und Ab- 
basso l'Austriarufeu 
wieder in das Tal des 
Oglio Frigidolfo auf 
italienisches Gebiet zu-- 
rück. 
Am 15. August 
öffnete die feindliche 
schwere Artillerie wie-- 
der das Feuer gegen 
den Tonalepaß. An-- 
griffsversuche, welche 
italienische Infanterie 
beiderseits der Straße 
unternahm, wurden abgewiesen. Auch am 20. stand ein 
Teil der Tonalestellung unter schwerem Dauerfeuer, welches 
an den drei folgenden Tagen nur zeitweise nachließ. In der 
Nacht vom 24. zum 25. August wurden die Werke und Feld- 
wachen beiderseits des Passes unter starkes Schrapnellfeuer 
genommen. Viel lebhafter als sonst. Um 4 Uhr früh setzte 
dazu noch schweres 30 Zentimeter-Mörserfeuer gegen das 
Werk Presanella ein. Um 5 Uhr 30Minnuten früh ging ein 
feindliches Bataillon mit einer Maschinengewehrabteilung 
und einer Gebirgsbatterie gegen den Tonale und südlich 
und nördlich desselben vor. Die Straße wurde ebenfalls 
von schwerer Artillerie beschossen. Die eigenen Feldwachen 
hatten Befehl, bei einem übermächtigen Angriff sich zurück- 
zuziehen. Trotzdem hielt Zugsführer Alois F r a n d l 
des Landesschützenregiments Nr. 11 mit wenigen Mann 
den ganzen Tag in seiner Stellung als Feldwache aus. 
Ebenso Unterjäger Friedrich B ü ch s n e r desselben Regi- 
ments, obwohl beide Wachen schon von den Flanken her 
beschossen wurden und auch im Rücken umgangen waren. 
Zugsführer Frandl, befragt, warum er nicht zurückgegangen 
sei, erklärte später: „Ja, ich Hab' da so viel Italiener vor mir 
g'habt, daß ich nur neinschießen braucht Hab', se san ganz 
dicht gestanden." 
Sechs Uhr früh nahm eine unserer Batterien die 
am Monticellohang ansteigende feindliche Gebirgsbatterie 
unter Feuer und erzielte drei Volltreffer, worauf diese Ge- 
birgsbatterie nicht mehr ins Gefecht trat. Inzwischen ar- 
beitete sich der italienische Jnfanterieangriff immer näher 
an unsere Paßstellung heran, während das Werk Presanella 
beständig unter lebhaftem 30 Zentimeter-Feuer gehalten 
wurde. Die Werksbesatzung hielt kaltblütig bei den Geschützen 
aus und feuerte Schuß auf Schuß auf die vorgehende feind- 
liche Infanterie. Die Wirkung dieses Werkfeuers war so 
verheerend, daß der Feind in regelloser Flucht zurückging. 
Um 9 Uhr aber hatte er frische Reserven herangeführt und 
setzte mit 3 Bataillonen wieder zum Angriff an. Das Werk 
Presanella wurde mit Bomben derart überschüttet, daß es 
nur zeitweise durch die Rauch- und Staubwolken sichtbar 
war. Prompt quittierte die Werksartillerie jeden erhaltenen 
Schuß und die anderen Batterien salutierten mit. Um 10 Uhr 
5 Minuten versuchte nochmals eine Alpiniabteilung den 
Monticellohang zu gewinnen, um rettend einzugreifen. 
Das wohlgezielte, vom Sperrkommandanten glänzend ge- 
leitete Artilleriefeuer zersprengte erst die Reserven, die in 
wilder Flucht ihr Heil suchten. Als hierauf das Feuer auf 
die gedeckt liegenden italienischen Schwarmlinien übertragen 
wurde, wählten auch diese den ihnen von den Reserven 
gezeigten Weg und deren Tempo. Um zwei Uhr nachts 
konnten unsere neuerdings vorgehenden Posten konstatieren, 
daß der Schauplatz des Kampfes vom Feinde gänzlich ge- 
säubert sei. In der folgenden Nacht und am 26. zogen 
zahlreiche Verwundetentransporte durch Ponte dt Legno 
nach Südwesten. 
Ein gefangener Regimentsarzt erzählte, daß der italienische 
König in diesen Tagen an der Front weilte und der Angriff 
in seiner Gegenwart erfolgte, da man sicher auf den Durch- 
bruch rechnete. Die Intensität dieser Kämpfe läßt sich daraus 
entnehmen, daß der Feind in einer Woche am Tonaleabschnitt 
6000 Schüsse aus schweren Geschützen abgab. 
Dann kam wieder eine Reihe von Tagen mit der ge- 
wöhnlichen Abwechslung: Artilleriefeuer — kleinere In- 
fanterieangriffe — Ruhe. Am 7. September verkündete 
das italienische Communiquö triumphierend: „Im oberen 
Camonicatale eröffnete unsere Artillerie das Feuer gegen 
feindliche Lager in den Steinbrüchen von Presen«, zerstörte 
diese zum Teile, jagte die darin befindlichen Truppen in die 
Tonale- und Adamellogebiet.
	        
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