Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

162 Feldzug gegen Rußland. 
Wahrnehmungen unserer Beobachter etwa 12000 Mann streichen lassen zu dürfen und so erteilten sie um 9 Uhr vor- 
an Toten und Verwundeten. mittags vor allem ihren schweren Batterien das Wort, die 
Am 29. Dezember erreichte der Kampf seinen Höhepunkt ein zweistündiges ununterbrochenes Heulen und Donnern zu 
an Ausdehnung und Heftigkeit. An der bessarabischen Front, unseren Stellungen am Nordende Toporoutz und östlich 
an der unteren und mittleren Strypa und nördlich Burkauöw Raraucze herüberbrüllten. Dann setzten wuchtige Infanterie- 
waren heftige Kämpfe im Gange, in die auch Teile der Armee angriffe ein, die mit immer neuen Kräften unternommen 
Graf Bothmer flankierend eingriffen. Mit Hartnäckig- wurden. Die Karpathentaktik blutigen Andenkens schien hier 
keit und anerkannter Tapferkeit wurde Sturm nach Sturm wieder aufzuleben. Schwer und klirrend stampften lehm- 
' angesetzt und viele russische Truppenteile kämpften dabei gelbe Menschenhaufen heran, die von unseren Truppen beim 
ebenso brav, wie zu Beginn des Krieges. Da war manches Nordende von Toporoutz zweimal zurückgeschlagen wurden. 
Bataillon, das schon bis zu 80 Prozent Verluste erlitten hatte' Um 1 Uhr nachmittags steigerte sich das russische Ar-- 
und dennoch mit dem kleinen Rest weiterkämpfte. In mehreren tilleriefeuer gegen den Frontraum östlich Rarancze zu uu- 
Angriffswellen flutete die feindliche Infanterie vor, aber geheuerer Heftigkeit. Schlag auf Schlag prasselte nieder, die 
unsere Batterien eröffneten ein fürchterliches Kreuzfeuer, Luft hatte Feuer gefangen, nun stand sie in Flammen. Durch 
die Maschinengewehre zogen blutige Furchen in die Scharen derartiges Feuer mußten die festesten Drahtverhaue des 
der Angreifer und das Jnfanteriefeuer knatterte Tod und Vorfeldes in Splitter und Fetzen gerissen werden und so 
Verderben. Wo aber die russische Infanterie bis in unsere gelang es den Russen auch, nördlich der Höhe 258, welche 
Hindernisse gelangte, da öffnete sich unter ihr die Erde, Minen, sie mit 6 Regimentern (ganze 19. Infanteriedivision, 
flammenspeiende Krater flogen auf und unter mächtigen Infanterieregiment Nr. 125 und 126 der 32.Infanterie- 
Explosionen wurden menschliche Körper zerfetzt umherge- division) bestürmt hatten, in einer Breite von eineinhalb Kilo- 
schleudert. So war auch das Ende dieser Angriffe nichts als metern die Verteidiger auf 3—400 Schritte in die 2. Linie 
ein grauenhaftes Totenfeld vor unserem Draht und alles zurückzudrängen. 
Heldentum der russischen Truppen, so unermeßlich und über- Im Räume der Einbruchsstelle waren 2 Bataillone des 
menschlich es an sich war, mußte geringfügig erscheinen im Honvödinfanterieregiments Nr. 300 eingesetzt worden, die 
Vergleich zu dem kalten, zähen Ausharren unserer Truppen. Honvödinfanterieregimenter Nr. 301 und 305 standen als 
Das XI. Korps, GdK. K 0 r d a, wies an der bessarabischen Reserve noch zur Verfügung. Der Stützpunkt auf Höhe 368 
Front an diesem Tage mehrere heftige russische Angriffe im wurde im Laufe des Nachmittags viermal angegriffen, alle 
Räume Toporoutz dann am Dokzok ab. Beim VI. Korps, Versuche der Russen aber, dort in unsere Stellungen ein- 
GdJ. v. A r z, wurde die 39. Honvödinfanteriedivision an- zudriugen, wurden blutig abgewiesen, 
gegriffen und warf die Russen gegen Dobropole zurück. Des- Auch unsere Strypafront nordöstlich Buczacz griff der 
gleichen scheiterte ein schwächerer feindlicher Angriff gegen Feind am Neujahrsmorgen an, aber der Angriff mißlang 
die 12. Infanteriedivision dieses Korps. ebenso, wie ein russischer Vorstoß auf eine Schanze nordöstlich 
Während in der nächsten Zeit die Tätigkeit des durch Burkanüw, der durch die Batterien der Armee Bothmer 
die letzten Kämpfe stark erschöpften Gegners an der bess- flankiert werden konnte. 
arabischen Front vorläufig nachließ, richtete er seine Vor- Im Laufe der Nacht wurde beim XI. Korps die Grup- 
stöße am 30. und 31. Dezember besonders heftig gegen den pierung für den Gegenangriff bei Rarancze angenommen, 
vom VI. Korps beschirmten Frontteil südlich Burkanüw und Bei Tagesanbruch begann die Artillerievorbereitung. Der 
Buczacz, wo inzwischen zwei neue russische Korps eiuge- Gegenangriff gewann etwas Raum, wurde jedoch durch starke 
troffen waren. feindliche Angriffe zum Stehen gebracht. 
Bei der 39. HonvÄinfanteriedivision setzte der Feind Im Laufe des Nachmittags erneuerten die Russen ihren 
am 30. gegen die Front Kujdauüw^Hajworonka zum An- Versuch, gegen unsere Stellungen östlich Rarancze vorzu- 
griffe an, der, mehrmals wiederholt, jedesmal blutig ab- brechen; der Angriff — von mindestens 12 Bataillonen ge- 
gewiesen wurde. Die Russen hatten sehr starke Verluste, führt und etwa 15 Batterien unterstützt — kam jedoch 
So wurden vor einer Kompagnie unserer Truppen 181, vor in unserem wirksamen Feuer wieder zum Stehen. In An- 
einer anderen 325 russische Leichen gezählt. betracht des Zustandes der Truppen und der Belang- 
Am 31. wies die Gruppe FML. Hadfy mehrerefeind- losigkeit des erlittenen Raumverlustes wurde die ursprüng- 
liche Angriffe gegen die Brückenschanze von Mihalcze ab. liehe Absicht, den Gegenangriff auch am 3. Jäuuer fort- 
Sehr heftige Angriffe versuchten die Russen am 31. aber- zusetzen, fallen gelassen und die Behauptung und technische 
mals gegen das VI. Korps und zwar hauptsächlich gegen Ausgestaltung der bis nun gehaltenen rückwärtigen Stel- 
dessen Nord flügel, die 39. HouvSdinfanteriedivision, im Räume Jungen östlich Rarancze beschlossen. 
Kujdanow—Hajworonka. Unterstützt durch die Artillerie Mittlerweile waren auch vereinzelte Vorstöße an der 
des Korps H 0 f m a n n schlug die Division diesen Angriff, Serethmündung und an der unteren Strypa, am Kormin- 
der stellenweise bis an die Drahthindernisse gelangte, unter bach und am Styr unter beträchtlichen russischen Einbußen 
großen Verlusten für den Feind ab. Schwächere feindliche abgewiesen worden. 
Angriffe gegen die nördlich Buczacz bis Kujdanow stehende Auch am folgenden Tage, dem 3. Jänner, setzten die 
12. Jnfanteriedevision wurden im Keime erstickt. Russen nach einer relativ ruhigen Nacht ihre Versuche, den 
Nach zwei Tagen verhältnismäßiger Ruhe an der bess- östlich Rarancze errungenen kleinen Vorteil weiter aus- 
arabischen Front, wo das zwischen Prnth und Dnjester zubauen, fort. Schon um 7 Uhr vormittags begann ein 
stehende XI. Korps im Laufe der letzten 5 Gefechtstage in regelmäßiges, kräftiges Artilleriefeuer gegen diesen Abschnitt 
seiner ursprünglichen Stärke von rund 30 Bataillonen mit und gegen Toporoutz und um 3% Uhr nachmittags war im 
verstärkter Artillerie die Angriffe des russischen XI. und XII. Raum östlich von Rarancze ein heftiger Jnfanterieangriff 
Korps ohne Verwendung neuer Reserven abgewiesen hatte, (32. Infanteriedivision) im Gange, der durch zweieinhalb- 
glaubten die Russen den Neujahrstag nicht ungenützt ver- stündiges Trommelfeuer ausgiebigst vorbereitet worden war.
	        
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