Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Feldjug gegen Rußland. 
Uscieczko, die ihnen am Abend des 19. März als Trümmer- 
Haufen in die Hände gefallen, trieben sie auch gegen Wi- 
l e i t y immer neue Opferherden. 
Wahnsinniges Trommelfeuer hatte morgens den Sturm 
vorbereitet, dann stießen gegen den Abschnitt M 0 s h e i t i-- 
Wileity z russische Divisionen vor. Aber 
nur an einzelnen Stellen drangen sie in die deutschen Gräben. 
Dort setzten sofort Gegenstürme ein und warfen den Feind 
in blutigem Handgemenge hinaus; 7 Offiziere, 802 Mann 
blieben als Gefangene in deutschem Besitz. 
„Hier erreichten die feindlichen Verluste eine selbst für 
russischen Masseneinsatz ganz äußerordentliche Höhe." (Be-- 
richt der deutschen Obersten Heeresleitung.) 
Ebenso heiß und hartnäckig wurde in der S e e n e n g e 
um B a l t a g u z y gerungen. Aufs äußerste spannten 
beide Kämpfer ihre Kräfte. Aber der Preis blieb den Deut-- 
schen, der 10. Armee v. Eichhorn. 
Was vermochte die neu aufgefüllte und gestärkte ruft 
sische 2 5. D i v i s i 0 n in all ihrem zähen Angriffstrotz 
gegen den erzenen Wall deutschen Siegeswillens! Ihre 
Wucht prallte an diesem ab wie angeworfener Sand. 
Und die-Regimenter der russischen 10. Division, 
die am Morgen in die deutschen Vorstellungen bei Bliz- 
n i k i eingebrochen waren, hatten wohl vergessen, daß der 
„Durchbruch" kein Zögern vertrage? Sie waren im Kampfe 
durcheinander gemengt worden und in Verwirrung geraten. 
Die Offiziere aber hatten die Befehlsmacht verloren. So 
geschah es, daß einige Kompagnien stürmen wollten, andere 
aber sich mit dem Erreichten begnügten. 
Nur südlich B l i z n i k i, umdas Vorwerk Stach 0 wce, 
tobte der Kampf bis in die Nacht. 
Am Dryswjatyfee und nördlich 
mißglückten die Angriffe. Und auch die |W»vy 
und südöstlich von Ri g a, bei F r i e d r i ch st a d t und der 
Ausfall beiderseits der Bahn I a k 0 b st a d t—M itau 
brachten den Russen keine Erfolge. 
Der Tag hatte wieder ungeheure Kraft verbraucht und 
große Lücken in die russischen Angriffsreihen gerissen. 
Russische Fliegerabwehrstellung bei Dünaburg. 
So schien der 2 2. M ä r z zur Erholung bestimmt, sein 
Morgen war ruhig. 
Nur gegen Wileity brachen unausgesetzt neue Stürme 
los. Hatten sich dort die Geschütze heiser geschrien und die 
Granaten den Boden zerwühlt und zerrissen, dann stürzten 
die Jnfanteriemassen aus dem Wäldchen. Wer vermochte 
ihre Wellen zu zählen? Zudem erschwerte dicker Nebel die 
Beobachtung. Nur das Klirren der Spaten war zu hören 
und hie und da, dann oft und öfter ein Aufschrei, ein Weh- 
laut. Aber näher und näher drangen diesmal die Sturm- 
reihen. Nur einzelne Schüsse vermochte die deutsche Artillerie 
abzugeben. Rasend säten die Maschinengewehre ihren Todes-- 
samen. Aber immer neue Linien mußten im Vorrücken 
sein, Zurufe waren schon zu hören: 300 Schritt noch von 
den Stellungen... 250... 200... Da klärte sich das 
Wetter. Wie ein Ungewitter sausten die deutschen Granaten 
in die russischen Massen und niedrig platzende Schrapnelle 
halfen bei der Vernichtung. Um 11 Uhr vormittags war 
der große Angriff abgeschlagen. Über das Ende sagte der 
deutsche Bericht: „Hunderte von Toten liegen vor der 
Stellung; Hunderte Verwundeter kriechen zurück oder jam-- 
mern vor den Hindernissen; Hunderte werden später von 
russischen Krankenträgern geholt. Der menschliche Ver- 
teidiger erlaubt dem feindlichen Sanitätspersonal unge- 
störte Arbeit und die Bestattung der Gefallenen." 
Nördlich von Wileity wurden nur kleinere 
Kämpfe um vorgeschobene Posten ausgetragen. 
Südlich des Nar 0 czsees griff der Feind erst nach-- 
mittags an. Vielleicht ließ sich bei B l i z n i k i ein voller 
Erfolg erzwingen! Also stürmten nach stundenlangem Ge- 
schützseuer 4russische Divisionen in der Seenenge. Zwei Mal 
rannten sie in je vier dichten Wellen an und zwei Mal prallten 
sie an der nun festgefügten Mauer ab und ließen 2000 Ge¬ 
fangene der 8. sibirischen Schützendivision den deutschen 
Verteidigern. Aber die Artillerie setzte hier nicht aus, wütete 
noch die ganze Nacht und in den Morgenstunden des 
23. März brach hier neuerdings die frisch verstärkte 8. s i-- 
birische Schützendivision vor. Wieder unter-- 
nahm sie zwei Mal den Versuch, 
die deutschen Stellungen zu er-- 
obern. Aber nutzlos blieb das 
Blutvergießen. Und auch die 
abendlichen Vorstöße zeitigten 
keine Früchte. 
Auch die Armeeabtei- 
lung v. Scholtz hatte mäch- 
tige Stöße auszuhalten. Schon in 
der Nacht zum 2 z. M ä r z ward 
von den Russen ein neuer Angriff 
vorbereitet. Nun stürmen sie am 
Tage vier Mal nördlich Wi d sy, 
gelangten zwei Mal bis an die 
Hindernisse, aber auch diese An- 
strengungen waren umsonst und 
kosteten viel Blut. Vor einer 
Kavalleriebrigade lagen allein 
930Leichen russischer Soldaten. 
Bei Dünaburg hatte zu 
gleicher Zeit eine ebenso heftige 
als erfolglose Offensive begon- 
nen. Schon in der Nacht zum 
2 2. M ä r z hatte der Feind die 
dortige Front ohne Artillerie-
	        
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